Kleine, verrostete Hütten, mitten in der prallen Sonne , direkt am Straßenrand und schäbig gekleidete Kinder, begrüßen unseren Bus am Stadtrand von Arica. Wir fahren an den Slums vorbei, vor Bis zum Busbahnhof, wo wir einen öffentlichen Bus für, 20 Cent nehmen, der uns geradewegs ins Zentrum der Stadt fährt. Wir, mal wieder kein Hostel gebucht, finden jedoch bald eines in unserer Preiskategorie. Joshi eher praktisch denkend, schlägt vor gleich das erste Hostel zu nehmen, was ich jedoch ungern mache und so laufen wir ein paar Straßen weiter , um dann doch zurück zu der ersten Hospedaje zu laufen, weil wir nichts preiswerteres gefunden haben. Nachdem wir uns einquartiert haben, bekommen wir beide Hunger und gönnen uns in einem benachbarten Pub Salchipapas und einen Completo. Die Pommes sind wieder handmade, was wenigstens etwas gutes an dem vielen FastFood übrig lässt. Den nächsten Tag verbringen wir mit Ausschlafen und Busticket buchen, bevor wir Mittags ein frisches, sehr leckeres Menü für drei Euro bekommen. Frisch gepresster, gekühlter Fruchtsaft lässt unsere Kehlen vor Freude tanzen und Hähnchen bzw. Lomo, mit zwei ausgewählten Beilagen darunter Lasagne, und einem kleinen Nachtisch, macht den gechillten Tag fast zu einem Highlight. An dieser Stelle sei erwähnt die kleinen einheimischen, familiären Restaurants bzw. Mittagstische sind fast immer lecker und preiswert. Nachdem gechillten Tag geht es am nächsten Morgen mit einem der gelben Taxi collectivos hinaus ins Azapa-Tal zu den angeblich ältesten mumivizierten Menschen. Vor einem mit für die Region typischen Pflanzen angelegten Garten, steigen wir bei angenehm Temperaturen und Sonnenschein aus dem Taxi. Die freundliche Dame an der Rezeption gibt uns über zwanzig Seiten deutsches Handbuch mit auf den Weg, der uns entlang des Zeitsrahls die Historie der Region ab Arica hoch bis ins Andenaltiplano erklären soll. Sowieso seit je her fasziniert von der Geschichte, vertiefe ich mich, die Zeit vergessend, in die verschiedenen Schaufenster und selbst Joshi , der mit seinem neuen Handy jetzt sogar Mobiles Internet hat, gewährt mir die Zeit ohne dass es ihm langweilig wird. Das Museum setzt ca .10.000 v.Chr. an und zeigt die Entwicklung von Jäger und Sammler bis hin zu einzelnen Territorien, in denen von jeder Region eine Gesandtschaft, also eine Art Konsulat, beherbergt war um den Handel untereinander zu vereinfachen. Erst spät und auffallend selten, vergleicht man es mit Europa, finden kriegerische Auseinandersetzungen statt. Eigentlich nur einmal etwas Größere, als die Inkas mit einem schnellen Siegeszug das Territorium zu ihrem erklären, dann aber die Bevölkerung unter Auflagen in Frieden leben lässt. Erst die Spanier bringen mehr Gewalt ins Land, jedoch auch neue Gerätschaften wie zum Beispiel die Olivenpressse, welche wir im original betrachten dürfen. Sie füllt als Ganzes den gesamten Raum und es ist interessant zu sehen wie die Technik funktioniert. Bis heute ist der Teil Chiles für sein Olivenöl bekannt. Der letzte Raum zeigt wie die kulturellen Bräuche noch heute angewandt werden, so wurde zum Beispiel früher bei der Hochzeit dem Mann wertvolle Handelsware an die Kleider geheftet und heute Geldscheine. Nach diesem Abstecher in die Vergangenheit Nordchiles und der Andenregion, überqueren wir den hübschen Garten um in gespannter Erwartung das Museum mit den ältesten Mumien der Welt zu betreten. Ein großer Vorraum zeigt die verschiedenen Grabbeilagen und das Verfahren der Mumivizierung, bevor wir in einen abgedunkelten Raum gelangen und die Mumien entdecken. In einem Schaufenster liegen die 10.000 Jahre alten Skelette einer Familie, welche in eine graue unspektakuläre Masse eingewickelt sind. Die alten Schädel, und erkennbaren Knochen, gepaart mit den Grabbeilagen wirken unheimlich und etwas ekel erregend und trotzdem strahlen sie ein unbeschreibliche Faszination auf uns aus. Nachdem wir die ältesten Mumien der Welt gesehen haben , fährt unser Bus am nächsten Tag um sieben Uhr morgens los, um am späten Morgen in Putre, unserer letzte gemeinsamen Reisestation anzukommen.
Nach 2.000 Meter Höhenunterschied kommen wir im beschaulichen vor schneebedeckten Berggipfeln liegenden Dorf auf 3600 Metern an. Es ist frisch und im Schatten sogar kalt, als wir aus dem Bus aussteigen und direkt in den Hof, unserer Residencial für die nächsten drei Tage, hinein marschieren. Der Hof ist noch kälter und die Zimmer nicht nur wegen der kargen Wände ebenfalls. Wegen der Höhe und weil wir müde sind, lassen wir es langsam angehen und verkrichen uns erstmal in die Decken. Verschlafen stehen wir zum Mittagessen auf. Joshi ist schon hungrig im Vorhof als ich plötzlich die Höhe spüre. Obwohl ich langsam ein Bein nach dem anderen neben das Bett setze, merke ich wie mein Kreislauf herunterfährt. Es flimmert vor meinen Augen und ich nehme die Umgebung nur schwach wahr, während ich ins Bad laufe. Am Waschbecken stehend wird mir plötzlich schwindelig und ich sehe nur noch schwarz vor Augen bis ich mit einem dumpfen Schlag auf die Fliesen plumpse und wieder erwache. Vorsichtig schleppe ich mich zurück auf mein Bett und ruhe mich erstmal aus. Joshi gibt mir den Tipp auf die Atmung zu achten , also tief ein und aus zu atmen, was tatsächlich hilft und ich es zum Mittagstisch schaffe . Wir verbringen den Tag mit relaxen und mumeln uns Abends früh in unsere Decken als Joshi plötzlich ins Dunkel des Zimmers schreit:,, Fabi mach das Licht an ich sehe Geister! " Erschrocken fahre Ich aus dem Schlaf hoch und gehorche, während Joshi betont er habe wirklich Geister gesehen, kann ich noch immer keine entdecken. Wahrscheinlich wirkt die Höhe bei Joshi auf andere Art und Weise, jedenfalls haben wir jetzt unser Geistererlebnis nach dem wir in der Geisterstadt Humberstone vergeblich gesucht haben. Am nächsten Tag aklimatisiere ich mich vollkommen und Joshi hat sowieso keine Schwierigkeiten mit der Höhe, mal abgesehen von nächtlichen Gespinsten, sodass wir unsere letzte gemeinsame Tour fit und erholt starten. Um 9 Uhr holt unser persönlicher Guide uns ab und in einem 4×4 er fahren wir aus Putre hinaus mitten ins Andenhochgebirge. Nach einer Stunde Fahrt biegen wir auf einen Feldweg ab und plötzlich springen mehrere Viscachas, hasenähnliche Tiere, aus der Tarnung der Felsen am Straßenrand hinaus in die dahinter liegende Landschaft. Unser Guide hält an und wir dürfen die restlichen Meter hin zum Andendorf Parinacota wandern. Bei frischen Temperaturen, jedoch blauen Himmel und Sonnenschein breitet sich vor uns, auf über 4000 Meter, die einzigartige Landschaft des Andenaltiplanos , in dem wir uns mittlerweile befinden, aus. Gelb grüne, mossartige Grashügel, liegen steppenartig, durchzogen von glasklaren, reinen Wasserläufen, eingerahmt von der Andenkordillerie und den schneebedeckten Vulkanen, vor uns. Still und friedlich, ganz ohne menschlichen Einfluss, begleitet die Natur unsere Schritte, während immer wieder die flinken Viscachas am steinigen Wegesrand umherspringen ,bis wir an einen etwas größeren seichten Teich gelangen. In der Sonne glitzernd bauen die verschiedensten Vögelarten, darunter Andengänse und Enten, ungestört in aller Seelen Ruhe ihre Nester. Das Zwitschen der Vögel, das leise plätschern des klaren Wassers, die frische Luft, die ausgleichend wärmende Sonne, der blaue Himmel und diese einzigartige friedliche Landschaft, noch abseits der Touristenpfade, lassen uns glücklich und zufrieden, genißerich den Weg entlang schlendern. In solchen Momenten, umgeben von den Wundern der Natur fühle ich mich jedesmal ausgeglichen, ruhig und zufrieden an nichts anderes denkend, einfach nur die Natur beobachtend.
Gemütlich erreichen wir Parinacota, das höchst gelegene Dorf, das ich bisher besucht habe, wo ich ein paar Mitbringsel kaufe und der Guide uns die im 17 Jh gebaute Lehmkirche des ca. fünf Familen beherbergenden Dorfes zeigt. Wir steigen wieder in den Jeep und der freundliche Guide fährt uns tiefer hinein ins Altiplano, näher heran an den knapp 6000 Meter hohen Vulkan Licancabur, zu den unterirdisch gespeisten Seen. Vor einem sandigen Hügel endet der , wahrscheinlich vom Guide selbst entdeckte Weg, sodass wir aussteigen und eben jenen Hügel hinaufsteigen. Nach zwei drei Schritten atmen wir schon wie nach mehreren Runden des Altstadlaufes, und der Guide macht auch einsichtlich eine kurze Pause, lächelt uns an und behauptet sogar das wir die Höhe im Vergleich zu anderen sehr gut vertragen, bevor wir den Rest des kleinen Anstieges erklimmen. Oben angekommen zeigt sich uns das vielleicht schönste Bild der bisherigen Reise, obwohl ich nie etwas als das schönste bezeichnen würde, da jede Landschaft eine eigene Schönheit besitzt. Es ist windstill und ein saphirblauer See breitet sich unter dem majestätischen Licancabur aus, welcher sich mitsamt seiner kegelförmigen, schneebedeckten Spitze, im klaren Wasser spiegelt. Es ist ein fantastisches Bild und selbst unser privater Guide schießt Fotos, da die Windstille und der wolkenlose blaue Himmel selten solche perfekte Bedingungen bilden. Es ist verrückt wenn man sich bewusst macht das wir uns bereits auf über 4000 Metern befinden, so hoch wie nur wenige Berggipfel in den Alpen, und wir trotzdem noch staunend auf die majestätischen Gipfel der Jahrtausende alten Vulkane blicken. Joshi und ich wandern an den Ufern der Seen entlang zurück zum Weg, wo uns der Guide im Jeep aufsammelt und wir zum höchst gelegenen See der Welt fahren. Auf 4. 500 Metern erstreckt sich dunkelblau der 12.000 km2 weite Lago Chungara. Flamingos balancieren ruhig auf einem Bein am seichten Ufer, und Lamas sowie Alpakas grasen davor am grünen Küstenabschnitt.
Joshi und ich machen ein letztes gemeinsames Foto, bevor der Jeep wieder zurück nach Putre fährt, wo wir uns am nächsten Tag einmal feste drücken, bevor Joshi zurück nach Santiago und ich aufgeregt nach La Paz in Bolivien weiterreise. Es war eine fantastische Zeit zusammen mit dir Joshi und ich bin froh das du nachgekommen bist! Einige weitere interessante Reiseziele haben wir ja während der Erkundung Chiles empfohlen bekommen;) Aus dem Amazonas, gespannt auf die morgige Dschungel Tour sende ich die grüße, bis in drei Wochen.
5 Monate durch Chile reisen. Gletscher, Königspinguine, Wüste, Geysire, Vulkane, indigene Kulturen und vieles mehr, hält das längste Land der Welt geheim. Von Feuerland über Patagonien zur Atacama-Wüste bis hoch ins Andenaltiplano, 4.300km und über 39 Breitengrade von Süd nach Nord. Ein Land das fasziniert und noch viel unentdecktes bereithält. Seid Ihr mutig genug es zu erkunden? Die Geheimnisse von Bolivien und Peru gibt es hier: Der Link: travelandexploreboliviaperu.blogspot.com
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