Dienstag, 24. Februar 2015

Wasserschlacht auf dem Rio Baker und auf Irrwegen in der Wildnis

Gerade liege ich in meinem weichen Bett, nach 2 Tagen Campen ganz angenehm, und lausche durch das Fenster, den im Garten, chilenische Countrysongs spilenden, Wandermusikern. Ich beginne im Takt nickend (wahrscheinlich eher nicht im Takt so wie ich mich kenne), zu schreiben.

17.02. 2015
Um halb elf stehe ich gemütlich auf, schleiche aus dem Zimmer um Catherine nicht zu wecken und trete,  nachdem ich notgedrungen mit eiskaltem Wasser geduscht habe, hinaus, auf die stillen, sonnenbeschienen Straßen Puerto Rio Tranquilos. Ich schlendere fröhlich pfeifend,  die Straße richtung azurblauen Lago Carrera entlang, kaufe in einem schnuckeligen Laden, Huevos, gerade aus dem Garten gepflückte Tomaten, Nectar de Naranja, Mantequilla con sal und bezahle,  da habe ich echt Glück,  mit CreditKarte, bevor ich, in eine noch kleinere Panderia gehe, um frische, noch warme Brötchen, meinem Einkaufskorb hinzuzufügen. Zufrieden kehre ich in unsere verlassene Pension, die Hausherrin arbeitet tagsuber in einem Lokal, zurück, wecke Catherine auf und revanchiere mich für das Mittagessen gestern, indem ich das Frühstück zubereite. Während wir Ruhrei,  die frischen Tomaten und die warmen Brötchen genießen, plaudern wir in gebrochenem,  langsamen Spanisch über Chile,  Deutschland,  das Studium und wie wir am geschicktesten nach Puerto Bertrand trampen. Ich glaube die Chilenen verstehen nicht so gut Ironie, obwohl es natürlich auch an meinem Spanisch liegen kann, dass mir Catherine glaubt, dass in Deutschland auch Männer Bikinis tragen. Fragt mich bitte nicht, wie wir daraufgekommen sind. Jedenfalls machen wir uns um 12 Uhr auf den Weg zur Caretera Austral, am Rand des Dorfes, um  dann, doch den Bus dem Hitchhaken oder auf spanisch dem "hacer dedo" vorzuziehen. Hacer dedo heißt übrigens übersetzt Daumen machen, was richtig gut passt, wie ich finde.  Gegen Nachmittag kommen wir dann in Puerto Bertrand an und beziehen unsere Hospedaje.  Das Dorf hat laut LonelyPlanet weniger als 100 Einwohner und ich erkenne auch nur eine Straße , welche jedoch an dem wunderschönen, türkisfarbenen Lago Bertrand , durch den, der für das spektakuläre Rafting bekannte, Rio Baker, fließt , liegt. Wir buchen eben jenes Rafting und brechen am nächsten Morgen , nach einem tollen Frühstück mit frischen Brötchen und hausgemachter Marmelade auf zur Rafting Tour. Nachdem ich die Einweisung, dank der Vorführkunst des jungen, fröhlichen Tourleiters, zumindest teilweise verstanden habe, stürzen wir uns auch schon in die Fluten des Rio Bakers. Auf "adelante" paddeln wir zu sechst durch die Strömungen,  um auf "alto" schnell das Paddel hochzunehmen und uns bis zum nachsten Strudel treiben zu lassen. Zwischendrin müssen wir alle einmal über Bord springen und uns am Boot festklammernd von dem hellblauen Wasser hin und her werfen lassen. Bevor wir den turbulentesten Abschnitt erreichen, entdecken wir am Flussrand noch eines der ganz seltenen, geschützten Huemulus . Um das letzte Teilstück unserer Fahrt zu überstehen müssen wir geschickt unser Gewicht verlagern,  weshalb wir uns alle aufeinander in die Front des Schiffes werfen, um dann von den Wassermassen überrollt und an den Strand getrieben zu werden. Nass von oben bis unten ist das unglaublich spaßige Spektakel dann auch schon vorbei und nachdem wärmenden Café geht es zurück zum Hostel, von wo aus Catherine und ich den Bus Richtung Süden nehmen. Mitten im Niergendwo an der Kreuzung zur Schotterstrase hinüber zur Argentinischen Grenze lässt mich der Busfahrer aussteigen. Ich verabschiede mich von Catherine, mittlerweile habe ich auch die chilenische, Rechte-Wange-Kuss-Begrüßung ( und Verabschiedung ) drauf, bevor ich mich gefühlt im Niemandsland , umgeben von trockener Steppe, auf die Suche nach dem Parque Patagonia und dem Valle Chacabuco mache. Ich stehe, auf einer staubigen Schotterstrase, mit einem voll bepackten Rucksack auf den Schultern, weit und breit keine Zivilisation zu sehen. Nach einem Blick in den LonelyPlanet Reiseführer beginne ich die Wanderung entlang der Passstrase nach Argentinien. Der Nationalpark soll 11 km östlich eines , mir versteckt gebliebenen "Entrada " Schildes,  an dieser Straße liegen. Schritt für Schritt wirbele ich den Staub auf und hoffe, bald den Eingang des Parques zu entdecken. Den kleineren Rucksack mit dem Proviant vorne angeschnallt, nehme ich immer wieder ein Schluck Wasser , während ich einen unbestimmten Takt trommele und weiter durch die warme Steppenlandschaft ziehe. Meter für Meter kämpfe ich mich vor, bis ich mal wieder unglaublich viel Glück habe, und zwei nette Damen aus Santiago mich in ihrem Van bis zum Park fahren. " Estas loco? " fragen sie mich, weil ich allein mitten im Niergendwo auf ein kleines Tal hoffe. " Un poco" antworte ich, und ich stelle fest, dass ich wirklich viel Glück habe, denn 11 km hätten sich lange dahingezogen. Jedoch taucht tatsächlich mitten im Niemandsland ein kleines Dorf auf, besser gesagt 4 bis 5 Häuser und so erreiche ich, um 18 uhr das moderne Besucherzentrum im Valle Chacabuco, besorge mir eine Karte des Nationalparks und nutze das gute WLAN, um nochmal ein Lebenszeichen hinaus in die zivilisierte Welt zu senden.  Wer weiß wann ich dazu wieder komme? Kurze Zeit später schlage ich mein Zelt auf, esse spärlich zu Abend, ehe ich mich in meinen warmen Schlafsack verkrieche. Am nächsten Morgen wache ich wie immer beim Campen, vom Sonnenaufgang geweckt, auf. Das Wetter scheint auf den ersten Blick drüb, während der Morgen vergeht, wird es jedoch immer schöner.  Ich packe mein Proviant in den Regenschutz des Schlafsackes,  da mein kleiner Rucksack den Geist aufgegeben hat, und hänge mir diesen wie in den Märchen, die Wandersöhne,  an einem Stock, über die Schulter und beginne die 26 km lange Wanderung. Die ersten 10 km gilt es 700 Hohenmeter zu überwinden.   Der Weg gleicht einem schmalen Pfad der nur alle hundert Meter mal von einer kleinen orangenen  Fahne gekennzeichnet wird. Durch kurze, bewaldete Abschnitte und überwiegend mit Sträuchern bewachsene Steppe, wandere ich Meter für Meter den steilen Pfad hinauf. Bis die Sonne endgültig die Wolken vom Himmel verdrängt hat, erreiche ich, laut schnaufend, den Gipfel, wo mich ein atemberaubendes Panorama erwartet : Das schneebedeckte Jeinemi-Gebirge auf der einen Seite und die steilen Felsen neben mir rahmen das, mitten in der bergigen Steppe liegende Tal, ein. Staunend beobachte ich einen majestätischen Vogel, eventuell  ein Condor, der mit ausgebreiteten, weißen Schwingen, dem braunen Rumpf , mit dem glänzenden, ebenfalls weißen Kopf, kreiselnd das Tal hinauf fliegt. Nachdem ich wieder zu  Atem gekommen bin, schaue ich mich nach dem Wanderweg um, welcher jedoch in der kargen Steppe verschwindet. Ich entdecke allerdings zwei Wanderer, die mir auf einem kleinen Pfad entgegenkommen und beschließe, diesem in entgegengesetzter Richtung zu folgen. Die ersten Meter ist der Pfad, welcher einen steilen Abhang entlang hangelt,  noch gut zu erkennen , bis er jedoch mit der Zeit immer schmaler wird und ich anfange mich zu fragen ob ich noch richtig bin. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen, über rutschige Erde, wackelige Steine und sogar über einige vom Steinrutsch betroffenen Abschnitte , bis ich mir endgültig sicher bin nicht mehr auf dem Wanderweg zu sein, da auch keine farbigen Fähnchen mehr zu erkennen sind. Mit einem unguten Gefühl,  alleine, in der wohlgemerkt unter anderem von wilden Pumas belebten, Wildnis, hole ich meine Karte des Nationalparks heraus,  welche mir bestätigt das ich mich eindeutig verlaufen habe. Ich entscheide, mich noch einige Meter weiter nach vorne zu kämpfen,  in der Hoffnung dort wieder auf einen Pfad zustoßen. Ich springe also, mit einem unangenehmen Bauchgefuhl, die steilen Hänge hinab. Jedoch auch nach zwei weiteren,  umrundeten Hügeln, entdecke ich keinen Wanderweg. Mit der Zeit beginne ich leicht panisch zu werden, weil ich wirklich Respekt davor habe, sich hier in der Wildnis zu verirren. Ich laufe vorbei an Tierknochen,  schaue mich immer wieder um, die Warnung der Parkinformacion vor den Pumas im Kopf, was ja auch der Grund war nicht am Wanderweg wild zu campen, und versuche nicht hektisch zu werden. Ein verstauchter Fuß wäre jetzt tödlich. Ich beschließe zurück zu gehen auch wenn dies ein weiter, steiler , rutschiger Weg wird. Über Felsen , ausgetrocknete Stöcke,  Erdrutsche kämpfe ich mich zurück hoch zum Ausgangspunkt.  Meine Knie beginnen zu schmerzen, die Konzentration lässt nach und ich werde immer verzweifelter,  bis ich plötzlich abrutsche und gerade noch mein Proviant festhalten kann. Vielleicht brauche ich das noch, wenn ich mich hier verirre.  Ich schiebe diesen Gedanken jedoch schnell wieder beiseite und zwinge mich Ruhig und Konzentriert zu bleiben, was Einsam mit brennenden Waden, mitten in der trockenen Stepperutschigen,  schwer ist. Nach Atem ringend arbeite ich mich Stück für Stück zurück. Während ich mich an den unterschiedlichen Felsformationen orientiere, geistern ständig, neue gruselige Gedanken durch meinen Kopf, die ich schnell wieder verscheuche. Nach 2h auf Irrwegen erreiche ich dann, fertig mit der Welt, und vollkommen außer Puste, die Plattform,  wo der ursprüngliche Weg verschwunden war. Natürlich entdecke ich ein paar Meter weiter eine kleine orangene Fahne. Ich verfluche meine Naivität, nicht früher umgekehrt zu sein und blindlinks den beiden Leuten, welche wahrscheinlich, nur ein paar Meter für eine schöne Aussicht dem falschen Pfad gefolgt waren,  vertraut zu haben. Ich beschließe trotzdem den Rundweg zu Ende zu wandern, jedoch genauer auf die Wegmarkierungen zu achten. Vorbei an herrlichen Seen, schattenspendende Wälder und klaren Bergbaechen, schaffe ich es tatsächlich bis vor Sonnenuntergang zurück zum Campingplatz. Trotz einundhalb Liter Wasser dröhnt mein Kopf als ich an meinem Zelt ankomme. Ich dusche eiskalt, bevor ich mich in den letzten Sonnenstrahlen des Tages ausruhe und fast mein gesamtes Campingproviant aufesse um wieder zu Kräften zu kommen. Fertig von dem etwas zu abenteuerlichen Tagdem, schlafe ich in meinem Zelt sofort ein. Mitten in der Nacht muss ich dann das Bad aufsuchen, was ich erwähne,  weil mir ein klarer mit hunderttausenden Sternen übersäter Himmel entgegenblickt, als ich aus meinem Zelt trete. Mit offenem Mund bleibe ich stehen und schaue zu den vielen Sternen auf. Ein Teil des Himmels sieht wie eine Straße voller hell, leuchtender Punkte aus, während ringsum, sogar verschlafen wie ich bin, die verschiedensten Sternzeichen,  wie der große Wagen zu erkennen sind. Atemberaubend! Dafür lohnt sich jedes Abenteuer!

Samstag, 21. Februar 2015

Marmorkapellen und ein Gletscher am zweitgrößten See Südamerikas

Mitternacht! Endlich hält der Bus nach 12 Stunden Fahrt am Zielort Coyhaique an. Zusammen mit Catherine betrete ich die dunklen Straßen der Hauptstadt,  der Region Aysen,  der ersten Region die offiziell zu Patagonien gehört. Gemeinsam mit einem Schweiz -Holländischem Paar beginnen wir die Suche nach einem Hostel. An dieser Stelle hebe ich nochmal hervor : Um 12 Uhr Nachts. Wir klingeln am ersten Hostel und nach einer Weile geht das Licht an , die Tur öffnet sich, und ein Mann teilt uns mit das schon alles belegt ist. Ein ähnliches Bild erwartet uns auch an den nächsten Unterkünften . Es wird immer später und wir dringen in immer entlaegenere Stadtgebiet e vor, wo uns allerdings auch nur Absagen erteilt werden. Dann jedoch scheinen wir Glück zu haben, denn ein netter Mann bietet uns eine Cabana,  also eine Ferienwohnung für 6 Personen , an. Schnell berichten wir dem in Bern lebenden Paar, von der durch vier geteilt, günstigen Unterkunft. Sie stimmen sofort zu und wir laufen, alle froh endlich ein freies Bett gefunden zu haben, zurück durch die Nacht ,zum Hostel mit dem freundlichen Gastgeber . Dort angekommen werden wir jedoch geschockt! In der Zwischenzeit haben bereits andere die Cabana gebucht.  Übrigens es ist Freitag der 13. Während wir die Randbezirke, welche viele, nicht gerade seriös wirkende Geschäfte beherbergt, nach freien Betten abklappern, freunde ich mich immer mehr mit der Idee an, wild zu campen. Es ist schon fast ein Uhr als wir einen entscheidenden Tipp bekommen. Ein sympathischer Hostelbesitzer erzählt uns, es gebe, am Stadtrand,  in einer früheren Turnhalle, ein gerade neu eröffnetes Hostel, dass ein relativ großes Fassungsvermögen hätte. Wir machen uns also auf, zu einer Turnhalle. Vorsichtig laufen wir durch die nachtlichen Straßen,  welche von streife fahrenden Polizisten, genauso wie mit unheimlichen Schattengestalten und grölenden Halbstarken, gefüllt sind. Schlussendlich kommen wir alle heil, zum Glück waren wir zu viert, am Hostel namens Chinchao,  an. Passend zu der Gegend ist auch das Hostel heruntergekommen , und gerade als wir ankommen sitzen einige Arbeiter mit Bierdosen in der Hand , lautstark lachend ,beisammen. Trotzdem treten wir ein und fragen den Besitzer ob noch etwas frei ist. Und Tatsächlich, wir haben Glück, denn es sind genau noch 4 Zimmer frei! Übrigens, mittlerweile ist der 14 Februar. Wir übernachten also in einer Turnhalle, ehe wir nach 4 Stunden Schlaf, die Tour zu den beruhmten Capillas de Marmol, im Lago Carrera, nahe bei Puerto Rio Tranquilo, antreten. Verschlafen verabschieden wir uns von dem deutschsprachigen Ehepaar, bevor wir in einem Minibuss durch die herrliche Landschaft des Südens ruckeln. Obwohl ich sehr müde bin, schließe ich, fasziniert von der abwechslungsreichen,  schönen Natur, bis Puerto Rio Tranquilo, nur selten die Augen. Nach zwei Pausen, an wunderschönen Aussichtspunkten, erreichen wir den größten See Chiles, den Lago Carerra . Auf der einen Seite dunkelblau, auf der anderen, fast weiß, leuchtendes Wasser, wird von schneebedeckten Gipfeln und dunkelgrün, bewaldeten Bergen eingerahmt.  Während wir noch den See bestaunen, führt uns der Guide durchs kleine, jedoch ruhige, niedliche Dorf, bis zu einem Restaurant,  in dem wir unser , im Preis enthaltenes, Mittagessen einnehmen. Es gibt als Vorspeise Cazuela,  vergleichbar mit Hochzeitssuppe,  nur statt Nudeln mit Mais und Kürbis sowie etwas Rindfleisch serviert. Danach gibt es Reis,  ich glaube das ist eine typische chilenische Beilage, mit weich gekochtem Rindfleisch. Mir schmeckt es sehr gut, den Chilenen am Tisch dagegen nur der Reis. Gestärkt geht's raus an den sonnenbeschienen See. Nachdem wir die vielen Expeditionsagenturen hinter uns gelassen haben, laufen wir an einem Kiesstrand, bis zu einer schmalen Bucht, wo schon mehrere kleine Motorboote,  in die wir wohl auch gleich einsteigen werden, auf uns warten. Ich ziehe die Schwimmwesten an und teste mal die Temperatur des Wassers. Ehrlich gesagt, ich will da nicht reinfallen.  Vorsichtig steige ich in das am Steg wackelnde Boot. Nacheinander folgen die anderen Tourteilnehmer und zu 13. fahren wir, in dem für 8 Personen geeignete Boot, los. Der Motor springt an, immer schneller beschleunigt der Bootsfuehrer, und steuert, mit dem Wind im Rücken, auf den glitzernden See zu.  Ich halte mich am Rand fest, während das Boot mit den Wellen um die Wette jagt , bis wir plötzlich vor einem großen, schwarz-weißen aus dem Wasser ragenden Felsen, abbremsen. Langsam tuckern wir auf die Felsformationen zu. Je näher wir kommen, desto deutlicher erkennt man die blau, weiß, gold, schimmernden Gesteinswande. Vor uns öffnet sich der Felsen und wir fahren durch viele kleine Marmorboegen,  die tatsächlich an kleine Kapellen erinnern. Die Felsen hier bestehen aus Marmor,  welches über Jahrhunderte hinweg vom Wasser ausgehöhlt wurde und dadurch die verschiedensten Gesteinsschichten zum Vorschein kommen. Hellblau, dunkelblau, weiß,  schwarz, gelb,  golden gestreift, glitzern die Felsen im und über dem Wasser. Mit staunend geöffneten Mund werde ich durch die glitzernden Höhlen gefahren, wobei ich aufpassen muss nicht an die Säulen und Bögen zu stoßen. Das Wasser spiegelt die Farben der Decke und Wände bis wir wieder hinaus in die Sonne schippern. Der Kapitän steuert das Boot, vorbei an immer unterschiedlicher geformten Marmolfelsen. Nach 1 Stunde staunen, geht's dann wieder zurück.  Es ist später Nachmittag,  der Wind hat aufgefrischt, dass Boot ist überladen und das Wasser eiskalt. Der Motor startet den Angriff gegen den boeigen Wind und die aufbrausenden Wellen. Wir halten uns gegenseitig fest, während die Wellen immer heftiger gegen die Front des offenen Schiffes prallen. Immer höher springt das Boot und immer tiefer kracht es in die Wassermassen zurück. Die Gischt spritzt mir ins Gesicht und ich kneife die Augen zu Schlitzen zusammen. Wind ,Wasser, die Aufschreie der Bootsinsassen und das stohnen des leidenden Motors vermischen sich zu einem großen lauten Rauschen, bis wir endlich das ruhigere Wasser der Bucht erreichen. Sichtlich erleichtert alle heil zurückgebracht zu haben, lässt uns der Lotse aus dem Boot aussteigen. Ich bin teilweise ganz schön nass geworden,  jedoch hat die Travellerhose gehalten was sie verspricht und das Wasser ist nicht bis durch das Innenfutter gedrungen. Der Mann hinter mir hat nicht so viel Glück gehabt. Nass von oben bis unten und sichtlich am frieren, steigt er zurück in den Bus, während Catherine und ich uns bei den Tourleitern verabschieden und auf die Suche nach einer warmen Unterkunft machen. Mit etwas Glück finden wir zwei freie Betten in einer familiären Unterkunft,  welche von einer strammen, aber  sehr freundlichen Senora geführt wird. Wir richten uns häuslich ein, ehe wir den nächsten Tag , nach der anstrengenden letzten Nacht und dem ereignisreichen, heutigen Tag, gemütlich verstreichen lassen.

Nach dem lockeren,freien Tag klingelt der Wecker um 6 Uhr morgens. Die Tour zum San Rafael Gletscher beginnt. Ein Jeep fährt uns die ersten 70 km Richtung Gletscher, vorbei an türkisfarbenen Flüssen, im grün versteckten Wasserfällen und schneebedeckten Bergen,    bevor ein reisender,  breiter Fluss unseren Weg kreuzt. Eine Brücke gibt es nicht, weshalb wir von einem Conaf-Mitarbeiter , in einem schmalen Holzboot hinübergepaddelt  werden. Am anderen Ufer wartet ein weißer Mininbuss auf uns, und wir fahren ungefähr eine halbe Stunde , bis zu einem weiteren Fluss. An einer kleinen Bucht, umgeben von grünen Bergen, steigen wir aus und werden sogleich von den Guides begrüßt.  Ein netter, Junger Guide und ein Steuermann bilden das Team, welches uns über den Seeweg zu dem Eisfeld führen soll. Vorsichtig steige ich in die Explora ll. Über eine kleine offene Plattform, geht es in einen, mit Fenstern gespickten und Bänken ausgestatten, schmalen Innenraum. Die Sonne scheint durch die Fenster und das turkisfarbene Wasser schwappt gegen  die Bootswand, während der Tourleiter die "On Board-Regeln" erklärt. Ich verstehe nicht viel, aber gut.  Während ich, dank eines schwarzen Cafés, langsam wach werde, fährt das Boot hinaus auf die weiten Fjorde. Vorbei an grünen Inseln, in den Himmel ragende Berge und steilen Felswänden, durchplfluegt das Boot die stille See. Wachsam halte ich Ausschau nach den ersten Eisbrocken. Es dauert jedoch eine Ewigkeit,  bis wir endlich die Laguna San Rafael erreichen und uns der Tourleiter daruafhinweist, dass so langsam Zeit für das erste Urzeiteis ist. Während der Motor gedrosselt wird und ich die ersten Condore fliegen sehe, wird es plötzlich hektisch an Board,  des mit 8 Tourteilnehmern gefüllten Zodiacks. !Mirad!  Schau! Eis! Ich drehe mich um und sehe auch zum ersten Mal in meinem Leben eine Eisscholle. Der Guide lacht, er weiß, dass noch viel beeindruckendere Eisberge auf uns warten. Anfangs halte ich bei jeder Eisscholle die Luft an und starre fasziniert die im Wasser glitzernden blau-weisen Eisbrocken an, bis sie am Horizont verschwinden. Mit der Zeit werden es immer mehr und immer größere Eisbrocken,  an denen wir immer knapper dran vorbeischippern, bis wir uns plötzlich in einem Eismeer befinden und das Zodiack, sich behutsam durch die vielen Eisbrocken kämpft. Um das mal etwas genauer zu beschreiben: Die Eisbrocken sind Meter hoch, dunkelblau bis durchsichtig,  glänzen sie in der Sonne und verbreiten,  so nahe am Rand der Reling eine einmalige, erhabene,   Atmosphäre.   Noch ganz mit den vielen Eisschollen beschäftigt,  erkenne ich auf einmal in der Ferne eine große hellblaue Wand, eingebetet, in schwarzen Felsen. Der Gletscher . Selbst aus der Ferne eine unheimliche,  majestätische Wirkung ausstrahlend,  frage ich mich, wie nahe man an diesen Koloss hernafahren kann. Ein Tourteilnehmer erwähnt die Titanic und alle lachen und trotzdem fühlt man sich in der Nähe dieser uralten Eisformationen ganz klein und unbedeutend.  Nachdem wir das Lunch auf einer kleinen, geschützten Insel eingenommen haben, nimmt der Kapitän Kurs auf den Gletscher. Vorbei an weiteren grosen , kleinen, spitzen und flachen Eisbrocken tastet sich unser Boot , vorsichtig an den gewaltigen Gletscher heran. Immer wieder stoppt, das Schiff,  und jedesmal denke ich aufs neue, beeindruckender geht es nicht, bis wir noch ein Stück näher an den Glacier herankommen.  Ich stehe an der Reling und beobachte fasziniert die Eisformationen , während dunkelblaues tiefes Wasser an mir vorbeirauscht, nähern wir uns, bis auf 60 m an den San Rafael Gletscher. Das Boot halt an, und plötzlich türmen sich am Gletscherrand riesige Wassermassen zu einer Meter hohen Welle. Ein lautes knacken ist zu hören,  bevor ein meterlanger , breiter und hoher Eisfelsen aus den Wassermassen auftaucht. Mit offenem Mund bestaunen wir das Spektakel, ehe wir uns schnell gut festhalten,  um nicht Opfer, der an den Bootsrand scheppernden Wellen zu werden. Immer wieder hören wir erst ein lautes knacken, dann ein krachen, wenn sich die Eisbrocken von der Gletscherwand lösen und als letztes, wie das Meer Tonnen von Eis verschluckt . Nach 2h am Gletscher fahren wir wieder zurück. Müde kommen Catherine und ich nachdem Tagesausflug, in unserer Pension an. Zum Glück geht es morgen erst um 1 Uhr Mittags mit dem Bus weiter, denn ich kann den Schlaf nach den vielen Eindrücken wirklich gebrauchen.

An dieser Stelle alles gute und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag liebe Renate. Während du dein Geburtstag gefeiert hast, habe ich die wunderschönen Marmor Kappelen besichtigt. Ich hoffe dein Geburtstag war so schön wie der glänzende Marmor  ;)

Sonntag, 15. Februar 2015

400 km Trampen bis zum Rio Futualefu

Punkt 11 Uhr stehe ich mit vollbepacktem Rucksack am Straßenrand. Augenscheinlich bin ich nicht der einzige der auf den Bus verzichten möchte,  denn es stehen und ungefähr 10 weitere "Hitchhacker" am Straßenrand. Nichts desto trotz bleibe ich optimistisch. 400 km das ist doch ein Katzensprung!  Ich lehne mich entspannt an ein Brückengelander und blicke auf den sonnenbeschienen Fjord Puyhuapis . Etwas abseits, einzelne Traveller werden eher mitgenommen,  stelle ich mich an den Straßenrand und warte. Die ersten Autos kommen vorbei und obwohl ich mein sympathischstes Gesicht aufsetze, hält kein Auto an. Aber, es hat ja auch niemand behauptet, dass es einfach ist 400 km zu trampen. Ich bleibe ganz entspannt,  auch wenn die meisten Autos in die entgegengestzte Richtung fahren,  denn ich habe ja alle Zeit der Welt. Was, übrigens ein großer Teil des Backpacker Lebens ist, einfach drauflos zu reisen ohne Termine, Ziele oder Erwartungen.  Auf der anderen Seite so um 8, 9 Uhr abends würde ich schon gern in Futualefu ankommen.  Trotzdem scherze ich locker mit den anderen Hitchhakern. Zur Not bleibe ich eben in Puyhuapi und warte auf die nächste Busverbindung in den Süden. Nach einer halben Stunde warten, nimmt mich jedoch ein nettes chilenischen Ehepaar mit. Das Abenteuer beginnt!  Schnell stelle ich fest, dass die beiden nur nach La junta fahren, ich will jedoch weiter in den Norden und wie schon im letzten Post erwähnt, La Junta ist am Ende der Welt. Aber gut die ersten Kilometer sind geschafft. Um 13:00 Uhr komme ich in La Junta , nach einer holprigen aber interessanten Fahrt  ( die Chilenen haben deutsche und italienische Vorfahren und sprechen etwas englisch ), an. Zuversichtlich steige ich aus und schaue mich am Straßenrand nach einem geeigneten Platz zum weitertrampen um, wobei ich erschrocken feststelle, dass der Straßenrand bereits voll von anderen Tramper ist. Gemäß der Tramperregel stelle ich mich hinter die anderen und warte. Vergebens!  Nach 2h hat auch nur ein einziger Autofahrer Anstalten gemacht, anzuhalten. Ich frage die anderen Tramper,  mittlerweile gibt einer nach dem anderen auf, ob es noch andere Möglichkeiten gibt, in den Norden zu kommen. Wir beschließen eine "Señora" anzurufen und sozusagen ein "Taxi" für acht Personen zu bestellen, bei dem der Preis, durch acht geteilt, dann auch nicht allzu hoch ist. Ich warte also auf einen Minibuss. Eine halbe Stunde zu spät,  ich gewöhne mich langsam daran dass die Chilenen immer zu spät sind, erscheint ein ganz normaler, für fünf Personen eingerichteter Jeep. Weiterhin schaue ich mich nach der Señora und dem Minibuss um, als mich plötzlich die anderen Reisenden auffordern, mein Rucksack aufzusetzen. Verwundert frage ich warum, bevor mir klar wird, der Jeep ist der Minibuss!  Acht Personen und sieben Backpacker-Rucksäcke sollen da jetzt rein? Die Chilenen zeigen mir wie es geht. Auf die Ladefläche kommen die Rucksäcke und zwei Chilenen,  in die Mitte quetschen wir uns zu viert auf die Rücksitzbank,  bevor eine abenteuerliche Fahrt über die Schotterpiste namens Caretera Austral beginnt. Während ich um die beiden Jungs auf dem Anhänger zittere,  bringt uns der Transfer bis nach Villa Santa Lucia . Einem noch kleineren Dorf! Das sowas überhaupt geht? Es ist schon 5 Uhr, aber es fehlen auch nur noch 80km und es gibt einen Bus um halb 6 . Begeistert warten wir, nur noch zu fünft, auf den Bus,  bevor wir geschockt werden. Der Bus kommt eine halbe Stunde zu spät, aber dass muss ich eigentlich nicht mehr erwähnen , und viel schlimmer ist: Er ist voll! Nachdem ich mich mit den anderen Reisenden besprochen habe, frage ich doch nochmal beim Busfahrer persönlich nach, ob nicht doch zumindest ein Platz frei ist. Tatsächlich habe ich mal wieder Glück und der Busfahrer verstaut mein Gepäck auf dem Dach, des nicht gerade vertrauensvoll wirkenden Minibuses. Ich quetsche mich in den Bus und halte mich krampfhaft an der Schiebetür fest. Mehrmals bin ich mir sicher das die Reifen oder der Motor im nächsten Moment den Geist aufgeben werden. Gegen alle Wahrscheinlichkeit komme ich jedoch um 20:00 Uhr in Futualefu an der Argentinischen Grenze an. Müde und hungrig setze ich mich erstmal auf die Plaza und verschlinge mein letztes Brötchen,  bevor ich mich auf die Suche nach Hostels mache.  Um ehrlich zu sein ohne groß zu suchen, steige ich in der erst besten Hospedaje ab. Nachdem ich angekommen bin treffe ich mich mit der Chilenin aus Chaiten,  die gerade in Futualefu ist und mir den Ort auch empfohlen hat. Wir setzten uns bei immer noch angenehmen Temperaturen in eine Bar und unterhalten uns noch bis Mitternacht. Todmüde schlafe ich ein, bevor ich mich am nächsten Morgen mit Catherine,  zum Trekking entlang des bekannten und der Stadt ihren Namen gebenden,  Rio Futualefu , treffe. Auf der Plaza, an der wir uns verabredet haben, findet gerade ein Dorffest statt, sodass ich ein Bild mit einem echten Huaso, also einem traditionell gekleideten "Queuka" Tanzer machen darf. Nachdem wir kurz die Tänzer bestaunt haben, trampen wir, bei warmen, ca. 25 Grad , bis zum Parkeingang,  von wo aus wir den 5km langen Hinweg, zum Aussichtspunkt am Fluss, angehen. Dem Rauschen, des größten Flusses Chiles folgend, wandern wir durch ruhige ,schattige , grüne Pfade . Ungefähr bei der Hälfte des Weges, schlage ich vor,dass wir uns mal bis zum Fluss durchschlagen.  Wir kämpfen uns also quer Feld ein durch die von hellgrunen Farnen geprägte Landschaft. Immer deutlicher hören wir das Tosen des Rios, während die Sonne ihr Strahlen durch das grüne Pflanzendach wirft. Plötzlich  gelangen wir zu einer Lichtung. Klares, im Sonnenlicht glitzerndes Wasser, fließt langsam unter unseren Füßen, über den Kiesstrand . Wir setzten uns unter schattenspende Palmenblatter und genießen den Moment,  bis wir uns weiter Richtung Aussichtsplatform aufmachen. Wieder am Wanderweg angelangt, beginnt dieser immer steiler anzusteigen,  was bei einer Aussichtsplatform durchaus logisch ist. Zusammen erklimmen wir den von Steinen überschütteten Weg bis zum Gipfel des Hügels. Langsam setze ich die letzten Schritte, bis ein umwerfender Ausblick auf die Flusslandschaft zu Tage tritt. Dunkelblau bis hellgrun fliest der Fluss, an, im Hochsommer immer noch Schneebedeckte Berggipfel und deren Grünen Täler , vorbei. Einzelne Ranches tauchen am Rande des Flusses auf und Rinder begrasen die weiten unberührten Weiden.  Spontan habe ich eine Idee.  Ich kettere achtsam über die Absperrung der Plattform, auf die darunter liegenden Felsen, und beuge mich langsam über den Rand des Abgrundes. Mir wird ganz schwindelig, als ich die 100 Hohenmetern hinabschaue, von wo aus der Fluss richtig furchteinflosend wirkt. Nachdem Catherine ein paar grandiose Fotos von mir geschossen hat, steige ich wieder zurück auf den abgesicherten Bereich und wir , machen uns auf den Rückweg. Abends im Dorf angekommen probiere ich noch Futualefus Spezialität,  die sogenannte Miranga,  ein dünnes paniertes Rindfleisch zwischen Tomaten, Avocadocreme und zwei frisch getaosteten Brotscheiben. Bombastisch!  Und endlich mal wieder Fleisch!!  Wir lassen den Tag ausklingen und reservieren schonmal die Tour über den größten See Chiles, zu den Capillas de Marmol sowie die Zodiackbootstour zum San Rafael Gletscher. Fortsetzung folgt also.

Freitag, 13. Februar 2015

Dauerregen und ein Puma

Dauerregen, Windboen und triste, graue Wolken bestimmen den nachsten Tag in Chaiten, sodass ich den ganzen Tag über um mein Zelt zittere, und in der Nacht sollte es mit dem Regen nicht besser werden. Gleichmäßig tropft er auf mein Zelt. Mal stärker mal schwächer. Anfangs vertraue ich dem Zelt nicht und drücke kein einziges Auge zu, doch nach ein paar Minuten, oder auch länger,  lasse ich den Regen, Regen sein, schicke noch ein Stoßgebet gen Himmel, ehe ich einschlafe. Das Zelt hält tatsächlich dem dauerregen stand.Bis auf ein paar Tropfen ist alles trocken geblieben, trotzdem habe ich genug von Chaiten und vor allem vom Zelten. Ich kaufe mir ein Tag früher als geplant ein Busticket nach La Junta. Jetzt da ich das Busticket gekauft habe, kommt wieder die Sonne raus und ich lege mich auf der Plaza, auf eine freie Bank, und genieße die Sonne,  welche sich über die Berghange schleicht. Den Tag verbringe ich sozusagen im Bus,  und auch in la junta gibt's nichts zu erleben.
Nächster Morgen in La Junta : 10.02.2015  03:20 Ortszeit.
Es ist stockdunkel und einsam still. Gezwungener Maßen stehe ich auf, packe meine Sachen und Frühstücke. Immer noch ist es stockfinster und weiterhin klatscht der regen, gewaltsam gegen die Scheiben. Nachdem ich den  Regenschutz über meinen Rucksack gestülpt habe, trete ich hinaus in die schwarze,  regnerische Nacht. Die schwachen Straßenlampen lassen die unheimlich wirkenden Umrisse der Häuser erkennen, aber sonst herrscht Dunkelheit. Um 05:00 Uhr fährt mein Bus und ich bin mal wieder viel zu spät dran.  Ich schaue auf die Uhr: 5 vor 5, und ich erkenne keine einzige Straße in der schwarzen Nacht wieder. Das Dorf besteht nicht aus vielen Straßen,  weshalb zumindest noch eine klein Hoffnung besteht den Bus rechtzeitig zu finden.  Das Ticket ist schon bezahlt und viel schlimmer ist, verpasse ich den  Bus, sitze ich in la junta, gefühlt am Ende der Welt, fest. Alleine. Ich laufe die Straße entlang,  durch den kalten Regen. Bald erreiche ich die erste Kreuzung. Links oder geradeaus? Ich weiß es nicht. Ich laufe gerade aus und entscheide mich nach zwei Metern um. Warum ? Ich weiß es nicht. Ich bete, dass zumindest einmal, mein sehr schlechter Orientierungssinn, funktioniert. Ich erreiche die nächste Kreuzung, und fast traue ich mich nicht mich umzuschauen. Bin ich falsch , so ist der Bus verpasst!  Ich atme tief ein und betrete die Kreuzung. Ich schaue nach links.  Nichts. Ich schaue nach vorne. Nichts. Ich schaue nach rechts. Ein Bus! Ich laufe nochmal schneller und passe den Busfahrer,  der gerade losfahren möchte noch ab. Zwei Stunden später erreiche ich den Nationalpark Queulat. Es ist noch immer leicht dunkel und schwere Wolken hängen über dem dichten Gewächs des Parks. Als einziger steige ich aus dem Bus aus, und mache ich auf den Weg zum Eingang. Ohne Karte laufe ich den einzigen Weg abseits der Caretera Austral entlang, in der Hoffnung den richtigen gewahlt zu haben. Bald erreiche ich das Willkomensschild und ich weis das ich richtig bin. Nachdem ich an einer kleinen Hütte den Eintritt bezahlt habe , und mein Rucksack abstellen darf, wandere ich los. Verschlafen liegt der Park vor mir. Ich folge einem Waldweg, gesäumt von Farnen und mossbewchsenem Boden und lausche gespannt den Geräuschen des Waldes, atme leise die angenehme Luft ein und beobachte aufmerksam die lebendige Natur um mich herum.  Es bewegt sich nichts,  und irgendwie doch alles. Allein, zwischen der dichten, unberührten  Vegetation, kann man die Größe, der Natur und die vielen verschiedenen Eindrücke noch besser wahrnehmen. Wachsam gehe ich Schritt für Schritt tiefer in den Urwald hinein. Plötzlich höre ich hinter mir ein fauchen und bleibe abrupt stehen. Erschrocken drehe ich mich langsam um, und vor mir steht von Angesicht zu Angesicht ein leise fauchender Puma. Seine Runden Ohren, seine spitz zulaufende Nase, und seine zu schlitzen verangten, schwarzen Augen schauen mich prüfend an. Auch ich betrachte den Puma eingehend und versuche ihn einzuschätzen. Er ist nicht größer als ein Fuchs, hat braunes,  teilweise graues Fäll und sieht überhaupt nicht gefährlich,  im Gegenteil sogar sehr niedlich, aus. Langsam und immer den Puma im Auge behaltend, hole ich mein Handy hervor und schaffe es gerade noch ein paar Fotos zu schießen,  bevor der Puma wieder im dickkicht verschwindet. Nach diesem tollen Erlebnis marschiere ich noch aufmerksamer durch den Wald, bis ich ein Infoschild erreiche , und folge dem Weg zum Colgante Hangegletscher.  Der Weg wird schmaler und gleicht eher einem wenig begangen Pfad, der durch immer wilder werdende Vegetation führt. Nach ein paar Metern gelange ich zu einer langen und schmalen Hängebrücke,  die über einen wilden, türkisfarbenen Fluss führt. Ein Schild warnt davor, höchstens zu viert gleichzeitig die Brücke zu begehen, was mich ein bisschen an Indianer Jones erinnert , bei dem sind die Brücken immer nach der Hälfte eingestürzt, sodass er sich geradeso noch hat retten können. Bei mir hält die Brücke natürlich und trockenen Fußes marschiere ich den, jetzt steil ansteigenden, Pfad hinauf. Der feuchte Boden, herumliegende Steine, mosbewachsene Baumstämme und umgeknickt Bäume machen den Wanderweg zu einem abenteuerlichen Unterfangen. Fast unbeschadet, nur  einmal muss ich in den Schlamm greifen,  erklimme ich jedoch den Aussichtspunkt  , der für den harten Aufstieg mehr als entlohnt. Ich blicke auf zwei hohe, den Park einrahmende Berge, zwischen denen ein blau schimmernder Gletscher hängt, von dem aus mehrer Wasserfälle, cascadenartig in eine türkisfarbene Lagune stürzen. Ich lasse das Panorama auf mich wirken und bitte zwei Chilenen, die nach mir angekommen sind, ein Bild von mir zu machen,  ehe ich den Anstieg angehe. Während die Sonne sich langsam einen Weg über die Berge bis vor die dichten Wolken erkämpft,  springe ich den Pfad wieder hinab. Am Parkausgang angekommen,  der Park ist viel kleiner als gedacht, stelle ich fest dass ich noch gar keinen Gedanken an die Weiterfahrt bzw. uber eine Fahrt ins nächste Dorf verschwendet habe. Ich frage also an der Infohutte am Parkeingang nach, und tatsächlich fährt ein Bus zurück ins nächste Dorf. An dieser Stelle muss ich zugeben, Zelten im Park wäre gut möglich gewesen, nur habe ich keine Lust mehr auf mein enges Zelt, dem anklopfenden Regen und eiskalten Duschen! Ich fahre also nach Puyuhuapi einem am Fjord gelegenem Dorf, wo ich auch geradeso noch eine Unterkunft bekomme. Es lohnt sich auf das Zelten zu verzichten, da das Bad sehr sauber ist, ich nette Israelis und ein französisches Paar treffe, mit denen ich mich gut auf englisch unterhalte, und auch das Frühstück lohnenswert ist. Ich bleibe nur eine Nacht in Puyhuapi und beschließe am nächsten Tag nach Futualefu zu trampen.

Sonntag, 8. Februar 2015

Auf geht's nach Patagonien. Entlang der Caretera Austral vorbei an aktiven Vulkanen und immergrünen Urwald

Früh morgens schaue ich aus dem Fenster. Triste, graue Wolken, erscheinen hinter den beschlagenen Scheiben. Ich schließe wieder die Augen und warte auf schöneres Wetter. Zwei Stunden später,  kurz vor Puerto Montt,  begrüßt mich strahlend blauer Himmel und die ersten Sonnenstrahlen des Tages, lassen die Wassertropfen hinter den Scheiben trocknen. Da ich es nicht geschafft habe, mir mithilfe des Internets ein Hostel zu reservieren, mache ich mich planlos, auf die Suche nach Budgetunterkunften. Unter der immer stärker werdenden Sonne und beladen mit einem viel zu schweren Rucksack, wandere ich die Straßen aufwärts, in Richtung des ersten Hostels. Ich kämpfe mich von Straße zu Straße und immer schwerer lastet der Rucksack auf meinen Schultern. Ich folge den Angaben meines Reiseführers und gelange in immer ungemütlichere Regionen der Stadt.  Zuerst weicht die belebte Kustenstrase einer steil ansteigenden, leicht befahrenen, von Wohnhäusern gesäumten Straße. Ich laufe weiter bergauf und biege in eine menschenleere Gasse.  Heruntergekommene Häuser und streunende Hunde begleiten meine immer schwerer werdenden Schritte. Ich möchte fast schon umkehren, als die Gasse plötzlich breiter wird und einen großen Parkplatz, auf dem verrostete mit platten Reifen geschundene Autos stehen, preisgibt.  Ich schaue mich um und vergewissere mich, das mir niemand folgt , ehe ich bis zum Ende der Gasse laufe. Und tatsächlich dort steht ein Schild mit der Aufschrift Hostel. Vorsichtig klingele ich.
 Nach ein paar Minuten, ich will schon fast wieder gehen, öffnet eine einheimisch aussehnde  kleine Frau, und teilt mir mit, dass nur für eine Nacht ein Zimmer frei ist, mein Bus fährt allerdings erst in 2 Tagen. Insgeheim froh daruber bedanke ich mich und verlasse schnell die unheimliche Gegend. Immer noch total ausgepowert und der kräftiger werdenden Sonne ausgesetzt, marschiere ich weiter und finde nach ein paar weiteren Straßenecken das nächste Hostel. Erst beim zweiten hinsehen erkenne ich das Schild mit der Aufschrift "Casa Rural", und klopfe zögerlich an. Die Tür ist nur angelehnt. Gerade möchte ich unaufgefordert eintreten, als ein junger Mann mich auf englisch begrüßt . Er erklärt mir das die Hausherrin momentan nicht da sei , lässt mich aber hinein, da die Gastgeberin , so meint er überzeugt, noch Betten frei hat und bestimmt nichts dagegen hat wenn ich hier warte. Ich schaue mich im einladenden Wohnzimmer um. Als erstes fallen mir die vielen anderen Backpacker auf, die mich auch sogleich begrüßen . Ich unterhalte mich mit einer Engländerin, die aus London kommt, einem irischen Pärchen ,einer jungen Australierin, und tatsächlich auch auf Deutsch mit einem jungen Mädchen aus Nürnberg.  Noch während wir uns unterhalten, die Stimmung ist in der sympathischen Herberge prächtig,  tritt die Chefin des Hauses ein und heißt mich ebenfalls herzlich willkommen. Kurze Zeit später mache ich mich dann gemeinsam mit der Travellerin aus Nürnberg und dem irischen Ehepaar auf die Suche nach etwas essbarem.  Die Nürnbergerin,  ist ganz ohne Plan, und nur spärlich ausgerüstet,  einfach in den Flieger gestiegen und hat dann mal geschaut was auf sie zukommt. Respekt. Genuaso wie ich hat sie letztes Jahr ihr Abitur gemacht und gönnt sich jetzt ,mit dem angesparten Geld, 4 Monate lang durch Chile zu reisen. In der warmen nachmittagssonne bummeln wir durch die Gassen von Puerto Montt. Auf den viel zu schmalen Gehwegen Folge ich dem Mädchen. Sie hat hübsche braune Haare, trägt eine bunte lockere Hose und ein schwarzes Oberteil. Um ihre schlanke Taille trägt sie genauso wie ich gut versteckt ihren Bauchgurt. Unzählige Stände der Einheimischen, gefüllt mit handgemachten Hausschschuhen, Strickmutzen,  Pullover,  Sombreros , selbst geschnitzten Boten,  und vielem mehr säumen die Gassen entlang der Küste .  Immer wieder bleiben wir im Gedränge stehen und schauen uns die verschiedenen ausgestellten Gegenstände an.  Nachdem mir uns mit empanadas , typische chilenische Teigtaschen, gestärkt haben, marschieren wir wieder zurück zu unserem Hostel. Das Mädchen aus Nürnberg fährt heute weiter auf die Insel Chiloe nach Ancud. Da ich selbst erst am Freitag nach Chaiten aufbreche verabschieden wir uns. " Ich darf mich hier nicht verlieben, höchstens in einen deutschen,  " haben meine Eltern gesagt.  Ich stimme ihr zu, bei mir ist es das gleiche und wir lachen. Sie lacht gerne und oft, das gefällt mir. Zum Abschluss macht sie noch ganz frech ein Selfie von uns beiden, ehe sie dann wirklich los zu ihrem Bus muss.
Zwei Tage später reise ich dann ebenfalls weiter. Um 6 Uhr morgens stehe ich auf und verlasse rechtzeitig, die noch ganz verschlafene Herberge. Zwei Hosen und ein bisschen Unterwäsche lasse ich in der Pleibe zurück, stattdessen nehme ich ein frisches Handtuch mit. Froh darüber,  einen etwas leichteren Rucksack tragen zu können, erreiche ich den Busbahnhof. Nachdem ich dort ein spärliches Frühstück einnehme,  begebe ich mich zu meinem Busgate,  und warte.  20 vor 8. 10 vor 8. 5 vor 8, und immer noch kein Bus zu sehen. Abfahrt ist eigentlich um 8 Uhr. Langsam werde ich nervös, schließlich ist das Ticket schon bezahlt! Angespannt schaue ich mich am Busterminal um und beginne von Gate zu Gate zu laufen. Schnell stelle ich fest, das ich am falschen Gate gewartet habe. Ich lasse mein Gepäck verstauen und steige in den hoffentlich richtigen Bus ein. Langsam fährt der Bus  an, meine Reise nach Patagonien beginnt. Die ersten paar Stunden,  insgesamt bin ich über 10h unterwegs, gelingt es mir zum Glück zu schlafen. Erst auf der längeren Fährfahrt von Hornopieren nach Caleta Gonzalo steige ich aus und suche mir einen schönen Platz an Deck der Fähre.  Von der Sonne gewärmt und dem Seewind gekühlt, blicke ich über das türkisfarbene Wasser auf die ringsum aus dem Wasser aufragenden , mit Alercen dicht bewachsenen Berge . Über den dunkelgrünen bewachsenen Bergen hängen noch kleine Nebelschwaden nur im Osten verdrängt die Sonne zwischen den Bergen bereits den Nebel. Ich stehe an der Reling der Fähre und lasse das rauschen des Wassers in den Ohren , die wärmenden Sonnenstrahlen und den frischen Wind auf der Haut , auf mich wirken. Nach 5 h Fährfahrt erreichen wir Caleta Gonzalo und es geht wieder mit dem Bus weiter. Wir fahren die bekannte Carretera Austral entlang. Die Busfahrt fühlt sich wie eine Fahrt in einer Achterbahn an, nur das ein Bus etwas schneller aus der Kurve fliegt. Meiner Meinung nach viel zu schnell rast der Bus die Schotterstrase hoch und runter, immer knapp am dichten, immergrünen Urwald vorbei. Über reisende Flüsse und vorbei an grandiosen unberührten Stränden, fährt der Bus, bis wir heil am Zielort Chaiten ankommen. Gleich nachdem ich ausgestiegen bin, spricht mich ein "Chaitenino" an und bietet mir eine Hospedaje für 10.000 Pesos an, da es laut Reiseführer jedoch einen schönen Campingplatz geben soll, frage ich den Chilenen nach eben diesen.  Er ist auch so freundlich und beschreibt mir den Weg.  Zügig,  es ist schon etwas spät,  suche ich die wenigen Straßen des Dorfes ab, finde den Campingplatz jedoch nicht ,weshalb ich einen anderen Backpacker frage , ob er zufällig weiß wo der Campingplatz ist. Er weis es auch nicht. Da wir keine Straßenschilder oder Hausnummern entdecken können, beginnen  wir gemeinsam zu suchen. Als die Sonne schon langsam wieder untergeht erreichen wir endlich einen Campingplatz.  Die Stellplätze sind hinterm Haus und die Zelte stehen bereits dicht an dicht, trotzdem finde ich einen einigermaßen freien Platz. Ich packe die Campingutensilien aus und bete insgeheim, dass ich mich jetzt beim aufbauen meines  Zeltes nicht blamiere. Das Ein- Mann Zelt ist von unseren Nachbarn und noch nie benutzt worden! Während die Sonne im Westen gemächlich untergeht baue ich mein Zelt auf. Eigentlich kann es nicht schwer sein das Zelt zusammenzubasteln,  da es nur aus einer langen Zeltstange, zwei gleichgeformte Planen und ein paar Heringen besteht. Trotzdem schaffe ich es die Zeltstange auf drei verschieden Weißen am Zelt anzubringen, bis ich der Meinung bin, die richtige Variante gefunden zu haben. Abschliesend stelle ich fest: Das Zelt ist verdammt klein! Mein großer Rucksack nimmt schon fast die Hälfte des Platzes ein. Wo soll ich da bitte schön noch schlafen? Ich quetsche mich in mein Zelt und versuche  eine möglichst angenehme Position zu finden, bis ich mit Unbehagen feststelle, dass ich das Zelt auf schrägen Untergrund gestellt habe. Ich verfluche mich, da ich jetzt immer wieder gegen die rechte Zeltwand Rolle und der Rucksack gleich hinter her. Trotzdem schaffe ich es irgendwie einzuschlafen. Am nächsten Morgen wärmen sanfte Sonnenstrahlen  mein Zelt langsam auf, bevor ich mich auf den Weg zum Infocenter von Chaitur aufmache, um mich dort nach möglichen Touren in die umgebenden Natur zu erkunden. Leider hält der Touranbieter nicht annähernd das was der Reiseführer verspricht. Da die wenigen Touren die er anbietet für heute schon gestartet sind schlendere ich die Straßen zurück und frage mich schon was ich jetzt die nächsten vier Tage hier machen soll. Da ich niemand kenne und der Anhaltspunkte "Chaitur " enttäuscht, setze ich mich erstmal in den Aufenthaltsraum des Campingplatzes um mir Gedanken über die weitere Reise zu machen. In solchen kurzen Momenten gebe ich zu denkt man manchmal schon: Wäre ganz praktisch wenn man mit jemand zusammen reist. Ich schiebe den Gedanken allerdings sofort wieder beiseite und siehe da, ich treffe einen Österreicher, der mir erzählt, dass er heute mit einer Chilenin, die er im Hostel getroffen hat ( der Campingplatz bietet auch Betten an) zum 2008 ausgebrochenen Vulkan Chaiten, trampen möchte. Ich komme schnell mit ihm ins Gespräch und nachdem ich auch die Chilenin gefragt habe ob ich mit, auf Vulkanbesteigungen gehen kann, nehmen mich die beiden sehr gerne mit. Zu dritt ( wir reden bewusst nur spanisch auch wenn Christian aus Österreich kommt) laufen wir Richtung Caretera Austral. Während wir per Anhalter versuchen die  Vans und jeeps zu stoppen, kommen wir immer besser  ins Gespräch. Catharina  studiert derzeit Medizin in Santiago und hat schon ganz Chile bereist , was ich ausgesprochen beeindruckend finde, denn ich kann bei weitem nicht von mir behaupten so viel von Deutschland gesehen zu haben, und Christian arbeitet gerade in  Wien an seinem Doktor in Chemie. Am Anfang strecke ich nur sehr zögerlich den Daumen aus, obwohl es zu dritt wesentlich leichter fällt sich zu überwinden und die Autos anzuhalten. Mit der Zeit werde ich jedoch immer mutiger und es beginnt sogar Spaß zu machen die Autofahrer zu beobachten,  wie sie auf uns Tramper reagieren. Und tatsächlich, es daurt nicht mal 5 Minuten,  dann nehmen uns zwei einheimische,  die gerade auf dem Weg zur Arbeit sind , in ihrem Jeep mit. Die beiden an Cowboys erinnernde Männer sind besonders gut gelaunt und scheinen sich geradezu darüber zu freuen uns mitnehmen zu dürfen.  Sie erzählen uns von typischen chilenischen Speisen und Getränken . Nicht ohne Catharina ein laecheln zuzuwerfen behaupten sie, die chilenischen Frauen seien die schonsten auf der ganzen Welt. Daraufhin erkläre ich ihnen, was ich für typisch deutsch halte und verteidige die deutschen Frauen ;). Als ich auf deutsche Getränke zu sprechen komme unterbrechen sie mich sofort,  "Bier" oder " cerveza" in spanisch, kennen sie und bieten mir sogleich eines an. So ein Angebot schlage ich nicht aus und genieße , seit langem mal wieder ,  ein ausgesprochen gutes Bier. Es ist ganz gut das wir uns so laut unterhalten weil ich sonst gemerkt hätte wie schnell die beiden ihren Jeep über die holprige Caretera Austral steuern. Nach ein paar Minuten Fahrt kommen wir jedoch sicher am Ausgangspunkt des Wanderweges zum Vulkan an. Mit genügend Wasser und leider ohne an Sonnencreme zu denken (Ich verfluche mich schon seit 2 Tagen) marschieren wir los. Es gilt nun 800 hohenmeter in voraussichtlich 3h  ( wir brauchen 5!) zu überwinden. Schritt für Schritt steigen wir über Asche, abgestorbene Bäume,  und immer wieder auch grüne Reste von Pflanzen ,die die Hitze des Vulkans überlebt haben. Schon nach den ersten Metern durchgeschwitzt, arbeiten wir uns weiter , über einen Fluss mit klasklarem vulkanischem Wasser,  durch dichter werdendes Gestrüpp,  bis der Weg plötzlich aufhört. Irritiert schauen wir uns um, sehen aber nur sandigen, trockenen, mit Asche bedeckten Boden. Wir entschließen uns weiter nach oben zu marschieren. Ohne Guide ohne Karte, wandern wir,  immer nach einem vorgetretenen Weg Ausschau haltend, weiter durch offenes Gelände in Richtung des rauchenden Vulkanschlunds . Nach weiteren Hohenmetern entdecken wir wieder den Pfad und folgen diesem. Je höher wir kommen , desto grandioser wird die Aussicht,  und immer öfter bleiben wir stehen und drehen uns um. Nicht nur wegen der Aussicht sonder ein wenig auch wegen der Kondition, wie gesagt wir brauchen 5 statt wie angeschrieben 3 Stunden. Nachdem wir die letzten Meter hochgeklettert sind , stockt mir erstmal der Atem. Ich blicke tief hinab in ein Tal,  sichtbar gefüllt mit angestauter, getrockneter Lava und einigen kleinen Seen, dem gegenüber, der rot braun gefärbte,  immer rauchende Vulkan  in die Höhe ragt. Es ist fantastisch! Auf der anderen Seite breitet sich unter uns, der dunkelgrüne Urwald,  durchzogen von eine Schneise der Verwüstung, bis hin zum Pazifik aus.
Wir lassen uns erstmal auf ein Baumstumpf fallen, und das Panorama auf uns wirken bevor wir mit neuer Energie unsere Knie beim Abstieg auf die Probe stellen. Vorsichtig setzten wir jeden Schritt sehr überlegt.  Nach den ersten Metern bekommt Catharina jedoch Schwierigkeiten. Trotz Stock rutscht sie immer wieder ab und verzweifelt zunehmends, zudem werden die Treppen immer steiler und der Sand bleibt so abgetreten und rutschig. Wir nehmen Catharina in die Mitte und springen weiter abwärts.  Gerade als wir glauben das gröbste geschafft zu haben rutscht Catharina plötzlich aus. Der Stock fliegt ihr aus der Hand , und sie hat Glück das sie gerade noch verhindern kann auf ihren Hinterkopf zu stürzen. Geschockt von dem Sturz, verkrampft sie zunehmends und wir schaffen es geradeso heil zurück zum Parkplatz. Um uns von dem Abstieg zu erholen trampen wir noch zum Playa Santa Barbara,  einem schwarzem Sandstrand an der Pazifikküste und hören uns, am dort gerade stattfindenden Strandfest,   chilenische Volksmusik an. Nachdem wir erfolgreich nach Chaiten zurückgetrampt sind,  lassen wir den Samstagabend noch in einem Restaurant mit typisch chilenischer Paia Marina  ( Meeresfruchteeintopf) ausklingen. Am Hostel angekommen erzählen wir, bei Bier und einem chilenischen Pisco  ( ich soll an dieser Stelle hinzufügen kein Pisco saur der ist aus Peru ) noch von unseren Reisen und scherzen bis 1 Uhr nachts. So schnell wird aus einem tristen Morgen  ein unvergesslicher Tag!




Mittwoch, 4. Februar 2015

Im Herzen der Stadt Santiago de Chile

Schattenspendende Palmen, ein plätschernder,  historischer Brunnen, Imbussbuden,  grölende Redner, genauso wie die, aus allen Schichten hier versammelten Chilenen, genieße ich das Fler der Plaza de Armas, das Herz der Millionenstadt Santiago und beginne zu schreiben. Nachdem ich dem Menschensstrom, auf der Hauptstraße "Merced", gefolgt bin, erreiche ich die älteste Plaza Santiagos. Plötzlich, verfliegt die gehetzte , schnelllebige Atmosphäre. Die Menschen gehen, statt laufen. Viele, bleiben unter den abkühlenden Palmen stehen, oder setzten sich, auf den Rand, des vom Schatten der Palmen umgebenden , zu ehren Allendes, ( der 1973 vom Militarputsch gesturtzte und ermordete Prasident chiles)erbauten, Brunnen. Ich suche mir ebenfalls, eine im Schatten stehende Bank, und lasse das Fler des Platzes, einige Minuten, auf mich wirken, ehe ich mich dazu entschließe, der berühmten Cathedral Metroplitana, einen Besuch abzustatten. Ich betrete, die weiträumige, kühle Kirche, in der gerade die Sonntagsmesse gelesen wird. Aus den Lautsprechern dröhnt ein zeremonielleles, spanisches Kirchenlied,  und ich bekomme eine Gänsehaut, während ich die Wandgemälde und Statuen der Kirche betrachte . Diese großen Kirchen, gerade wenn sie gefüllt von Gläubigen sind, haben schon etwas besonderes an sich, dass man nicht genau beschreiben kann. Ist es ein magisches,  ein unheimliches,  ein ehrerbietiges Gefühl? Oder ist es vl das besondere Gefühl, Gott nahe zu sein? Ich weiß es nicht . Jedenfalls ist die Kirche recht schlicht gehalten und ein Vergleich mit der prunkvollen, vergoldeten florenzer Kirche drängt sich mir auf.  Entweder, hat die katholische Kirche in Chile , weniger Geld zu Verfügung gehabt, oder sie hat es nicht für nötig gehalten, die Kirche übermäßig auszugestalten. Mir persönlich ist die Kirche in Santiago wesentlich sympathischer, was die Ausgestaltung betrifft. Die Messe ist zu Ende, und ich verlasse schnell die Kirche, bevor die Gottesdienstbesucher in Massen aus der Kirche strömen. Nach einem Blick auf die Karte Santiagos  ( diesmal habe ich mein eigenen Stadtplan aus dem Reiseführer mitgenommen) mache ich mich auf den Weg zum Mercado Central.  Ich kampfe mich durch die von Menschen und kleinen Strasenläden gesäumten Gehwege, bis zum Mercado Central vor. Dort angekommen kann ich erstmal keinen klassischen Markt entdecken. Links von mir befindet sich jedoch,ein breites hallenartiges Gebäude, über dessen Eingang, in großen Lettern, "Mercado Central" geschrieben steht. Ich starte meine Kamera und betrete die geräumige Halle. Schnell erkenne ich, dass es bei dem Gedränge unmöglich ist zu filmen . Menschen Drängen sich dicht an dicht, an den hunderten von Marktstanden vorbei. Fische jeder Art, von ganzen  Tintenfischen über verschiedenste Sorten von Muscheln, bis zu Fischen ungewohnlichster Art werden Feil geboten.  Ich kann so gut wie keinen einzigen Fisch zuordnen! Die Fischverkäufer schreien Preise durch die Gegend und die Restaurants haben alle mindestens zwei Angestellte, die mir ständig erklären,dass für Deutsche alles kostenlos ist. Ich lasse mich von der Menschenmasse einmal durch den gesamten Markt schieben, ehe ich, gerade rechtzeitig, den Blinker richtung Ausgang setze. Erschlagen von den Eindrücken und müde vom vielen laufen ( ich bin noch kein einziges Mal mit der Metro gefahren!)schlendere ich, durch das, für seine gemutlichen Cafés und schicken Restaurants bekannte, Barrio Lasterria. Ich hsetze mich auf eine Terrasse, in ein von Sträuchern umgebenes Café, und bestelle, von der Tageskarte , empanadas fritas con Carne de ceso. Eigentlich hatte ich mir darunter ein schönes, saftiges Rindfleisch vorgestellt, serviert bekomme ich allerdings, recht trockene, frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Rindfleisch und Käse, was man sich bei dem Preis und Namen, auch hätte denken können. Trotzdem schmeckt es sehr gut und ich mache mich zufrieden auf den Weg zurück zum Hostel.  Über den nächsten Tag gibt es nicht allzu viel spannendes zu berichten,  weshalb ich mir meine Kreativität für die kommenden Reisetage aufhebe. Ich springe also zu meinem letzten Tag in der Hauptstadt Chiles. Das Busticket habe ich bereits am Vortag für 21:16 gebucht, sodass ich jetzt noch genug Zeit habe, mich, im Museo National de Historico ,etwas genauer auf die chilenische Geschichte einzulassen. Der Rundgang beginnt mit den Ureinwohnern Chiles, die sich zuerst im Norden, also im Gebiet der Atacama Wüste,  ansiedelten. Die über Asien eingewanderten Indigos entdeckten also schon 50.000 Jahre vor Christus, 51.400 Jahre vor Kolumbus und 52.0015 Jahre vor mir ,Chile. Bei Interesse nach mehr chilenischer Vergangenheit,  einfach kurz bei mir melden, ich mache gerne einen weiteren Blog nur über das Museum auf. Das mein ich ernst!  Da aber die meisten hier mehr meine Reise interessiert als die Vergangenheit Chiles  ( Maximilian Müller du bist davon ausenvorgenommen ), springe ich nochmal zum gestriegen Tag zurück,  da ich euch unbedingt vom meinem Busticketkauf  erzählen möchte.  Denn so Intelligent, wie nachdem ich das Ticket besorgt hatte, habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt!  Zunächst steige ich an der "Estacion" Universidad de Santiago, aus der Metro aus. Gleich gegenüber des Metroausgangs entdecke ich das , wohlgemerkt, erste Busterminal.  Ich betrete die weiträumige Halle des Terminals und möchte am liebsten, direkt wieder umkehren!  Die Halle ist voll von schwitzenden, genervten,  wartenden Menschen und die kürzeste Warteschlange ist nur 2 Kurven, statt 5 Serpentinen lang. Hinzukommt, dass ich überhaupt keine Übersicht habe, wo ich mich anstellen sollte.  Deshalb entscheide ich mich, erstmal am Infoschalter  ( dort warten nur 3 Leute ) nachzufragen. Die nette,  aber kurzangebundene Frau schickt mich, natürlich, wohin auch sonst, zur Warteschlange mit den 5 Serpentinen. Ich schüttelle den Kopf, lehne mich an eine kühlende Säule, und lese erstmal die "praktischen Hinweise" meines LonelyPlanet Reiseführers.  Was entdecke ich da? Es gibt einen weiteren Terminal de Busse, ganz in der Nähe. Genährt mit neuer Hoffnung, suche ich den zweiten Terminal de Buses.  Schnell finde ich die etwas kleinere Schalterhalle.  Und siehe da, keine Schlange ist länger als 5 Personen.  Keine Kurven oder Serpentinen, die es zu überwinden gilt. Ich stelle mich an und kaufe das Busticket.  34.000CH Pesos , also ca 40€. Um noch mal auf  meine Cleverness zurückzukommen. Entweder war es extrem clever beim kleineren Busterminal die Tickets zu kaufen oder extrem teuer. Ich bin jedenfalls mit mir zufrieden und 40 Euro für 12 h Busfahrt ist ok. Am Abend, treffe ich noch ein Schauspieler Paar aus New York. Nein, nicht Angelina Jolie und Brad Pitt, die beiden die ich treffe, sind wegen der Puppenspieler Santiagos hier, sondern Kate and Andrew. Wir verbringen den Abend gemeinsam und endlich mal merke ich wofür ich 10 Jahre lang englisch gelernt habe. Am Abend des nächsten Tages geht's dann los Richtung Patagonien. Ich erreiche pünktlich mein Gate und das Tickets ist auch nicht gefälscht,  weshalb ich jetzt,  nachdem ich den Text zu Ende geschrieben habe, den Sitz nach hinten kippe, die Augen schließe, und erst wieder aufmache,  wenn ich Puerto Montt, das Tor zum Süden Chiles, erreicht habe.

Um es nicht auszulassen, die drei Mädels von meinem Zimmer kommen aus London, waren an dem Abend allerdings schon verabredet. Da haben dann auch alle Vorkenntnisse über das Szeneviertel nichts genutzt.

Auch noch anfügen möchte ich: Opa alles alles gute zum Geburtstag bleib fit so das wir auch dieses Jahr wieder eine Radtour nochmal ohne E-Bike machen können. Ich sende dir ein paar Sonnenstrahlen und paar Grad Celsius über. Gruß Fabian

Montag, 2. Februar 2015

Santiago de Chile eine Weltmetropole zwischen zwei Bergketten

Vogelgezwitscher, sanfte Sonnenstrahlen und eine warme Brise, frischer Luft wecken mich auf. Verschlafen öffne  ich die Augen, und stelle fest das es schon 12 Uhr mittags ist, was leider gleichbedeutend damit ist, dass ich das Frühstück verschlafen habe. Noch etwas benommen begrüße ich einen Mann, der gerade am Bett gegenüber, seinen Koffer packt. Der schon etwas ältere Herr heißt Pedro und kommt aus Patagonien. Ich erzähle ihm, dass ich am Dienstag nach Patagonien weiterreisen möchte, und Pedro bestätigt mir noch mal, wie schön es dort sein soll. In gebrochenem Spanisch, und mit Pedros Unterstützung,  bringe ich ein paar Sätze auf spanisch hervor. Kurz darauf muss Pedro dann auschecken. Ich dagegen hole den Reiseführer hervor und überlege mir, was ich mir als erstes von Santiago anschaue. Da es schon etwas spät ist, entscheide ich mich, auf den nahe gelegenen Cerro San Christobal,  mit seiner schneeweißen Marienstatur, zu gehen. Nach einer kalten dusche, was bei dem Wetter gerade noch akzeptabel ist, mache ich mich auf den Weg. Von einem Mitarbeiter des Hostels bekomme ich eine Karte von Santiago,  die allerdings, so betont  der freundliche Gastgeber, falsch ist. Ich begebe mich also mit einer falschen  Karte ins Strasengewirr von Santiago.  Vollkommen ohne Orientierung entscheide ich mich nach rechts zu gehen. Nach der ersten Straßenkreuzung merke ich, dass die Richtung nicht stimmen kann, zumindest laut falscher Karte. Nachdem ich ein paar Minuten durch das Viertel geirrt bin, schlage ich die richtige Richtung ein, und finde, dank den an jeder Kreuzung stehenden Straßenschildern, auch schnell den Weg zum höchsten Hügel der Stadt. Der Hügel liegt in einem großen Park , in dem sich auch ein Zoo, ein japanischer Garten und viele gut ausgebaute Strasen, die dem Park einen urbanen Fler verleihen, befinden. Ich kaufe mir eine Flasche Wasser und entscheide mich, nachdem ich die Warteschlange am "Ascensor" , zu deutsch Aufzug ,gesehen habe, zu Fuß den Hügel zu erklimmen. Kann ja nicht so weit sein, ist ja nur ein "Hügel ". Weit gefehlt. Die ersten hundert Meter muss ich leider an einer befahrenen Straße entlanglaufen,  bevor ich auf einen steilen und steinigen Pfad wechseln kann.  Nach ein paar Metern des Wanderns überholt  mich ein sehr europäisch wirkender, junger Mann. Kurze Zeit später entdecke ich ihn vor mir wieder , als er sich gerade mit einem Chilenen unterhält. Ich stelle mich zu ihnen und begrüße die beiden. Der europäisch wirkende, junge Mann kommt aus Norwegen und spricht quasi kein Spanisch sodass sogar ich beim übersetzen helfen kann! Der Chilene warnt uns noch, wir sollen immer genug Wasser , einen Hut und einen Bauchgurt dabei haben, und da hat er verdammt recht. Obwohl ich noch am Anfang des Anstieges bin habe ich die 500ml Wasser, schon fast leer, und einen Hut ,könnte ich bei 30 Grad im Schatten auch gebrauchen. Ich komme mit dem Norweger ins Gespräch. Er spricht fließend Englisch, obwohl der Norwegische Akzent meine volle Konzentration erfordert. Während des Weges hinauf zur Marienstatur erzählt mir der Norweger , dass er für eine Reederei arbeitet und nach Santiago , noch nach Buenos Aires und Mendosa, in Argentinien muss. Zusammen erklimmen wir den Berg, der anstrengender als gedacht ist. Mein halber Liter Wasser ist nach, nicht mal der Hälfte der Wegstrecke ,aufgebraucht und ich bin froh das es unterwegs Trinkwassserbrunnen gibt. Oben angekommen kauft sich auch der Norweger eine Flasche Wasser und wir machen uns auf, die letzten Treppenstufen zum Gipfel des Cerro San Christiobal, zu besteigen. Wir laufen an der Freilichtkirche vorbei, in der Papst Benedikt XVI , 2008 seine Predigt hielt. An der Marienstatur angekommen, eröffnet sich uns, ein sagenhafter Blick über die gesamte Metropole, Santiago de Chile. Eingebetet von den Pazifikkordillerien und den Anden, wirkt die gewaltige Stadt wie ein Puzzleteil, dass in der Landschaft seinen angestammten Platz eingenommen hat. Hochhäuser, aneinandergereihte Blockbauten, schlichte Stadtviertel, große und kleine Parks sowie Straßen voller Autos, vermischen sich zu einem großen Gesamtpaket, das nicht künstlich oder erzwungen wirkt, sondern ruhig und friedlich, zwischen den beiden Bergketten, seinen Platz gefunden, zu haben scheint. Nach ein paar Fotos, schließe ich mich dem Norweger an, und wir nehmen beide die Standseilbahn, anstatt den Hügel  ( mittlerweile würde ich ihn eher als Berg bezeichnen) wieder hinabzusteigen.  An der Seilbahn angekommen, müssen wir auch nicht lange warten, und können sofort in eines der sehr wackelig wirkenden , offenen Kabinen ( es sind eher Plattformen ) einsteigen. Ruckelig beginnt die Seilbahn nach unten zu fahren. Viel schneller als hinauf gelangen wir hinunter. Die Seilbahn rattert nochmal an einer entgegenkommenden Bahn vorbei und schon sind wir unten angekommen. Ich verabschiede mich von dem netten Norweger  ( dessen Name ich leider vergessen habe) und laufe an Pablo Nerudas Haus vorbei  ( man sieht nicht viel aber laut Reiseführer musste es "das" berühmte Haus des bekanntesten chilenischen Dichters gewesen sein.)
Nun bin ich in der Calle "Concepcion" angelangt und schlendere durch das Szeneviertel, Barrio Bellavista, in dem Nachts einiges geboten sein soll. Kurzer Hand entschließe ich mich, in ein sehr hübsch bemaltes Restaurant zu setzten. Ich bestelle mir Salmon de osorno und papatas fritas. Der Lachs schmeckt ausgezeichnet,  die Pommes lasse ich dagegen stehen, weil sie meiner Meinung nach noch nicht richtig durchgekocht waren. Wohlgenaehrt genieße ich noch etwas das schöne Ambiente und gebe dem Kleinen, der mich bedient hat ,das Trinkgeld, ehe ich mich auf den Weg zurück zum Hostel mache. Wieder folge ich der "falschen" Karte und diesmal scheint sie wirklich inkorrekt zu sein. Die Straße in der mein Hostel liegt ist nicht eingezeichnet und dort wo der junge Mann von der Rezeption das Hostel markiert hat ist es definitiv auch nicht. Ich laufe und laufe, fast über eine Stunde immer wieder die gleichen Straßen entlang, bis ich endlich das Hostel entdecke, und ja die Karte ist falsch!
Verschwitzt und ausgepowert von der Suchaktion, betrete ich mein Gemeinschaftszimmer und plötzlich liegen in den drei anderen Betten drei hübsche Mädchen. Ich bin etwas überfordert,  und gehe,  nachdem ich die drei begrüßt habe , erstmal duschen. Während ich diesmal mit warmem Wasser dusche,  ( man muss nur lange genug warten ) überlege ich mir,  dass es doch ganz net wäre mit den Mädels ein bisschen Auszugehen.  Wo das nahegelegene Szeneviertel ist, weiß ich schon mal...


Sonntag, 1. Februar 2015

Aufbruch ans andere Ende der Welt


Das Licht geht aus, die Motoren beginnen zu dröhnen. Immer lauter schreien die Triebwerke, immer frequenter bearbeite ich mein Kaugummi. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen.
Gerade erst vor einer Stunde verabschiedete ich mich von meiner Familie, und machte mich entschlossenen Schrittes auf den Weg zum Gate. Ich war nicht nervös, im Gegenteil, locker lief ich durch die hohen, fast menschenleeren Flure des Flughafens. Im Duty free Shop kaufe ich mir noch eine Flasche Wasser, bevor ich mich auf den Weg zu den Sicherheitskontrollen mache. Obwohl ich so entspannt war,  mussten mir die Service -Mitarbeiter zwei Mal den Weg weisen. Etwas unsicher gehe ich auf den Beamten an der Handgepäckkontrolle zu. Wie gewohnt lege ich Rucksack, Tablet, Bauchgurt etc. in die grauen Kisten auf dem Fliesband . Langsam gehe ich nun auf den Körper-Scanner zu, und natürlich fängt er bei mir an, unangenehm zu piepsen. Der Gürtel. Ein bulliger, streng wirkender Security -Mitarbeiter zieht mich beiseite. Gekonnt holt er sein Scanner hervor und versucht die Atmosphäre mit einer auswendig gelernt klingenden Frage aufzulockern. Ich habe das Gefühl der Scanner piepst durchgehend und tatsächlich hält es der Beamte für notwendig mich nochmal persönlich abzutasten. Endlich darf ich meine Sachen wieder nehmen und weiter zum Gate marschieren. Es ist schon 21:30. Um 21:55 ist geplanter Abflug.  Am Gate angekommen, folge ich der Masse zu einem Bus mit der Aufschrift, " Santiago Domingo / Panama letzter Bus". Ich setze mich ans Fenster und biete geschickt, einer hübschen jungen Dame, in meinem Alter, den Platz neben mir an. Natürlich schaffe ich es, in der  gefühlten Ewigkeit, in der der Bus auf weitere Passagiere wartet, nicht mal ein einziges Wort rauszubringen. Ich habe Unterhaltungen in öffentlichen Verkehrsmitteln noch nie gemocht. Kurze Zeit später hält der Bus vor unserem Flugzeug an. Ich folge wieder der Masse und reihe mich in die Warteschlange am Kopfende der Maschine ein. Im Flugzeug angekommen begrüßt mich der Pilot:
,, Sie wissen, wo sie hin müssen? ''
,,jaja'' antworte ich.
Keine zehn Sekunden später entscheide ich mich um und zeige ihm doch noch mein Ticket. Natürlich war ich im falschen Gang. Ich reihe mich also in die Schlange auf der gegenüberliegenden Seite ein. Zu meiner Freude steht das hübsche Mädchen nur ein Passagier weiter vor mir. Sie scheint auch allein zu reisen. Ich schaue auf mein Flugticket.  Platz 38G. Hätte schon was, wenn das Mädchen mit den hübschen, braunen Haaren und der sonnengebraunten Haut, zufällig Platz 37G hat. Ich schaue nach oben, um festzustellen an welchem Platz wir uns gerade befinden.  Platznummer 28, der Mann vor mir setzt sich und das braunhaarige Mädchen steht nun direkt vor mir. Sie trägt eine dunkelblaue Jeans und ein leichtes, schlichtes Top. Platz 37G,  das Mädchen setzt sich und ich mache einen Luftsprung vor Freude, bevor ich bemerke, Platz 38G ist ein Sitz dahinter . Schade. Noch während ich das hübsche Mädchen beobachte, beginnt eine blonde, dauerlachelnde Stewardess, im Bildschirm vor mir, die Sicherheitshinweise zu erläutern. Bevor es losgeht erklärt die immernoch lachelnde Stewardess alles nohmal auf Englisch. Ich bekomme gleich noch mehr Lust auf den 12 stundigen Flug. Die Lichter gehen aus und die Motoren werden gestartet. Ich lehne mich zurück und spüre wie die Maschine langsam den Boden verlasst und dem Nachthimmel entgegen fliegt.
9h Stunden später, um 6 Uhr morgens Ortszeit, lande ich sicher in Panama. Leider muss ich erwähnen, dass das hübsche Mädchen nach Kolumbien weiterfliegt. Da ich nicht wirklich hab schlafen können, nicht etwa vor Aufregung,  sondern wegen dem lauten Dröhnen der Motoren, suche ich mir erstmal einen gemütlichen Platz am Flughafen. Ich versuche noch einmal etwas zu schlafen, weil mir das aber nicht wirklich gelingt, schaue ich mir den Sonnenaufgang von Panama an. Im Prinzip sieht der nicht anders aus wie in Deutschland. Nach 9h Flug bin ich nicht nur mude sondern auch ganz schon hungrig, deshalb suche ich mir etwas zum Fruhstucken. Eigentlich, hatte ich bewusst, im Flugzeug nichts zu essen gebucht , um in Panama schön zu frühstücken , anscheinend kennen die Panamerianer, oder wie die heißen , jedoch kein Frühstück. Es gibt nur Pizza, Pommes, Hamburger,  um 8 Uhr morgens! Schlussendlich bestelle ich mir eine Art Schneckennudel , die nicht mit Nüssen, sondern mit einer Nutella- Zimt- Creme gefüllt ist und warm serviert wird. Das komische Ding schmeckt sehr süß. Fast ist mir nachdem Zuckerschock auf leerem Magen schlecht. Nachdem ich das süße Ding verputzt habe, überlege ich, wie ich am besten bezahlen sollte. Ich entschließe mich mit Kreditkarte zu bezahlen und schockiert merke ich, ich weiß das Passwort uberhaupt nicht. Ich gehe alle Papiere durch die ich dabei habe, aber ,wie hätte  es auch anders sein sollen, den Pin habe ich zu hause liegen lassen. Langsam werde ich nervös, denn ohne Kreditkarte bin ich aufgeschmissen. Ich versuche mich zu beruhigen und nochmal alle Möglichkeiten durch zu gehen. ( so mache ich das immer wenn ich mich mal wieder in ungeschickte Situationen gebracht habe. Und das schaffe ich relativ regelmäßig ) Nachdem ich mich beruhigt habe, kommt mir die Idee, mal auf meinem Handy nachzusehen, dort könnte ich den Pin mal unter Notizen gespeichert haben. Angespannt starte ich mein Handy . Und tatsächlich finde ich 4 Zahlen , die stark nach meinem Pin aussehen. Ich gehe zur Imbussbude um zu bezahlen.  ,, Mit Kreditkarte Bitte " sage ich so locker wie möglich. Während ich die 4 Ziffern eingebe , bin ich innerlich zum zerreißen gespannt. Die Pin wird angenommen. Erleichtert strahle ich die Angestellte hinter der Theke an, die das nicht ganz nachvollziehen kann. Den Rest meines Aufenthalt s in Panama verbringe ich damit den Flughafen nach einem WC abzusuchen und die Free -Wifi - Zone in vollem Maße auszunutzen.
 Um 12:20 startet mein Flug nach Santiago de Chile, dann uberpunktlich. Diesmal ergattere ich ein Fensterplatz, dafür sind keine so hübschen Damen mit an Board. Der Fensterplatz sollte sich jedoch spätestens beim erreichen des Chilenischen Festlandes bezahlt machen, denn während das Flugzeug zu landen beginnt, blicke ich unter mir, auf die sich endlos dahinziehenden Anden. Es ist fantastisch , auf die von oben, an eine marslandschaft, erinnernden ,Anden zu schauen. Teilweise sammeln sich kleine Wolken an den Spitzen der vielen kraterformigen Berge. Der letzte Teil des Landeanflugs beginnt. Langsam verschwindet die Andenlandschaft und stattdessen taucht ein Häusermeer, namens Santiago de Chile auf. Von den Anden umgeben wirkt Santiago bei Sonnenuntergang, von oben betrachtet, herrlich ruhig und friedlich, trotz seiner gigantischen Größe. Der Pilot landet die Maschine sicher und ich betrete, eine halbe Stunde früher als geplant, zum ersten Mal chilenischen Boden. Fröhlich und müde von der langen Anreise suche ich nach dem Gepäckband. Ich überlege wie viel Zeit mir bleibt, bis das Taxi mich abholt und will gerade mein Handy aus meiner Hosentasche holen, als ich merke, da ist mein Handy gar nicht. Schon leicht beunruhigt durchsuche ich mein Rucksack. Ich finde nichts, weshalb ich mich schnellsten auf den Weg zurück zum Flugzeug mache. Zügig laufe ich auf die vor dem Eingang stehenden Crewmitglieder zu. Auf spanisch erklärt mir ein Mann in Sicherheitsweste , ich dürfe nicht mehr hinein, daraufhin erkläre ich ihm auf englisch das mein Handy da noch drin ist! Und tatsächlich schaut ein Crewmitglied nochmal an meinem Platz nach und bringt mir mein Handy. Glück gehabt. Diesmal ohne weitere Zwischenfälle, passiere ich den chilenischen Zoll.
Mit den Worten ,,Ah estas de alemana,  geh durch, geh durch" lassen mich alle schnell passieren. Ich erreiche die Gepäckausgabe als letzter und stelle erfreut fest, dass mein Rucksack schon vollständig und unbeschädigt  angekommen ist. Ich werfe mir den großen Reiserucksack auf den Rücken und halte nach transvip ,  dem Taxiunternehmen bei dem ich reserviert habe, Ausschau.  Schnell finde ich den Stand von transvip,  wo ich die siebentausend pesos bezahle, und sofort eines der an Unmengen vorhandenen Taxis zugewiesen werde. Dort treffe ich die erste Chilenin. Sie ist schon etwas älter, aber sehr offen. Ich begrüße sie, und schnell kommen wir ins Gespräch. Wie in den Reiseführern beschrieben hat sie dann zufällig irgendeinen bekannten aus Deutschland. Ich muss schmunzeln. Das Taxi fährt uns durchs nächtliche Santiago, und setzt mich, wie besprochen, an meinem Hostel ab. Müde klingle ich an der Pforte. ,, Hola, quiene estas?"
ich antworte extrem ungeschickt : ,, Un turisto" . Ich muss selber lachen , aber eine freundliche junge Dame macht mir auf . Total nett und dem englisch mächtig, zeigt sie mir die Räume, und gibt mir ein Handtuch, um das ich echt froh bin, da ich als erstes duschen gehe. Danach packe ich meine Sachen aus und schmeisse mich erstmal hundemude in mein Bett. Ich schlafe sofort ein, und das ist gut so, denn morgen wartet das riesige Santiago de Chile auf mich.