Freitag, 13. Februar 2015

Dauerregen und ein Puma

Dauerregen, Windboen und triste, graue Wolken bestimmen den nachsten Tag in Chaiten, sodass ich den ganzen Tag über um mein Zelt zittere, und in der Nacht sollte es mit dem Regen nicht besser werden. Gleichmäßig tropft er auf mein Zelt. Mal stärker mal schwächer. Anfangs vertraue ich dem Zelt nicht und drücke kein einziges Auge zu, doch nach ein paar Minuten, oder auch länger,  lasse ich den Regen, Regen sein, schicke noch ein Stoßgebet gen Himmel, ehe ich einschlafe. Das Zelt hält tatsächlich dem dauerregen stand.Bis auf ein paar Tropfen ist alles trocken geblieben, trotzdem habe ich genug von Chaiten und vor allem vom Zelten. Ich kaufe mir ein Tag früher als geplant ein Busticket nach La Junta. Jetzt da ich das Busticket gekauft habe, kommt wieder die Sonne raus und ich lege mich auf der Plaza, auf eine freie Bank, und genieße die Sonne,  welche sich über die Berghange schleicht. Den Tag verbringe ich sozusagen im Bus,  und auch in la junta gibt's nichts zu erleben.
Nächster Morgen in La Junta : 10.02.2015  03:20 Ortszeit.
Es ist stockdunkel und einsam still. Gezwungener Maßen stehe ich auf, packe meine Sachen und Frühstücke. Immer noch ist es stockfinster und weiterhin klatscht der regen, gewaltsam gegen die Scheiben. Nachdem ich den  Regenschutz über meinen Rucksack gestülpt habe, trete ich hinaus in die schwarze,  regnerische Nacht. Die schwachen Straßenlampen lassen die unheimlich wirkenden Umrisse der Häuser erkennen, aber sonst herrscht Dunkelheit. Um 05:00 Uhr fährt mein Bus und ich bin mal wieder viel zu spät dran.  Ich schaue auf die Uhr: 5 vor 5, und ich erkenne keine einzige Straße in der schwarzen Nacht wieder. Das Dorf besteht nicht aus vielen Straßen,  weshalb zumindest noch eine klein Hoffnung besteht den Bus rechtzeitig zu finden.  Das Ticket ist schon bezahlt und viel schlimmer ist, verpasse ich den  Bus, sitze ich in la junta, gefühlt am Ende der Welt, fest. Alleine. Ich laufe die Straße entlang,  durch den kalten Regen. Bald erreiche ich die erste Kreuzung. Links oder geradeaus? Ich weiß es nicht. Ich laufe gerade aus und entscheide mich nach zwei Metern um. Warum ? Ich weiß es nicht. Ich bete, dass zumindest einmal, mein sehr schlechter Orientierungssinn, funktioniert. Ich erreiche die nächste Kreuzung, und fast traue ich mich nicht mich umzuschauen. Bin ich falsch , so ist der Bus verpasst!  Ich atme tief ein und betrete die Kreuzung. Ich schaue nach links.  Nichts. Ich schaue nach vorne. Nichts. Ich schaue nach rechts. Ein Bus! Ich laufe nochmal schneller und passe den Busfahrer,  der gerade losfahren möchte noch ab. Zwei Stunden später erreiche ich den Nationalpark Queulat. Es ist noch immer leicht dunkel und schwere Wolken hängen über dem dichten Gewächs des Parks. Als einziger steige ich aus dem Bus aus, und mache ich auf den Weg zum Eingang. Ohne Karte laufe ich den einzigen Weg abseits der Caretera Austral entlang, in der Hoffnung den richtigen gewahlt zu haben. Bald erreiche ich das Willkomensschild und ich weis das ich richtig bin. Nachdem ich an einer kleinen Hütte den Eintritt bezahlt habe , und mein Rucksack abstellen darf, wandere ich los. Verschlafen liegt der Park vor mir. Ich folge einem Waldweg, gesäumt von Farnen und mossbewchsenem Boden und lausche gespannt den Geräuschen des Waldes, atme leise die angenehme Luft ein und beobachte aufmerksam die lebendige Natur um mich herum.  Es bewegt sich nichts,  und irgendwie doch alles. Allein, zwischen der dichten, unberührten  Vegetation, kann man die Größe, der Natur und die vielen verschiedenen Eindrücke noch besser wahrnehmen. Wachsam gehe ich Schritt für Schritt tiefer in den Urwald hinein. Plötzlich höre ich hinter mir ein fauchen und bleibe abrupt stehen. Erschrocken drehe ich mich langsam um, und vor mir steht von Angesicht zu Angesicht ein leise fauchender Puma. Seine Runden Ohren, seine spitz zulaufende Nase, und seine zu schlitzen verangten, schwarzen Augen schauen mich prüfend an. Auch ich betrachte den Puma eingehend und versuche ihn einzuschätzen. Er ist nicht größer als ein Fuchs, hat braunes,  teilweise graues Fäll und sieht überhaupt nicht gefährlich,  im Gegenteil sogar sehr niedlich, aus. Langsam und immer den Puma im Auge behaltend, hole ich mein Handy hervor und schaffe es gerade noch ein paar Fotos zu schießen,  bevor der Puma wieder im dickkicht verschwindet. Nach diesem tollen Erlebnis marschiere ich noch aufmerksamer durch den Wald, bis ich ein Infoschild erreiche , und folge dem Weg zum Colgante Hangegletscher.  Der Weg wird schmaler und gleicht eher einem wenig begangen Pfad, der durch immer wilder werdende Vegetation führt. Nach ein paar Metern gelange ich zu einer langen und schmalen Hängebrücke,  die über einen wilden, türkisfarbenen Fluss führt. Ein Schild warnt davor, höchstens zu viert gleichzeitig die Brücke zu begehen, was mich ein bisschen an Indianer Jones erinnert , bei dem sind die Brücken immer nach der Hälfte eingestürzt, sodass er sich geradeso noch hat retten können. Bei mir hält die Brücke natürlich und trockenen Fußes marschiere ich den, jetzt steil ansteigenden, Pfad hinauf. Der feuchte Boden, herumliegende Steine, mosbewachsene Baumstämme und umgeknickt Bäume machen den Wanderweg zu einem abenteuerlichen Unterfangen. Fast unbeschadet, nur  einmal muss ich in den Schlamm greifen,  erklimme ich jedoch den Aussichtspunkt  , der für den harten Aufstieg mehr als entlohnt. Ich blicke auf zwei hohe, den Park einrahmende Berge, zwischen denen ein blau schimmernder Gletscher hängt, von dem aus mehrer Wasserfälle, cascadenartig in eine türkisfarbene Lagune stürzen. Ich lasse das Panorama auf mich wirken und bitte zwei Chilenen, die nach mir angekommen sind, ein Bild von mir zu machen,  ehe ich den Anstieg angehe. Während die Sonne sich langsam einen Weg über die Berge bis vor die dichten Wolken erkämpft,  springe ich den Pfad wieder hinab. Am Parkausgang angekommen,  der Park ist viel kleiner als gedacht, stelle ich fest dass ich noch gar keinen Gedanken an die Weiterfahrt bzw. uber eine Fahrt ins nächste Dorf verschwendet habe. Ich frage also an der Infohutte am Parkeingang nach, und tatsächlich fährt ein Bus zurück ins nächste Dorf. An dieser Stelle muss ich zugeben, Zelten im Park wäre gut möglich gewesen, nur habe ich keine Lust mehr auf mein enges Zelt, dem anklopfenden Regen und eiskalten Duschen! Ich fahre also nach Puyuhuapi einem am Fjord gelegenem Dorf, wo ich auch geradeso noch eine Unterkunft bekomme. Es lohnt sich auf das Zelten zu verzichten, da das Bad sehr sauber ist, ich nette Israelis und ein französisches Paar treffe, mit denen ich mich gut auf englisch unterhalte, und auch das Frühstück lohnenswert ist. Ich bleibe nur eine Nacht in Puyhuapi und beschließe am nächsten Tag nach Futualefu zu trampen.

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