Sonntag, 19. April 2015

Ein wettergeprägter Abstecher in den Parque Puyehue

Zum dritten Mal am heutigen Tag steigen wir in einen Bus, die nächsten Fahrstunden warten auf uns. Insgesamt bin ich in den zweieinhalb Monaten reisen, schon über 7000 Buskilometer gefahren,  das ist fast zwei Mal vertikal durch Chile und ich bin gerade erst in der Mitte des "Sur Chico", also noch im südlichen Teil des Landes. Jedenfalls sitzen Joshi und ich mittlerweile seit 6 Stunden im Bus, da uns erst das kleine Dorf, Puerto Octay, nicht gefallen hat und wir dann in Osorno, statt der geplanten Überbrückungsnacht, eine direkte Verbindung in den Nationalpark Puyehue bekommen. Gegen Abend kommen wir im Parque Nacional Puyehue an. Der Himmel ist lückenlos mit Nebel verhangen, sodass wir mit unguter Vorahnung unser Zelt, noch im trockenen, aufbauen. Nachdem wir uns bei der Conaf über Wanderwege und die natürlichen heißen Quellen informiert haben, besorgen wir uns noch einen Sack Holzkohle, da das Holz noch ganz schön nass ist und sich nicht wirklich zum Feuer entfachen eignet. Es sollte auch nicht trockener werden, denn gegen Nacht beginnt es zu regnen und wir sind froh,  dass der kostenlose Campingplatz der Conaf, eine überdachte Hütte mit Feuerstelle hat. Trotzdem sind wir an diesem Abend zu satt und zu faul um groß ein Feuer zu machen,  weshalb wir uns vor dem schlafen gehen noch eine Tafel Nussschokolade gönnen,  bevor auch schon eine regnerische Nacht einsetzt. Kurioser Weise schreibe ich diese Sätze gerade in Valparaiso, in Zentralchile,  wo blauer Himmel und 30 Grad unsere Haut bräunt, was zeigt, ein Vorteil des Reisens ist, dass man dem Wetter beliebig entfliehen kann. Hier allerdings plätschert der Nieselregen unaufhörlich, aus den grau-weißen Wolken, gegen unser Zeltdach,  während Joshi mit seinem, aus Santiago mitgeschleppten Schnupfen kämpft und wir uns hin und her wälzen,  möglichst ohne die feuchte Wand zu berühren. Am nächsten Morgen sehe ich Joshi die Müdigkeit und den stärker werdenden Schnupfen förmlich an und dem weiterhin nebligen Himmel das triste Wetter, weshalb ich nach einigem Hin- und herringen, entscheide, heute nur in die natürlichen Quellen am Fluss zu gehen, anstatt viel zu wandern. Kurz laufen wir durch den tropfenden Regenwald,  bis wir an eine mit Picknickbänken übersäten Lichtung gelangen, wo uns mehrere mit Steinen abgegrenzte Becken neben dem Flusslauf willkommen heißen. Gemütlich lassen wir uns in den unterschiedlich tiefen und somit verschieden warmen, pfützenähnlichen Gesteinsbäcken nieder, wo Joshi, froh über die natürliche Wärme, genießend die Augen schließt. In den dampfenden Becken entspannen wir genüsslich und ich spüre förmlich wie mein Körper sich erholt.
 Gegen späten Mittag steigen wir wieder aus den dampfenden Thermen, trocknen uns unter den Hütten ab, da es wieder angefangen hat zu regnen. Auch wenn es Joshi jetzt um einiges besser geht und er wieder fit aussieht, beschließen wir heute noch gemütlich eine Runde Minigolf,  nahe am Campingplatz zu spielen und morgen früh den erst besten Bus zurück Richtung Norden, der Sonne entgegen, zu nehmen. Ich gewinne die, auf den etwas speziellen Bahnen, sehr lustige Minigolfpartie knapp vor Joshi,  der jedoch im Laufe unserer Reise noch eine Revanche bekommen sollte. Am letzten Abend nutzen wir die Holzkohle für leckere Ofenkartoffeln mit Schmelzkäse und fertiger Nudelsuppe, die wir unter dem schützenden Holzdach der Hütte genießen,  bevor wir uns auf die vorerst letzte Zeltnacht einlassen. Der Regen prasselt gleichmäßig auf unser Zelt, sodass wir alle eins, zwei Stunden kurz wach werden, uns gegenseitig anrempeln um die beste Position im Zeltinneren zu ergattern,  ehe wir wieder friedlich einschlafen,  um am nächsten Morgen, müde, unser nasses Zelt einzupacken und schnellstens, mit dem Bus, den feuchten,  nebelverhangenen Nationalpark zu verlassen. Nach zwei Stunden Busfahrt erreichen wir Osorno, wo wir uns im Supermarkt warme Spaghetti Bolognese kaufen, ausversehen eine Packung Cornflakes mitgehen lassen, bevor es weiter in die Hauptstadt der Region Los Rios geht. Die von deutschen Siedlern gegründete Stadt, Valdivia ruft. Bekannt für seine drei Flüsse und die herrliche umgebende Landschaft, empfohlen von meiner einstigen Reisegefährtin und bald auch besucht von uns.                

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen