Es ist schon früher Abend , als ich in Puerto Montt ankomme, der Stadt, in der ich meine Reise in den Süden gestartet habe. Mit geschultertem Rucksack laufe ich, durch das Busterminal, hinaus auf die Straßen, zum zweiten Mal hoch richtung Hostel Casa Perla. Diesmal begrüßen mich nicht so viele Backpacker, um genau zu sein nur die freundliche Gastgeberin. Doch noch während ich mich im Gemeinschaftszimmer ausbreite, bezieht ein Schwede das Bett, gegenüber meinem Kleiderchaos. Mit starkem Akzent fragt er mich, ob ich mit komme, was kleines zu Essen.
" .... and drink a beer. " fügt er noch an, sodass ich nicht nein sagen kann.
Die Deutschen gehen immer mit, wenn ich das sage , lacht er. Geminsam laufen wir den Hügel wieder hinunter zur Costanera und setzten uns in einen kleinen Imbiss, wo ich mir Pommes und natürlich, ein kaltes Bier bestelle. Das Bier ist ok, die Pommes gut. Der Schwede kommt aus einem kleinen Dorf, nicht unweit von Stockholm und möchte nach der Reise als Bodensoldat in die Arme eintreten. Mit seiner Größe und dem Vollbart traue ich ihm das auch zu. Viel zu früh kehren wir zurück in unser Hostel und beschließen später noch einen richtigen Pub aufzusuchen. Kurz darauf kommen dann auch zwei gut gelaunte Franzosen im Hostel an, die ebenfalls in ein Pub möchten, sodass wir uns zu viert aufmachen um ein paar Bierchen zu trinken. Wir landen in einem warmen von Einheimischen besuchten Pub. Gelächter, angeheiterte Stimmen und ein durcheinander an spanischen Wörtern dringt an unsere Ohren, aber der Pub wirkt herzlich und die Kellnerin gefällt uns sofort, sodass wir uns an einen großen Holztisch setzen.
"Gibt's Bier vom Fass?"
frage ich, und die hübsche Bedinung bringt uns zwei verschiedene Biersorten zum probieren. Das eine scheint Schwarzbier zu sein, schmeckt aber eher nach Öl, das andere etwas hellere "Dunkle " ist um einiges Besser. Letzten Endes serviert die Kellnerin ein Pisco Saur, eine Piscola und zwei Halbe der hellen "Dunklen". Die Franzosen sind lustige Typen, sodass es bald eine ausgelassene, fröhliche Runde wird , auf die wir gerne ein zweites Mal anstoßen. Ein Gitarrenspieler mit Sombrero , gesselt sich zu uns an den Tisch und wir beginnen ungeschickt im Takt mit zu schunkeln. Ein paar deutsche Worte hat der Kneipenmusiker auch noch parat. Er rappt:
"Berlin, Paris, Guten Tag, Buenos Dias, Extranjeros" .
Gegen 11 sind unsere Gläser leer und die Franzosen, sowie der Schwede müssen morgen, früh zum Bus und Flughafen, sodass wir kurz nach 11 in unsere "Casa Perla" zurückkehren. Nach gut einem Liter Bier schlafe ich schnell und tief ein, froh ein weiches Bett, statt einen unbequemen Bussitz im Rücken zu spüren.
Am nächsten Morgen wache ich um neun auf, bleibe aber noch kurz liegen, ehe ich mich aufrappele um zu duschen. Heute Morgen sollte Joshi in Puerto Montt eintreffen und da ich nicht genau weiß um wie viel Uhr der Bus ankommt, beeile ich mich lieber mit dem duschen. Noch während ich das warme Wasser genieße schallt eine bekannte Stimme die Treppe herauf. Die erste seit zwei Monaten! Schnell trockne ich mich ab, ziehe meine Sachen an und stürme halb fertig aus dem Bad. Da steht er vor mir. Verschwitzt, von dem Marsch den Berg hinauf, etwas müde von der langen Busfahrt, aber über das ganze Gesicht strahlend, umarmen wir uns herzlich und klopfen uns auf die Schultern. Gemütlich setzen wir uns an den hübsch eingedeckten Frühstückstisch in der lichtdurchfluteten Küche. Bei selbstgemachter Marmelade, frisch getaosteten Brötchen, Yoghurt, Milch, Käse, Te und Café berichten wir erstmal ausgelassen von unseren Erlebnissen und tauschen Neuigkeiten aus. Ein abwechslungsreicher, erster gemeinsamer Reisetag beginnt. Nachdem ich Joshi mein Plan für die nächsten Tage vorgestellt habe und er damit voll zufrieden ist , beschließen wir, ein bisschen die Stadt zu erkunden, ein paar Lebensmittel einzukaufen und das Busticket auf die Insel Chiloe zu buchen. Die Sonne scheint für Ende März ausgesprochen kräftig, sodass wir bei klarem blauen Himmel und angenehmen Temperaturen die Straße, entlang der Küste, vorbei an den vielen, verschiedenste Sachen verkaufenden Buden , schlendern, bis wir den Supermarkt erreichen. Wir überlegen uns , was wir uns zu Mittag machen, und zum ersten mal seit 2 Monaten muss ich mich mit jemanden absprechen was wir einkaufen, was mir zugegeben nicht so leicht fällt. Trotzdem sind wir zum Schluss beide zufrieden, vor allem mit den Lemon Cookies. Um noch die zweite Halbzeit von der Bundesliga Konferenz zu hören laufen wir wieder zurück zu unserem Hostel, wo ich den knappen Sieg der Dortmunder bejubele und Joshi die Zitronen Kekse. Mit Chips und Keksen lassen wir uns es erstmal gut gehen, bis wir trotz, oder aufgrund der Snacks, Lust auf was richtiges zu Essen bekommen. Deshalb lassen wir uns in der Familienküche nieder und ich starte den Versuch mein restliches Gemüse und Hamburgerfleisch in der Mikrowelle warm zu machen. Nach den ersten paar Minuten bleibt unser Mittagessen kalt, nach ein paar weiteren ist plötzlich die Tupperbox geschmolzen, aber wir haben unseren Spaß und das Essen ist heil geblieben, und warm. Nach dem kurzen Mittagessen lassen wir uns erstmal wieder auf unseren Betten nieder, wo ich feststelle, dass mein Handy nicht mehr angeht. Verzweifelt versuche ich mit dem , von Joshi mitgebrachten, Leathermen das Gehäuse aufzuschrauben. Die Schraubenzieher sind zu klein, weshalb ich einen zweiten Anlauf mit dem Messer starte. Plötzlich rutscht mir die Klinge ab und fährt mir in den Zeigefinger. Der Lathermen ist sehr scharf und ich habe Glück, dass ich mir nicht den Finger abgesebelt habe, und trotzdem erkenne ich kurz den Knochen, bevor ich geistesgegenwärtig die Wunde zudrücke und mit einem Tempo versuche die Blutung zu stoppen. Mir wird schwindelig. Ich lege mich auf das Bett und bin froh dass Josh ruhig assistiert, sodass die Schnittwunde nach zwei, drei Tempos aufhört zu bluten. Geschickt verarztet Joshi meine Wunde mit einem Pflaster. Das war also daß erste Mal , dass ich den Lathermen benutzt habe. Ab jetzt werde ich vorsichtiger sein. Obwohl ich Pflaster hasse, lasse ich ihn machen, da es bei dem tiefen Schnitt nötig ist. Noch ein paar Minuten erhole ich mich von dem Schock, bevor wir ein weiteres Mal in die Stadt gehen, weil wir heute Morgen vergessen haben die Bustickets zu kaufen. Nachdem wir diese besorgt haben und bald, genug von der öden Arbeiterstadt gesehen haben, laufen wir zurück zum Hostel wo wir gut gelaunt, mein Finger ist wieder vergessen, beschließen, bis zum geplanten Surfkurs im Norden regelmäßig Sport zu betreiben und Krafttraining zu machen. Nach den ersten Liegestützen malt sich Joshi schon aus, wie die hübschen Beachgirls uns, unwiderstehlichen Surfern, hinterherrennen. Um das zumindest im Ansatz zu verwirklichen stimme Ich seiner Idee zu, gegen Abend auf der Küstenstrase joggen zu gehen. Pünktlich zum Sonnenuntergang gehen wir los. Fröhlich, und in Gedanken schon bei den Surfgirls und weißen Sanddstränden, laufen wir , das Meer und die Berge im Hintergrund im Blick, die Küste entlang. Nach ca 2 Kilometern kehren wir um. Während wir zurückjoggen, färbt sich der Himmel über dem blauen Meer langsam orange-rot und bildet einen schönen Kontrast zu den dunklen Berggipfel in der Ferne. Es ist schon dunkel , als wir den Hügel zu unserem Hostel in Angriff nehmen. Im Dunkeln sehen die Straßen ganz anderst aus und die Gegend macht eine unheimlichen Eindruck. Überall sind kläffende Hunde zu hören und heruntergekommene Häuser reihen sich an Autowerkstätten, kleine Läden und Pubs.
"Schau da muss eine Disco sein , so viele Menschen wie da davor stehen." meine Ich und Joshi beginnt plötzlich laut zu lachen.
Verwirrt schaue ich ihn an. Danach die Disco, wo ich auf dessen Dach ein Kreuz entdecke. Die Disco ist eine Kirche. Naja, ich glaube zumindest zu wissen wo wir sind. Nach ein paar Kreuzungen weiter bin ich mir da allerdings nicht mehr so sicher.
"Wir sind zu weit oben. Das passt nicht" bin ich mir nun sicher.
Ausgepowert laufen wir den Berg wieder hinab, um von der größeren Querstraße aus, uns neu zu orientieren. Tatsächlich finden wir beim zweiten Anlauf unser Hostel in welches wir lachend und außer Atem zurückkehren. In dieser Nacht schlafen wir, nach einem geplant entspannten, dann doch aufregenden Tag, die nächsten Tage auf der Insel Chiloe erwartend, tief ein.
5 Monate durch Chile reisen. Gletscher, Königspinguine, Wüste, Geysire, Vulkane, indigene Kulturen und vieles mehr, hält das längste Land der Welt geheim. Von Feuerland über Patagonien zur Atacama-Wüste bis hoch ins Andenaltiplano, 4.300km und über 39 Breitengrade von Süd nach Nord. Ein Land das fasziniert und noch viel unentdecktes bereithält. Seid Ihr mutig genug es zu erkunden? Die Geheimnisse von Bolivien und Peru gibt es hier: Der Link: travelandexploreboliviaperu.blogspot.com
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