Freitag, 20. März 2015

Torres del Paine 2.Tag

2. Tag Camping Seron - Camping Dickson 32 km
Regen klatscht auf meine Jacke, das feuchte Gras streift meine durchnässte Hose, meine Schuhe schmazen sich durch den schlammigen Pfad, während ich starr nach vorne Blicke und Meter für Meter kräftiger um Sonnenschein bete. Das Gesicht dick eingemumelt in mein Buff Halstuch und der Eskimo Mütze, laufe ich schweigend neben John in den Tag hinein. Um ehrlich zu sein bei dem Wetter ist die Landschaft nicht schön,  denn man nimmt sich keine Zeit Sie zu betrachten,  da alles grau, trostlos und kalt wirkt, und ist.

 John kämpft schon jetzt mit dem Drang umzukehren, das spüre ich und die Wetterprognose der Campingbesitzer  des Camping Seron, zwei Wochen voller Regen, tragen nicht dazu bei, dass John motivierter wird. Allerdings hat er im Gegensatz zu mir, nur Sportschuhe an, einen Schlafsack für 10 Grad plus und keine Wasserfeste Hose, weshalb ich sein frühes Trübsalgeblase nachvollziehen kann. Ich selbst habe mich leider etwas zu spät daran erinnert, dass ich die pinke Regenhose aus den 80igern, von meinem Vater dabei habe, trotzdem wärmt sie auch im nachhinein und schützt zumindest ab jetzt vor Regen.
                                                              80iger Diva?!
Noch während wir traurig über die Wetterprognose nachdenken, erhellt sich der Himmel und die Sonne zeigt sich zum ersten Mal. Ich glaube wenn sie das in diesem Moment nicht getan hätte wäre John schon jetzt umgekehrt. Jedefalls marschieren wir zumindest ein paar Kilometer im schwachen Sonnenschein durch die weiterhin mit Pfützen übersäten Pfade. Gegen Mittag,  nach 4 Stunden wandern, erreichen wir den Fuße, eines grünen, steilen Berges auf welchen unser Wanderweg geradewegs drauf zulauft. Ich atme einmal , zweimal kräftig durch und stecke mir zwei, drei Kekse in den Mund, bevor wir mit dem Anstieg beginnen. Geschätzt 300 Hohenmeter in 15 Minuten. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken, brennen mir nach den ersten Metern die Waden und immer wieder ermahne ich mich nicht anzuhalten. Weiter, Weiter, oben kannst du dich ausruhen!  Bedächtig setze ich, vor Anstrengung laut Atmend,  Schritt für Schritt auf dem steinigen,  steilen Wanderweg Richtung Gipfel. Als erster komme ich oben an und plötzlich fegt mir ein Wind ins Gesicht, sodass ich nur dank des Gewichtes meines Rucksacks den Berg nicht wieder hinunterrolle. Schnell ziehe ich mir mein Buff weiter übers Gesicht und kämpfe mich mit letzter Kraft gegen den Wind voran. Auf einmal wird mein Regenschutz am Rucksack  weggeweht und nur geradeso fängt John ihn auf. Den brauche ich noch! Mitten im Wind gebe ich es bald auf diesen wieder anzubringen, stattdessen laufen wir einfach möglichst zügig weiter. Es geht abwärts,  das ist jedoch gegen den Wind genauso anstrengend wie aufwärts und verdammt kalt!



 Ausgepowert und ausgefroren retten wir uns in bewaldetetes Gebiet.  Mir kommt der Gedanke,  dass ich statt eines warmen weichen Bettes, einer heißen Dusche, neuen trockenen Kleidern nur ein kaltes, nasses Zelt und aufgeweichte Kleider bekomme. Naja vielleicht kommt die Sonne heraus dann trocknen zumindest die Kleider. Nach 7h wandern kommen wir am letzten Kontrollposten der Conaf,   vor unserem Ziel, dem Camping Dickson an. Noch 9 Kilometer. Puh. Früh genug vor Sonnenuntergang kommen wir am Camping Dickson an, allerdings regnet es schon wieder und das gesamte Campimgareal ist feucht.
 Ich baue mein Zelt zwischen hohen, ebenfalls vor Wasser tropfenden Bäumen auf , bevor ich dankbar den mit Schuhen umringten Kamin im kleinen Refugio entdecke und sogleich meine eigenen Sachen in dessen Nähe platziere. Der Kamin ist für mich ein echter Hoffnugsschimmer und ich beschließe meine Wandertour durchzuziehen, egal welches Wetter noch kommt! John ist nicht so optimistisch und ich versuche erst gar nicht ihn aufzumuntern, das lasse ich nach dem ersten Satz, während wir unsere Pasta mit Sardinien aus der Dose, die überraschend gut schmecken,  zu Abend essen. Bis in die Nacht hinein regnet es. Ich liege in meinem Zelt, höre das Tropfen des Regens, das pfeifen des Windes und igele mich so eng wie es nur geht in den Schlafsack. Es ist kalt, aber mein Schlafsack noch trocken, sodass ich vergleichsweise gut einschlafen  kann. Aber was heißt gut, bis ich den Regen ignoriert und die Geräusche des Waldes ausgeblendet habe, ist es bestimmt schon 11,12 Uhr nachts und das schlimmere ist, das ich alle halbe Stunde schmerzverzerrt  aufwache,  kurz meine Beine ausstrecke und mich in eine neue Position igele. Um genau zun sein gibt es genau zwei Positionen in denen es warm genug ist und ich nicht die nasse Zeltwand berühre. Die Hände zwischen den fast zu 90 Grad angewinkelten Knien , einmal mit Blick nach Rechts,  einmal nach links. Die steifen Glieder sind jedoch nicht das einzige,  was mich in dieser Nacht aufweckt. Es muss gegen Mitternacht oder etwas später gewesen sein, da höre ich wieder lautes Rascheln, wie von einem Wildschwein,  dass nach Eicheln wült,  nur dass es hier statt Wildschweine, Füchse und Pumas gibt. Ich öffne die Augen, erkenne aber nur die grauen Umrisse meines Zeltes, dass Rascheln wird jedoch kräftiger und erklingt stosweise,  nicht wie die Blätter Wind gleichmäßig. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und ich meine einen Schatten an der Zeltwand zu entdecken,  die Geräusche sind jetzt ganz nah und ich setze mich aufrecht hin. Sollte ich nachschauen?  Immerhin liegen meine Sachen vor dem inneren Zelt. Ich schüttelle den Kopf: "nein, du hast dich geirrt. Schlaf weiter. Die größeren Tiere trauen sich sowieso nicht ins Zelt. Schlaf!"  befehle  ich mir selbst.Es klappt. Am nächsten Morgen weckt mich John auf. Es ist schon hell, die Sonne scheint ,  der Himmel ist zumindest stellenweise blau und ich fühle mich teilweise sogar ausgeschlafen. Fröhlich öffne ich die Zelttür kontrolliere meine Sachen und erinnere mich an die nachtlichen Geräusche. Erschrocken prüfe mich ein Rucksack ein weiteres Mal....

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