1. Tag Laguna Amarga - Camping Seron 12km
Die Rucksäcke vollbepackt mit Lebensmitteln, steigen John und ich aus dem Bus und machen uns, nach einer Unterweisung in die Regeln des Parks und stolzen 30€ Eintrittspreis, um fünf Uhr Abends, auf die große, 162 km lange Runde, einmal um den berühmtesten Nationalpark Südamerikas - und wohl auch dem abwechslungsreichesten, was die Landschaft wie das Wetter angeht. Ich fühle mich gut, bin fit und motiviert, die weite Wildnis zu entdecken. 10 Tage den Launen der Natur ausgesetzt, Tags wie Nachts, ich bin wirklich gespannt was das bedeutet. Überraschenderweise empfängt uns warmes, leicht schwüles Klima, sodass ich schon nach den ersten Meter meine Jacke ausziehe. Gut gelaunt beginnen wir die Wanderung entlang grasbewachsener, heller Steppenlandschaft, leicht auf und ab marschierend. Die ersten Meter fühlt sich das Gewicht auf dem Rücken schwer an, jedoch gewöhne ich mich diesmal schnell daran und so laufen wir zu zweit, noch über die kommenden Kilometer scherzend, zügig in den Abend hinein. Gegen sieben Uhr erreichen wir das erste Infoschild - 6 Kilometer sind erst geschafft?! Ich hätte unser Tempo höher eingeschätzt. Wir marschieren weiter, während sich die Landschaft um uns herum, stetig verändert. Zuerst tauchen ein paar wenige, hellgrau bis schwarze, mannshohe Baumstumpfe auf, bevor wir einige Meter weiter durch einen ganzen Wald voller, von der Hitze abgestorbenen Bäumen laufen.
Gleichzeitig dringt das Rauschen eines Flusses stärker an unsere Ohren, bis wir direkt am Fluss entlang wandern, wo wir nach ca. 2 weiteren Kilometern eine von Bäumen, windgeschützte Stelle nahe am Flussufer entdecken. Bislang haben wir keine weitere Menschenseele getroffen. Es ist ruhig und unberührte, lebhafte Natur umgibt uns. Ich fühle mich, entspannt und zugleich aktiv, es ist ein ungewohntes, aber kein unsicheres Gefühl, so fern jeglicher Zivilisation zu sein und zu wissen, ich komme nicht einfach nach einer Tageswanderung zurück ins Hotel, in die Stadt in warmes Bett... . Da es schon allmählich dunkel wird und wir nichts für den Campingplatz bezahlen wollen, beschließen wir, hier unser Zelt in der freien Wildbahn aufzuschlagen. Zwischen hohen Grasbuscheln, abgestorbenen Holzreste und zwei überlebenden grüne Alercen, baue ich, auf die erste Nacht in freier Natur wartend, mein Zelt auf. Kurze Zeit später beginnen wir, zwischen, aus dem Fluss herausragenden Felsen, unsere Pasta zu kochen. Am reisenden Fluss , zwischen den kantigen, aber vor dem Wind schützenden Felsen, genießen wir , dank des Gaskochers, warme Spaghetti, bevor es dunkel wird und ich in mein Zelt krieche.
Ich ziehe den Reißverschluss des Zeltes zu, kuschele mich in meinen Schlafsack und lausche den Geräuschen der Nacht. Das gleichmäßige Rauschen des Flusses im Hintergrund, wird immer wieder von dem Rascheln der Blätter und dem am Zelt ziehenden Wind verdrängt. Während mir langsam die Augen zu fallen, meine ich hin und wieder das Rascheln von Tieren in der Umgebung zu hören, bin mir aber nicht sicher ob ich mir das nicht nur einbilde. Gegen Morgen hin kommt ein prasselnder Regen hinzu der mein Zelt zum Glück nur von außen nass werden lässt, mich aber früh morgens aufweckt. Ich liege im noch etwas dunklen, schmalen Zelt und lausche dem auf die Zeltfolie klatschenden Regen. Während ich verfolge, wie das Trommeln des Regens mal lauter mal leiser wird, überlege ich, wie ich am trockensten mein Gepäck startklar mache , das Zelt abbaue und was ich anziehen soll. Obwohl, viel zum anziehen habe ich nicht. Eine Hose, zwei Pullis, einmal lange Unterwäsche. Das wars. Gegen 8 Uhr halte ich es im Zelt nicht mehr aus, ziehe meine Travellerhose und die Softshelljacke an und trete hinaus in den Regen. Unentschlossen bleibe ich unter einem Baum stehen. Was mache ich hier eigentlich? Ich könnte jetzt gemütlich in einem Hostel sitzen oder irgendwo im Norden an einem Strand die Sonne genießen, stattdessen.... . Alles ist nass , das hohe Gras, das Holz, das Zelt und ich werde es auch gerade. Nervös vom Regen, klopfe ich ans Johns Zelt und frage ob wir uns fertig machen sollten. Ich weiß nicht warum, aber bei dem Sauwetter, gleich am ersten Tag, will ich was unternehmen, mich bewegen iwas tun, auch wenn das natürlich den Regen nicht verscheucht. John entgegnet jedoch völlig zurecht, wir sollten lieber noch im Zelt bleiben und auf besseres Wetter hoffen. Ich gehe also, mittlerweile wirklich nass, zurück ins Zelt und frage mich, warum ich überhaupt dieses verlassen habe. Vielleicht war ich wirklich nervös vom Regen oder einfach von der ersten Nacht in der Wildnis und hatte eben den Drang was zu tun. Ich bin so blöd, jetzt bin ich schon bevor wir aufbrechen durchnässt! Applaus. Ich klopfe mir auf die nassen Schultern.
"Das ist erst der erste Tag, die Sonne kann jederzeit rauskommen, dann trockenen deine Kleider und du erlebst sonnige , wunderschöne Tage. Krieg dich wieder ein Mann!"
Nass, kalt aber wieder etwas hoffnungsvoller warte ich in meinem Mini-Zelt auf ein Ende des Regengusses. Tatsächlich hört es kurzzeitig auf. Schnell springen wir beide aus unseren Zelten, bauen diese ab und versuchen unsere Sachen so trocken wie möglich Abmarschbereit zu packen. Doch noch während wir frühstücken beginnt es wieder zu regnen, sodass nicht nur unsere Schokolade, sondern auch wir selbst eingeweicht werden. Schon vor Beginn der Wanderung stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes im Regen, was zur Folge hat, dass ich schon jetzt dem Brasilianer, der kaltes Wetter so überhaupt nicht gewohnt ist, eine demoralisernde Stimmung anmerke , obwohl der lange, feuchte Tagesmarsch, noch nicht mal angefangen hat. Ich selbst muss zugeben bin auch nicht erfreut über das Wetter, allerdings ist mir, dank der professionellen Outdoorunterwasche warm und trocken, genauso wie an den Füßen die neuen Wanderschuhe gute Arbeit leisten. Noch ist alles im grünen Bereich. Ich bin weiterhin fest entschlossen die 160 km, egal bei welchem Wetter, zu bewältigen. Mit unterschiedlichen Gefühlen gehen wir also den zweiten Teil unserer Wandertour an.
5 Monate durch Chile reisen. Gletscher, Königspinguine, Wüste, Geysire, Vulkane, indigene Kulturen und vieles mehr, hält das längste Land der Welt geheim. Von Feuerland über Patagonien zur Atacama-Wüste bis hoch ins Andenaltiplano, 4.300km und über 39 Breitengrade von Süd nach Nord. Ein Land das fasziniert und noch viel unentdecktes bereithält. Seid Ihr mutig genug es zu erkunden? Die Geheimnisse von Bolivien und Peru gibt es hier: Der Link: travelandexploreboliviaperu.blogspot.com
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