Sonntag, 15. Februar 2015

400 km Trampen bis zum Rio Futualefu

Punkt 11 Uhr stehe ich mit vollbepacktem Rucksack am Straßenrand. Augenscheinlich bin ich nicht der einzige der auf den Bus verzichten möchte,  denn es stehen und ungefähr 10 weitere "Hitchhacker" am Straßenrand. Nichts desto trotz bleibe ich optimistisch. 400 km das ist doch ein Katzensprung!  Ich lehne mich entspannt an ein Brückengelander und blicke auf den sonnenbeschienen Fjord Puyhuapis . Etwas abseits, einzelne Traveller werden eher mitgenommen,  stelle ich mich an den Straßenrand und warte. Die ersten Autos kommen vorbei und obwohl ich mein sympathischstes Gesicht aufsetze, hält kein Auto an. Aber, es hat ja auch niemand behauptet, dass es einfach ist 400 km zu trampen. Ich bleibe ganz entspannt,  auch wenn die meisten Autos in die entgegengestzte Richtung fahren,  denn ich habe ja alle Zeit der Welt. Was, übrigens ein großer Teil des Backpacker Lebens ist, einfach drauflos zu reisen ohne Termine, Ziele oder Erwartungen.  Auf der anderen Seite so um 8, 9 Uhr abends würde ich schon gern in Futualefu ankommen.  Trotzdem scherze ich locker mit den anderen Hitchhakern. Zur Not bleibe ich eben in Puyhuapi und warte auf die nächste Busverbindung in den Süden. Nach einer halben Stunde warten, nimmt mich jedoch ein nettes chilenischen Ehepaar mit. Das Abenteuer beginnt!  Schnell stelle ich fest, dass die beiden nur nach La junta fahren, ich will jedoch weiter in den Norden und wie schon im letzten Post erwähnt, La Junta ist am Ende der Welt. Aber gut die ersten Kilometer sind geschafft. Um 13:00 Uhr komme ich in La Junta , nach einer holprigen aber interessanten Fahrt  ( die Chilenen haben deutsche und italienische Vorfahren und sprechen etwas englisch ), an. Zuversichtlich steige ich aus und schaue mich am Straßenrand nach einem geeigneten Platz zum weitertrampen um, wobei ich erschrocken feststelle, dass der Straßenrand bereits voll von anderen Tramper ist. Gemäß der Tramperregel stelle ich mich hinter die anderen und warte. Vergebens!  Nach 2h hat auch nur ein einziger Autofahrer Anstalten gemacht, anzuhalten. Ich frage die anderen Tramper,  mittlerweile gibt einer nach dem anderen auf, ob es noch andere Möglichkeiten gibt, in den Norden zu kommen. Wir beschließen eine "Señora" anzurufen und sozusagen ein "Taxi" für acht Personen zu bestellen, bei dem der Preis, durch acht geteilt, dann auch nicht allzu hoch ist. Ich warte also auf einen Minibuss. Eine halbe Stunde zu spät,  ich gewöhne mich langsam daran dass die Chilenen immer zu spät sind, erscheint ein ganz normaler, für fünf Personen eingerichteter Jeep. Weiterhin schaue ich mich nach der Señora und dem Minibuss um, als mich plötzlich die anderen Reisenden auffordern, mein Rucksack aufzusetzen. Verwundert frage ich warum, bevor mir klar wird, der Jeep ist der Minibuss!  Acht Personen und sieben Backpacker-Rucksäcke sollen da jetzt rein? Die Chilenen zeigen mir wie es geht. Auf die Ladefläche kommen die Rucksäcke und zwei Chilenen,  in die Mitte quetschen wir uns zu viert auf die Rücksitzbank,  bevor eine abenteuerliche Fahrt über die Schotterpiste namens Caretera Austral beginnt. Während ich um die beiden Jungs auf dem Anhänger zittere,  bringt uns der Transfer bis nach Villa Santa Lucia . Einem noch kleineren Dorf! Das sowas überhaupt geht? Es ist schon 5 Uhr, aber es fehlen auch nur noch 80km und es gibt einen Bus um halb 6 . Begeistert warten wir, nur noch zu fünft, auf den Bus,  bevor wir geschockt werden. Der Bus kommt eine halbe Stunde zu spät, aber dass muss ich eigentlich nicht mehr erwähnen , und viel schlimmer ist: Er ist voll! Nachdem ich mich mit den anderen Reisenden besprochen habe, frage ich doch nochmal beim Busfahrer persönlich nach, ob nicht doch zumindest ein Platz frei ist. Tatsächlich habe ich mal wieder Glück und der Busfahrer verstaut mein Gepäck auf dem Dach, des nicht gerade vertrauensvoll wirkenden Minibuses. Ich quetsche mich in den Bus und halte mich krampfhaft an der Schiebetür fest. Mehrmals bin ich mir sicher das die Reifen oder der Motor im nächsten Moment den Geist aufgeben werden. Gegen alle Wahrscheinlichkeit komme ich jedoch um 20:00 Uhr in Futualefu an der Argentinischen Grenze an. Müde und hungrig setze ich mich erstmal auf die Plaza und verschlinge mein letztes Brötchen,  bevor ich mich auf die Suche nach Hostels mache.  Um ehrlich zu sein ohne groß zu suchen, steige ich in der erst besten Hospedaje ab. Nachdem ich angekommen bin treffe ich mich mit der Chilenin aus Chaiten,  die gerade in Futualefu ist und mir den Ort auch empfohlen hat. Wir setzten uns bei immer noch angenehmen Temperaturen in eine Bar und unterhalten uns noch bis Mitternacht. Todmüde schlafe ich ein, bevor ich mich am nächsten Morgen mit Catherine,  zum Trekking entlang des bekannten und der Stadt ihren Namen gebenden,  Rio Futualefu , treffe. Auf der Plaza, an der wir uns verabredet haben, findet gerade ein Dorffest statt, sodass ich ein Bild mit einem echten Huaso, also einem traditionell gekleideten "Queuka" Tanzer machen darf. Nachdem wir kurz die Tänzer bestaunt haben, trampen wir, bei warmen, ca. 25 Grad , bis zum Parkeingang,  von wo aus wir den 5km langen Hinweg, zum Aussichtspunkt am Fluss, angehen. Dem Rauschen, des größten Flusses Chiles folgend, wandern wir durch ruhige ,schattige , grüne Pfade . Ungefähr bei der Hälfte des Weges, schlage ich vor,dass wir uns mal bis zum Fluss durchschlagen.  Wir kämpfen uns also quer Feld ein durch die von hellgrunen Farnen geprägte Landschaft. Immer deutlicher hören wir das Tosen des Rios, während die Sonne ihr Strahlen durch das grüne Pflanzendach wirft. Plötzlich  gelangen wir zu einer Lichtung. Klares, im Sonnenlicht glitzerndes Wasser, fließt langsam unter unseren Füßen, über den Kiesstrand . Wir setzten uns unter schattenspende Palmenblatter und genießen den Moment,  bis wir uns weiter Richtung Aussichtsplatform aufmachen. Wieder am Wanderweg angelangt, beginnt dieser immer steiler anzusteigen,  was bei einer Aussichtsplatform durchaus logisch ist. Zusammen erklimmen wir den von Steinen überschütteten Weg bis zum Gipfel des Hügels. Langsam setze ich die letzten Schritte, bis ein umwerfender Ausblick auf die Flusslandschaft zu Tage tritt. Dunkelblau bis hellgrun fliest der Fluss, an, im Hochsommer immer noch Schneebedeckte Berggipfel und deren Grünen Täler , vorbei. Einzelne Ranches tauchen am Rande des Flusses auf und Rinder begrasen die weiten unberührten Weiden.  Spontan habe ich eine Idee.  Ich kettere achtsam über die Absperrung der Plattform, auf die darunter liegenden Felsen, und beuge mich langsam über den Rand des Abgrundes. Mir wird ganz schwindelig, als ich die 100 Hohenmetern hinabschaue, von wo aus der Fluss richtig furchteinflosend wirkt. Nachdem Catherine ein paar grandiose Fotos von mir geschossen hat, steige ich wieder zurück auf den abgesicherten Bereich und wir , machen uns auf den Rückweg. Abends im Dorf angekommen probiere ich noch Futualefus Spezialität,  die sogenannte Miranga,  ein dünnes paniertes Rindfleisch zwischen Tomaten, Avocadocreme und zwei frisch getaosteten Brotscheiben. Bombastisch!  Und endlich mal wieder Fleisch!!  Wir lassen den Tag ausklingen und reservieren schonmal die Tour über den größten See Chiles, zu den Capillas de Marmol sowie die Zodiackbootstour zum San Rafael Gletscher. Fortsetzung folgt also.

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