6.00Uhr morgens, mein Wecker klingelt. Es ist stockfinster in dem 4-Bett-Zimmer, sodass ich blind und verschlafen meine Sachen zusammensuche. Der Versuch schnell und leise meine Kleider, sowie das Proviant , in den Flur zu verfrachten gelingt nicht ganz, aber das ist der Preis eines Schlafsaals. Ohne mich groß zu waschen ziehe ich mich an und laufe die Treppe herunter in den Aufenthaltsraum, der gleichzeitig das Wohnzimmer der Familie darstellt, wo mich der verschlafene Hausherr begrüßt und ich ihm zeige wo der Tee steht, den er mir dann serviert. Die kleinen Hostels srahlen eine solche Gastfreundlichkeit aus, dass man sich sofort Wohl fühlt. Die Senora nennt mich nachden 7 Tagen sogar liebevoll "mein Sohn", da ich mit Abstand der jüngste Gast bin. Ich setze mich an den Esstisch, kratze die letzten Reste des Philadelphia Käses aus , während ich aus dem Fenster in den noch nächtlichen Himmel Punto Arenas schaue. In den letzten Tagen habe ich gelernt, dass die Stadt erst so gegen 10,11 Uhr morgens aufwacht , da vorher meistens noch der nächtliche Regen auf die Gassen plätschert. Gegen frühen Mittag kommt dann oft die Sonne heraus, bevor es Nachmitags wieder schlechter wird, ehe es Abends wieder aufhellt. Die Leute behaupten das wäre der typische Wetterverlauf, aber ich weiß nicht ob das Wetter wirklich so gleichmäßig ist. Jedenfalls schlürfe ich noch den Te, als es an der Haustür klingelt. Ein Energie versprühender Busfahrer tritt schwungvoll ein.
"Fabian Franz?? Tierra del Fuego? "
"Si , un momento. " antworte ich , trinke schnell den Tee leer, bevor ich mich hinter den Busfahrer in den Van setze. Wir fahren durch die nassen Straßen Punto Arenas und sammeln die anderen Tourteilnehmer ein, während das Wetter immer herrlicher wird. Es scheint der schönste Tag der Woche zu werden. Perfektes Timing, bis auf, dass ich das Dortmund-Spiel gegen Juventus Turin verpasse, was aber im Nachhinein gut so war. Nach acht Uhr verlässt der volle Van die Stadt richtung Fähre, wo zum ersten Mal die Magellanstrase auf mich wartet. In Fuerte Bulnes habe ich zwar schon Pazifik und Atlantik gleichzeitig gesehen, aber das war nicht die berühmte Magellanstrase, denn auf dieser sieht man nämlich an vielen Stellen gar keine der Ozeane. Um halb 10 betrete ich die große Fähre, die nur einmal täglich Feuerland mit dem Festland verbindet, sodass unser Guide meint, dass es für die Bewohner in Porvenir, einem kleinen Dorf auf Feuerland, nahe der Fähre, jeden Tag ein besonderer Moment ist wenn die Fähre ankommt. Den Blick auf das weite, tiefe Blau und der in der Ferne wartenden Küste Tierra del Fuegos gerichtet, laufe ich die Eisensprossen hoch auf das Deck des Schiffes. Ich bestaune noch kurz das in der aufgehenden Sonne glitzernde Wasser der Magellanstrase, bevor ich mich auf die gemütlichen Polster der geräumigen Cafeteria fläze und den morgendlichen Schlaf nachhole.
Nach knapp drei Stunden kommt die Fähre an, ich trinke, meinen diesmal zu süßen Te con Leche aus, ehe ich den nähergerückten felsigen Küstenstreifen Feuerlands betrachte. Die Magellanstrase ist wie ein breites, großes, blaues Ungetüm, das zwischen Festland und Feuerland schlummert. Nach fünf weiteren Minuten Busfahrt kommen wir in Porvenir an, der einzigen chilenischen Stadt bzw. Dorf auf Feuerland, gleichzeitig die südlichste Stadt Chiles. Dort angekommen empfiehlt, unser freundlicher Guide und Busfahrer zugleich, ein Dorfrestaurant und lässt uns kostenlos das historische Museum besuchen. Da ich meine Hot Dogs dabei habe, verzichte ich auf das für 2.000 Pesos fast günstigere Mittagsmenü und gehe direkt in das Museum. Vorbei an einem alten Traktor, trete ich in das mit Holzbohlen unterlegte Museum. Der erste Teil zeigt eine Fotogalerie von einheimischen, talentierten Fotografen mit Schnappschüssen aus der Region. Schneebedeckte Küstenlandschaften, azurblaue Seen, Blauwale und Greifvögel wurden von Kameras eingefangen. Ich laufe in den zweiten Stock, wo der erste Teil dem Urvolk gewidmet ist und Bilder ihre nackten, schwarz-weiß gestreift, bemalten Körper zeigt, sowie Felle, Pfeil und Bogen und Holzkajaks die Jäger Kultur verdeutlichen. Ich folge dem Zeitstrahl Richtung Gegenwart und gelange zunächst in die Zeit des Goldrausches. Hoffnungsvolle Investoren sprießen aus dem Boden, nachdem die ersten Goldfunde die Runde machen. Ein originalgetreu, rekonstruierter Laden zeigt den kolonialen Einfluss und einige Produktnamen kommen mir wage bekannt vor, wirken jedenfalls sehr europäisch. Die eingeführte Schafzucht verdrängt das Urvolk nun endgültig und moderne Waffen, wie die verschieden ausgestellten Gewähre verdeutlichen, zeigen den ungleichen Kampf zwischen dem Kolonialanspruch und den Ureinwohnern. Auch die Flora und Fauna findet seinen Platz im Museum, unter anderem mit einem Skelett eines Uhrzeitfisches, denn Feuerland ist bekannt für seine archäologischen Funde. Allerdings ist das Museum nicht sehr groß und etwas oberflächlich, sodass mir die menschengroßen Fotografien, der wenigen, noch lebenden Ureinwohner, im Garten des Museums, sowie eine Graffiti -Malerei eines indigenen Künstlers, am stärksten im Gedächtnis bleiben. Das Graffiti Bild an dem Garagentor des Museums zeigt die Kolonialherren, wie sie Gold mit den Köpfen der Ureinwohner wiegen und Schaffherden am aufgehenden Horizont die blutenden Indianer an den Bildrand drängen. Leider auch ein Teil der Südamerikanischen Historie. Mir bleiben noch ein paar Minuten bis der Bus weiterfährt, in denen ich auf der Plaza des Dorfes mein ersten Hot Dog genieße, bevor ich tiefer in das Land des Feuers gefahren werde. Daß Wahrzeichen von Porvenir auf der Plaza:
Tierra del Fuego bietet im Prinzip keine besonderen Highlights, es ist vor allem eine trostloseich, weite, hellgelb bis dunkelgrüne Steppe. Trotzdem führt unsere Tour an einem kleinen fast ausgetrockneten See vorbei, in dem plötzlich hunderte, durch das seichte Gewässer watende, pinke Pelikane erscheinen.
Nach einem Foto-Stopp geht es weiter mitten durch die karge Steppe. Teilweise grasen Schafe am Rand der Straße, bis wieder Mal ein paar Kühe unsere Fahrt aufhalten oder Guanacos per Hupe von der Fahrbahn verscheucht werden. Die Kulisse bildet weiterhin trostlose Steppenlandschaft. Das Autofahren, macht mich müde, sodass ich die Augen schließe, bis unser Guide verkündet, dass wir gleich da sind. Ich ziehe meine Softshelljacke zu, und wickele mein geliebtes Buff Halstuch um, bevor ich den Bus verlasse. In der Ferne erkenne ich schon die Küste, während ich den Eintritt für den privaten Park bezahle. Aufmerksam laufe ich über den breiten grasbewachsenen Weg auf die Küste zu. Schnell entdecke ich die stolzen Pinguine, mit ihren gelb orangene Hälsen, dem weiß glänzenden rundlichen Bauch und dem stolz gehobenen schwarzen Kopf. Die Pinguine sind wirklich beeindruckend hübsch und lassen sich von dem heftigen Seewind überhaupt nicht stören. Um die zwanzig Pinguine stehen, kurz gesagt, " blöd herum".
Ab und zu kommt Bewegung in den Pulk und vereinzelt watschelt ein Pinguin los. Der sieht dann so aus, wie der Butler in Diner for One, schade nur das kein Tigerkopf im Gras liegt. Wie besoffen watscheln die Pinguine erhobenen Hauptes mit dem schwarzen Mantel über die Grasbüschel . Ab und zu breiten sie auch die Flügel aus, obwohl das schon ein enorme Tagesleistung sein muss, denn die meisten stehen einfach nur da und schauen sich gegenseitig an. Eben wie ein König auf seinem Thron. Zum Abschluss betrachte ich die Pinguine noch durch ein Fernglas genauer und erkenne die kräftigen Farben mit ihren flüssigen Übergängen deutlicher. Das ist schon ein Wunder der Natur, wie die Tierwelt auf unterschiedliche Arten schön ist. Ein bisschen bedauere ich, dass nur zwanzig der ca. Hundert Pinguine gerade auf dem Festland sind, aber die Tour hat sich trotzdem gelohnt und sie ist noch nicht zu Ende. Mit dem Bus geht es weiter eine andere Rute zurück nach Punto Arenas. Zuerst legen wir einen Stopp in einer staatlichen subventionieren Arbeitersiedlung ein, bevor wir eine Fähre nahe der argentinischen Grenze nehmen. Bei beginnendem Sonnenuntergang steige ich auf das Deck der kleinen Fähre. Die Sonne beleuchtet das Wasser und ich betrachte ein weiteres Mal an diesem Tag die sagenumwobene, tiefblaue Magellanstrase.
Halb in Gedanken bei dem Dortmund Spiel, halb das Wasser bestaunend komme ich sicher zurück, auf chilenisches Festland. Der Van fährt die müde Reisegruppe weiter zurück Richtung Punto Arenas. Bevor wir jedoch in unsere gemütlichen Betten schlüpfen dürfen, hält der Bus noch einmal, an einer von der chilenischen Regierung geschützten historischen Estancia. Ich steige aus und laufe zwischen den hohen geräumigen Lagerhäusern, einer Kirche und einem Handelsoffice entlang, während die untergehende Sonne, gelb orangene Lichter, auf die alten Hauswände wirft. Am Ende der Estancia liegt noch ein gestrandeder, verrosteter Kutter auf Anker, der im Sonnenlicht rötlich schimmert.
Ein bisschen gelingt es mir, mich in die Zeit der Pioniere hineinzuverstzen und mir vorzustellen wie die wenigen Siedler auf ankommende Schiffe warten, ehe dann die Hektik losgeht, sobald eines gesichtet wird. Die nahenden Schiffe vorsichtig empfangen werden, die Handelskonditionen erläutert werden, die Schiffe vertaut werden, Seeleute Anweisungen brüllen, die Lager geöffnet werden und Federkiele auf Papiere kratzen, während die Waren unter strengen Blicken gewogen werden und die Händler miteinander feilschen. Ich tauche wieder aus meinen Gedanken auf und laufe zurück, zum mittlerweile im Schatten stehenden Minibuss. Nach 12 Stunden Feuerland geht es nun in den späten Abend hinein, zurück zum Hostel. Um halb 10 schmeißt mich der nette Guide am Supermarkt raus, wo ich letzte Besorgungen für die morgen startende, 32 stündige Busfahrt nach Puerto Montt erledige. Im Hostel schmeiße ich um halb 11 nochmal den Gasherd an und mache mir ein bisschen Gemüse mit Hamburger-Fleisch für die Busfahrt warm. Mit drei vollen Tubaboxen, gefüllt mit Obstsalat, gekochtem Gemüse, Chicken-Nuggets und Hamburgern bin ich gerüstet für die Bustour.
5 Monate durch Chile reisen. Gletscher, Königspinguine, Wüste, Geysire, Vulkane, indigene Kulturen und vieles mehr, hält das längste Land der Welt geheim. Von Feuerland über Patagonien zur Atacama-Wüste bis hoch ins Andenaltiplano, 4.300km und über 39 Breitengrade von Süd nach Nord. Ein Land das fasziniert und noch viel unentdecktes bereithält. Seid Ihr mutig genug es zu erkunden? Die Geheimnisse von Bolivien und Peru gibt es hier: Der Link: travelandexploreboliviaperu.blogspot.com
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