Mittwoch, 27. Mai 2015

San Pedro de Atacama Teil 1 - Eine Radtour ins Tal des Todes zu den Höhlen des Teufels, Sandboarding und 10.000 Jahre alte Ruinen in der trockensten Wüste der Welt

" Jetzt nach rechts laut meiner Karte! "
"Lass uns doch einfach denen folgen , die wissen schon wo lang! "
"Wisst ihr zufallig wo hier Hostels sind? "
"Nein sry wir wissen nicht mal wo unseres ist, obwohl wir eine Karte haben "
Es ist stockfinster, Mitternacht schon lange verstrichen und wir haben keinen blassen Schimmer wo wir uns befinden und noch nicht Mal ein Hostel reserviert. Ach ja noch dazu sind wir mitten in der Wüste, sollten wir den Stadtrand verlassen. Der Mond beleuchtet die Straßen, was die wenigen Laternen nicht schaffen. Die Nacht ist kalt, weshalb ich meine Jacke bis unters Kinn schließe und mit den Händen in der Hosentasche weiterlaufe. Wir folgen den beiden Amerikanern aus Santiago,  Neal und Lisa,  welche eine Reservierung haben, ihr Hostel allerdings nicht finden können. Wir haben nicht einmal eine Reservierung, gestehen wir Ihnen, als wir zum dritten Mal Einheimische nachdem Weg zu Ihrem reservierten Hostel fragen. Zum dritten Mal schicken sie uns in eine andere Richtung. "Waren wir hier nicht schonmal?" werfe ich ein und Neal gibt mir recht,  weshalb wir umkehren. Es ist zwei Uhr Nachts und ich glaube wir befinden uns am Stadtrand,  da hier die Straße in einen Wüstenweg übergeht. Die Rucksäcke auf dem Rücken, welche die Kälte zumindest etwas ausgleichen, laufen wir wieder zurück. "Schau ein Hostel " rufe ich Joshi zu und wir laufen Hoffnungsvoll auf ein heruntergekommenes Lehmhaus zu,wo wir enttäuscht ein "Se Vende " Schild im Schatten der Nacht erkennen und verdrossen weiterlaufen. "Scheint wirklich keine so ansprechende Gegend zu sein" meine Ich zu Joshi, dem ebenfalls kalt ist und beschleunige meine Schritte. Die Laternen werfen unheimliche Schatten auf die kleinen, gespenstig wirkenden Lehmhäuser, und den teilweise gesprungenen Fenstern. Wir laufen am Friedhof vorbei, entscheiden uns dann rechts abzubiegen,  wo die Häuser zumindest ganze Fenster haben. In einer Seitengasse entdecken wir plötzlich eine Kreidetafel, wo zwei freie, shared bedrooms angeboten werden und wir erleichtert klingeln. Die Zeit verstreicht, während wir vor dem Eingang des Hostels im Licht der Strasenlaterne stehen und unsere Hoffnung schwindet. Dann endlich öffnet sich die Tür, jedoch mit einer schlechten Nachricht. Ausgebucht! Aber bevor ihr auf der Straße campen müssen, könnten wir hier auf dem Flur schlafen, denn es ist Feiertag und es wir mit Sicherheit sehr schwierig nachts um halb drei eine Bleibe zu finden,  meint die freundliche Besitzerin. Ich freunde mich gerade mit dem Gedanken an wild zu campen,  als sie uns genau davor warnt. "Besser ihr bleibt als Gruppe zusammen und schlaft Nachts nicht wild auf den Gassen" mahnt sie uns, sodass wir wieterlaufen. Die Tür schließt sich hinter uns und wir folgen weiter den verlassenen,  dunklen Gassen als wir an der Feuerwache vorbei laufen und wieder auf Wüste treffen. " Wir sollten wieder umkehren" meine Ich zu den anderen und beschließe insgeheim in dem Hostel,  wo Lisa und Neal eine Reservierung haben , uns einfach nicht abwimmeln zu lassen, denn zur Not werden die schon einen Platz für unsere Isomatten haben. Aber dieses Hostel müssen wir erstmal finden. Der erfahrene Neal  ( 30) bleibt gelassen während wir die Straße zurück,  wieder am Friedhof vorbei,  diesmal nach links abbiegen. Dank des Friedhofes können wir unseren Standort auf Neals Karte bestimmen und laufen trotzdem am Hostel vorbei. "Lass uns doch noch in der Seitengasse nachschauen das sieht bewohnt aus " sage ich und wir laufen in die unbeleuchtete Gasse. Ich korrigiere meine Vermutung gerade : " scheint doch nicht so bewoh....." als Neal und ich gleichzeitig das Schild Backpackers Hostel, eine düstere Ecke weiter links, entdecken. Hoffentlich ist es tagsüber nicht so düster denke ich mir im stillen,  als wir den weiten Innenhof hin zur Rezeption überqueren. Geduldig warten wir bis Neal und Lisa ihre Reservierung annehmen,  bevor wir unser Anliegen dem müden, etwas genervten,  jungen Chilenen präsentieren. " Ihr habt keine Reservierung! " und ich höre den Vorwurf heraus,  bitte trotzdem gelassen darum uns zumindest einen freien Platz für eine Nacht zu gewähren. "Es gibt da ein Zimmer,  dass wir eigentlich  nicht vermiten dürfen,  da es verraucht ist" erläutert er uns leise und führt uns in besagtes Zimmer. Es riecht eher nach unangenehmen Gasen und Moder als nach Zigarretenrauch,  was mich aber keineswegs beruhigt.  Eine Nacht lang werden wir es überleben denke ich mir, nachdem ich nachts um drei meinen Rucksack, nach drei Stunden Nachtwanderung, absetzen darf. Der Junge Mann von der Rezeption sieht das anscheinend anders, weshalb er eine Stunde später noch einmal in unser Zimmer kommt und wir in ein Achter Schlafsaal umziehen. "Wieso nicht gleich so?" frage ich mich insgeheim,  bin aber froh eine Matratze unter mir zu haben,  sodass ich nichts weiter sage. Während wir das Licht anschalten,machen wir uns lautstark darüber her, dass in Deutschland alles besser ist. "Spanien,  Griechenland, Italien die können doch alle nichts. Die leben doch nur noch dank uns " meine Ich übermüdet zu Joshi als ich auf meinem Währungsrechner den schwachen Eurokurs ablese. Plötzlich schnellt neben mir eine leicht gut gebaute Spanierin hoch. " Ja in Deutschland ist alles besser,  genau so eingebildet seid ihr " Erschrocken verstumme ich und verkneife mir ein Lächeln, was auch die Spanierin nur geradeso schafft und korrigiere meine Worte schnell. "Ja,ja" meint sie bevor wir alle lachen und der Rest des Schlafsaales erwacht. Spätestens als Joshi keine zwanzig Zentimeter über seinem Hochbett die Lampe entdeckt,  welche über seinem Gesäß baumelt, ist auch der schnarchende halb Chinese wach. Das Hostel ist vollkommen ausgebucht und wir stellen am nächsten Morgen fest: zurecht. Mehrere gemütliche Sonnenliegen, eine Tischtennisplatte, eine Bar , abendliches Lagerfeuer und gepflegte Mountanbikes bietet das Hostel an. Letztere nutzen wir auch gleich. Joshi und ich schließen uns den freundlichen Amerikanern von gestern,  sowie Dan,  ein Freund der beiden, an, um mit den Rädern ins Valle del Muerte zu fahren. Um ein Uhr radeln wir nach einem kurzen Stopp auf dem bunten Markt in San Pedro los. Die Stände quillenüber mit reifen Früchten und Gemüse vieler verschiedener Sorten,  sodass eine vielfältige Farbenpracht unzählige Käufer anlockt. Die gefüllten Körbe und die intensiven, ansprechenden Farben der Früchte sind für mich bisher einzigartig. Alles sieht lecker aus, weshalb wir uns mit Bananen, Paprika und Äpfeln eindecken, bevor wir die Stadt verlassen und auf Wüstenboden  hinein ins Tal des Todes fahren.  

 Die Räder sind besser als in Pucon, allerdings die Straße auch nochmal schlechter. Dan, Neal, Lisa,  ein Student und zwei Lehrer aus den vereinigten Staaten, in Santiago lebend, Joshi und Ich bilden eine fröhliche fünf köpfige Gruppe die staubaufwirbeld, die gesamte Straße ausnutzend, um die Wette fährt. Die Sonne scheint vom blauen Himmel herab,  aber das wundert hier niemand,  in der trockensten Wüste der Welt. Trotzdem schlängeln sich einige Wasserläufe in Richtung San Pedro und kreuzen mehrfach unseren sandigen Weg. Die Beine angehoben,  langsam oder schnell, wir alle werden nass und können den Schlamm nicht fernhalten, was allerdings die Radtour noch mehr zur Gaudi macht. Der fröhliche Amerikanische Humor den alle drei haben, macht die Radtour zu einem der besten Tage auf unserer Reise und da hat Neal noch nichts getrunken und seine deutschkentnisse für das Lagerfeuer am Abend aufgehoben. Noch einmal versuche ich langsam, möglichst die seichten Stellen des Baches zu überqueren, während Joshi genißerich an mir vorbei rast und wir kurz darauf am ersten Ziel unserer Tagestour ankommen.


 Die 10.000 Jahre alten Ruinen der Atacemenos . Ein serpentinenartig ansteigender Weg führt zwischen den parallel verlaufenden, ein Meter hohen Steinmauern den Hang hinauf. Von hier aus verteidigten die zähen Atacemenos 10.000 Jahre lang das Tal bis die Spanier innerhalb von einer halben Stunde alle vernichteten. Schaut man sich die Waffen und Rüstungen,  falls man es so nennen kann, im Museum an, wird einem allerdings klar warum. Das Tal des Todes, ich denke euch ist klar warum es so heißt?  Weit gefehlt.  Anfangs hieß es Valle del Marte, Tal des Marses  aufgrund des roten Gesteins, jedoch ließ sich das schlecht vermarkten, sodass mit der Zeit der Name Valle del Muerte entstand, weit nach der schrecklichen Niederlage der Atacamenos. Nachdem uns ein Einheimischer, diese Infos geliefert hat, laufen wir wieder hinab, nur um kurz darauf einen längeren Pfad zum Aussichtspunkt, über das Tal, hinaufzuwandern. Noch einmal von einer etwas höheren Position aus betrachten wir die aufwendig auf den Hang gebauten Schutzmauern der Ureinwohner, bevor wir schwitzend oben ankommen. Für mich der schönste Blick in der Gegend um San Pedro de Atacama herum, bezaubert mit einem 360° Panorama, das auf jeder Seite verschiedene ineinander übergehende Landschaften zeigt. Salzwüste schmiegt sich an den rot leuchtenden, aufragenden Felsen, der in feinen Wüstensand übergeht, um dann vor dem grünen, einem schimmernden Bachlauf folgenden Tal, steil hinabzufallen. Unter dem kunstvollen Gipfelkreuz indem in verschiedenen, ich vermute indigenen Sprachen, der gleiche, für uns nicht entschlüsselbare Satz eingraviert ist, essen wir die süßen, wahnsinnig leckeren Früchte vom Markt.


 Als letzte schließen wir unsere Fahrräder auf und radeln weiter hinein ins Tal des Todes,  auf der Suche nach den Höhlen des Teufels. Klingt nicht schlecht, da weiß jemand wie Marketing funktioniert. Kurz vor unserem Ziel kreuzt diesmal ein Fluss unseren Weg. Fragend bleiben wir vor dem hüfthohen Wasserlauf stehen. Neal fühlt sich mit seinen dreißig Jahren ganz schlau und läuft den Flusslauf entlang um dann doch durchnässt auf der anderen Seite anzukommen. Dan gelingt es etwas besser, trotzdem ziehen wir anderen die Schuhe aus und waten durch den Fluss, bis Neal, Joshi ein Angebot macht. " Wenn du es schafft den Fluss mit dem Fahrrad zu durchqueren ohne hinzufallen bekommst du ein Bier spendiert? " Joshi, na klar, nimmt die Herausforderung an und fährt los. Zwei, drei Meter Anlauf, dann trifft das Vorderrad auf Wasser und nasse Steine. Gespannt und ein bisschen hoffend Joshi im Wasser landen zu sehen, beobachten wir wie das Mountanbike tiefer im Fluss versinkt und langsamer wird. Joshi wackelt gefährlich hin und her während er sich langsam dem anderen Ufer nähert und dann , ohne das Rad verlassen zu müssen die trockene Uferseite erreicht. Das Bier ist ihm sicher, zumal er auch den Rückweg, zurück zu uns, ohne Probleme steht. Nachdem diesem letzten Hindernis biegen wir 500 Meter weiter nach rechts ab, hinein in die Höhlen des Teufels. Ein schmaler sandiger Weg schlängelt sich, schmaler werdend, in rot leuchtendes Gestein. Drei bis vier Mal so hoch, wie wir groß, überragen uns die roten Felsen, welche ab und zu im Schatten verschwinden  bevor eine andere Stelle in der abendlichen Sonne orange glüht. Hintereinander fahren wir vorsichtig über den Sand und das Geröll tiefer in die Schlucht hinein. Nach einigen engen Kurven und Felsspalten zum Kopf einziehen, erreichen wir den Hügel, von wo aus der Blick über die rot leuchtenden Felsformationen den Aufstieg belohnt.
 Joshi , Neal und Lisa verlassen sogar die vorgegebenen Pfade und klettern den geröllbedeckten Berg hinauf, während Dan und ich die Kletterpartie von unten gespannt verfolgen. Der Aufstieg gelingt, doch der Abstieg sieht heikler aus. Allerdings heikler als es ist, denn Joshi und der Rest der Gruppe kommen heil unten an. Mit Blick auf die dann doch wenig teuflisch wirkenden roten Felsen, laufen wir zurück an den Fuß des Hügels, wo wir uns wieder auf die Räder schwingen. Diesmal leicht Berg an und den Weg kennend, fahren wir schnell über Sand und Gestein,  was mit den gefederten Mountanbikes einen Riesen Spaß macht. Konzentriert achte ich auf den Sand vor mir und den kantigen Felsen rechts und links neben mir. Knapp entkomme ich einer hervorragenden Felskante, bevor Ich mein Gewicht verlagern muss um nicht nach links gegen den Felsen zu fahren. Geradeso bekommen wir die 180° Kurven und halten alle rechtzeitig an einem Felsvorsprung, der plötzlich vor uns auftaucht, an. Alle bis auf Joshi.
"Die kleine Kante dass schaff ich schon ." meint er selbstsicher, doch sein Glück ist für heute aufgebraucht.
Mit zu wenig Geschwindigkeit fährt er an uns vorbei auf die einen halben Meter hohe Kante zu und ich sehe direkt nachdem Absprung das es schief geht.  Das Mountanbike  kippt im Flug nach vorne,  bevor das Vorderad zu steil aufkommt und Joshi über den Lenker fliegt. Glück im Unglück hat er allerdings, da er seitlich auf die Schulter fällt statt frontal aufs Genick. Mit unterdrücktem, schmerzverzerrtem  Gesicht fährt Joshi weiter,  nachdem wir geprüfte haben ob auch noch alles an ihm funktioniert. Es funktioniert alles und ich bin froh das wir diesmal einen Helm auf hatten,  als wir müde, aber zufrieden mit dem Ausflug, am Hostel ankommen. Joshi checkt nochmal die empfindlichen Stellen des Körpers,  doch Kinderkriegen sollte trotz des harten Lenkers noch klappen, bevor wir uns Suppe machen und zu Lars,  einem weiteren Deutschen setzen. Fasziniert von Lars Reisegeschichten über  Kambodscha, Vietnam und Thailand bleibe ich noch einige Zeit bei ihm sitzen und lausche dem gerademal zwanzig jährigen, während Joshi sich zu Neal, Dan und Lisa ans Lagerfeuer setzt. Mit einer Freundin buchte er in Vietnam eine Jungle Tour, nur war der Guide, welcher als Asiate wenig Alkohol verträgt,  aber aus Höflichkeit bei einer im Dschungel lebenden Familie Reisschnapps mitgetrunken hatte, besoffen,  sodass er die restlichen drei Stunden am Heck des schmalen Holzbootes hing, während Lars und die anderen Teilnehmer das Gefährt mitten durch den Regenwald steuerten. Plötzlich meint der sich übrgebende  Guide. " Das Boot  hat ein Loch,  hier nimm den Eimer und schütte Wasser aus dem Bootsinneren, sonst sinken wir. " Während der Guide sich weiter übergibt schüttet Lars gehorsam bis zur nächsten Ecolodge Wasser zurück in den  Fluss. Alles im tiefsten Urwald. Da dies nicht die einzige Geschichte ist , die Lars mir gerne erzählt, gehe ich erst um 12 mit Lust auf weiteren Reisen ( vielleicht ja Südostasien) in unseren Schlafsaal,  bevor Joshi sogar erst um 02 Uhr nachts sich ebenfalls müde schlafen legt. Am nächsten Tag schlafen wir aus, nutzen die Sonnenliegen und spielen Runde um Runde Tischtennis, wo ich die meisten Partien gewinne,  Joshi aber erst aufgibt, nachdem auch er, einmal gewonnen hat, bevor wir mit den Amis und einer Norwegerin um 10 Uhr abends zum Sandboarden aufbrechen. Der Kleinbus sammelt uns ein und rollt langsam durch die dunkle Nacht über die Fernstraßen hinaus aus San Pedro,  bevor er auf eine wüste Schotterpiste abbiegt. Die Scheinwerfer beleuchten die Nacht  und lassen schemenhaft die Umrisse des salzverkrusteten Canyons erkennen in den der Van geradewegs hinein fährt.
Nach einer Viertelstunde Fahrt öffnet sich der Canyon und eine hoch aufragende Sanddüne erstreckt sich vor uns. Vor einem Dj Mischpult und zwei großen Scheinwerfern steigen wir aus und schlüpfen in spezielle Schuhe,  bevor wir uns ein passendes Sandboard nehmen. Wer Snoaboard fahren kann braucht keine Einweisung erklärt einer der Guides und lässt uns losfahren. Ich habe zwar noch nie auf einem Snoawboard gestanden, habe aber keine Lust auf den Guide und die anderen Anfänger zun warten,  weshalb ich mir ein Helm schnappe und Neal und Joshi folge. Dan , ebenfalls zum ersten Mal auf einem Board, läuft neber mir und wirkt ganz schön nervös, während wir den Sand hinauf stapfen.  Im Zickzack führen zwei ausgetretene Pfade die Sanddüne nach oben, wo man beliebig hoch laufen kann, dann jedoch weitaus mehr an Geschwindigkeit gewinnt,  so zumindest meine Vermutung. Dan und ich stellen uns neben Neal und Joshi, die erfahren ihr Sandboard festschnallen und Freudig die Piste hinabstürzen. Joshi fährt gut,  wird allerdings immer schneller und ich frage mich wie man bremst,  bevor ich sehe wie Joshi sich einfach in den Sand fallen lässt.
"Kann man da nicht irgendwie bremsen?" frage ich und erhalte eine Abfuhr. Kann man nicht.  Auch egal. Startbereit stehe ich mitten in der Wüste auf einer Sanddüne, vom Vollmond beschienen, und blicke hinab auf den schemenhaften Sand. Einmal atme ich tief durch, bevor ich mir einen Ruck gebe und mein Board Fahrt aufnimmt. Nach den ersten Metern stelle ich erleichtert fest, dass es ganz gut geht mit der Balance,  doch plötzlich gewinne Ich stark an Tempo und ich spüre wie Ich die Kontrolle verliere. Ein kleine Unebenheit im Sand und mein Board kippt zur Seite und schleudert mich in den Sand. Zum Glück weicher als Schnee stehe ich unbeschadet, aber voller Sand auf. Es hat wahnsinnig Spaß gemacht und ich laufe sofort wieder hoch, diesmal noch ein Stück höher. Noch schneller als beim ersten Versuch erreiche ich diesmal das Ende der Piste um dort in den Sand zu fallen. Als ich aufstehe sehe ich Joshi zwanzig Schritt vor mir, noch schneller auf mich zu rasen. Plötzlich verliert er die Kontrolle und fliegt über einen Hügel in den Sand,  wo er sich einmal überschlägt und diesmal wirklich froh sein kann, einen Helm zu tragen. Insgesamt sieben Mal stapfen wir hinauf um hinunterzufahren um dann wieder einmal im Sand zu verschwinden. Nach zwei Stunden bläst der Dj zur letzten Abfahrt, auf der "weltweit ersten und besten " Sandboarding Piste überhaupt.


 Es macht allen einen Heidenspaß unter Mondlicht die Sanddüne hinabzujagen und so krönt Dan den Abend, indem er allen ein Bier spendiert und wir ausgelassen zurück zu unserem Hostel fahren. Müde ziehe ich meine Sachen aus und verwandele das Bad in ein Sandkasten,  bevor ich eine halbe Stunde lang dusche um den Sand aus meinen Haaren, mittlerweile so lang wie noch nie, herauszubekommen. Viel zu spät legen wir uns in die Stockbetten,  denn morgen klingelt um vier Uhr morgens der Wecker - es geht zu den höchst gelegenen Geysiren der Welt!

Donnerstag, 21. Mai 2015

Chuquicamata, der größte Kupfertagebau der Welt - viele Superlative, Fakten und ein Gespräch mit zwei Arbeitern

Ich greife mir zwei orange leuchtende Westen und zwei rote Plastik Helme, reiche jeweils eines davon an Joshi weiter,sodass wir kurz darauf wie Baumeister aussehen und bereit für unseren Besuch der größten Tagebau Mine der Welt sind. Gestern, in den frühen Morgenstunden,  sind wir in der Arbeiterstadt Calama, nach einer für Joshi ermüdenden Nacht , angekommen. Bei einer Peruanischen Gastgeberin mieteten wir für eine Nacht ein Zimmer , und erholten uns erstmal von der nächtlichen Busfahrt, um jetzt wachsam die Reise durch die Kupfermine Chuquiquamata zu starten. Der englischsprachige Guide erhebt das Wort und die rund zwanzig köpfige Gruppe in dem kleinen Büro der Staatlichen Gesellschaft CODELCO lauscht seinen Anweisungen. Den Helm erst absetzen wenn er es erlaubt,  nur von ihm ausgewiesene Wege nehmen und bei Erdbeben Ruhe bewahren , unterweist er uns in die Regeln des Ausflugs.
 Die Gesteinsarten in den chilenischen Minen

Wir treten vor das Bürogebäude,  wo eine Platte des Endproduktes,  also reines Kupfer steht. Der Kupfergehalt beträgt 99,99 Prozent und wird in drei Schritten hergestellt,  dazu aber später mehr. Bevor wir in den Bus einsteigen lässt uns der Guide noch einmal staunen. Am Tag werden ca 1000 Tonnen Kupfer hergestellt und somit ein ungefährer Umsatz von 6 Mio. US Dollar pro Tag erwirtschaftet. Über die Fakten nachdenkend werden wir mit dem  Bus zur Kupfermine gefahren. Der 2006 umgesiedelte gleichnamige Vorort,  dient als Museum und so beginnt hier die Führung. Über die verlassene Plaza laufen wir in die frühere Apotheke der Siedlung und der Guide erklärt, dass CODELCO 70 Prozent der Umzugskosten getragen hat und bis heute Strom und Wasser den betroffenen Familien bezahlt - bei 6 mio. $ am Tag lohnt sich das wohl. Unser Guide erklärt uns die drei Schritte der Kupferherstellung : Das Gestein wird abgetragen und das Kupferhaltige aussortiert. Am Tag werden 400.000 Tonnen kupferloser Schutt abgetragen und die Mine hat mit 1,5 Prozent Kupfergehalt einen hohen Ertragswert. Zum Vergleich der in den nächsten Jahren beginnende Untertagebau hat nur um die 0,7 Prozent Kupfergehalt und trotzdem wird mit insgesamt 1000.Kilometern das längste Tunnelsystem der Welt gebaut!  Im zweiten Schritt wird das Kupferhaltige Gestein zermahlen, um dann erhitzt zu werden, wobei sich während des Schmelzvorganges das Kupfer vom Rest des Gerölls trennt. Dieses wird dann in Platten gegossen, abgekühlt und dann mithilfe des Elektrolyseverfahrens ( Kupfer wird bei einer gewissen Spannung stärker als alle anderen Stoffe vom Pluspol angezogen)  bis zu 99,99 zu reinem Kupfer verwandelt.  Dabei wurde jahrelang Süßwasser!  verwendet und das verschmutzte Wasser wird die Umwelt,  auch wenn es Wüste ist, noch lange belasten, weshalb immerhin heutzutage Salzwasser verwendet wird und erstaunliche 85 % des Schmutzwassers gereinigt und wiederverwertet wird.  Nachdem unser Guide abwechselnd auf englisch und spanisch  ( das ist auch eine Kunst )  grob den Vorgang erklärt hat, frage ich ihn was passiert wenn der Tagebau 2017 geschlossen wird. Er erklärt mir das Chile, welche ca 1/3 der weltweiten Kupfervorkommen besitzt, noch für Generationen Kupferreccourcen zur Gewinnung hat, aber trotzdem schon heute an besseren Verfahren zur Gewinnung des wertvollen Minerals gearbeitet wird. Übrigens die größten Abnehmer sind mit fast 50 % China und danach Europa mit um die  30 % . Nur ein auffallend geringer Teil des Kupfers bleibt in Chile selbst. Wie auch immer, wir setzen wieder unsere Bauarbeiter Helme auf und der Bus fährt uns ins Gelände der Mine, während Joshi fröhlich Bob der Baumeister anstimmt. Ich falle mit ein bevor wir nach einigen kuriosen Blicken der anderen Tourteilnehmer leiser werden. Nach einer kurzen staubigen Fahrt steigen wir auf über 4000 Metern Höhe aus. Unser Guide weißt nochmal auf Erdbeben hin, welche wohl nicht so selten für die Gegend sind und mahnt uns in diesem Falle ruhe zu bewahren. Wir betreten den staubigen Besucherplatz, wo uns als erstes die riesigen Trucks auffallen. Natürlich Made in Germany, wühlen die 8 Meter großen Laster mit ihren 40.000 US $ teuren, nur 8 Monate lang haltbaren Reifen,  die sandige Piste auf. 3 Liter pro Minute, verbrauchen die Ungeheuer, d.h  sie verbrauchen am Tag so viel, womit ein Pkw bei normalem Verbrauch gut zwei Jahre lang auskommt. Wahnsinn!
 14.000 Arbeiter halten die Mine 24 h am Tag 365 Tage im Jahr, mittels drei Wochen Schichten  ( drei Wochen arbeiten /drei Wochen frei) am laufen. Joshi und ich betreten die Aussichtsplattform und unter uns erstreckt sich die 5000m lange, 3000 m breite und 1000 Meter Tiefe Mine. Die wie Matchboxautos wirkenden Trucks kämpfen sich die ringsum, serpentinenartig in den Fels gesprengten "Straßen" hoch um noch mehr Schutt abzutragen. 400.000 Tonnen Schutt werden täglich abtransportiert! Staunend blicken wir auf die graue, mit Allergien und mehr auslösenden Staub, benebelte Mine. Grau, schwarz,weiß braun rotes Gestein , soweit das Auge reicht. Die Mine passt selbst von hier oben nicht auf ein Bild und selbst ein Blick kann die Größe der superlativen Mine bei weitem nicht erfassen. Nach einigen Minuten steigen wir wieder in den Bus, und verabschieden uns von der Mine,  welche die ,für die chilenische Wirtschaft und Bevölkerung so wichtige Kupfergewinnung, symbolisiert. Der Gewinn, welche die staatliche Gesellschaft CODELCO  erwirtschaftet, fließt angeblich zu hundert Prozent in einen staatlichen Fundus, von wo aus das Geld zu allgemein Zwecken verwendet wird und die Codelco , Geldbeträge für den eigenen Verbrauch, jedesmal neu beantragen müssen. Joshi und ich sind auf jeden Fall beeindruckt, was die Menschheit mit Chuquicamata erschaffen hat. Abends schlagen wir die Zeit in einem kleinen Restaurant mit Guten Churrascos und kostenlosem Tee tot, testen unsere Spanisch Kenntnisse mit zwei Arbeitern, die berichten, dass ein Arbeiter im Norden zwischen 600-800 Euro im Monat verdient. Dies ist zwar über dem Durchschnittswert in Chile  ( Santiago 500€) doch ist es, bedenkt man die ungesunde, harte Arbeit in den Minen sehr wenig. Ich als dualer Student verdiene mehr, dass erscheint mir ungerecht, doch die beiden Arbeiter machen einen sehr zufriedenen Eindruck,  beschweren sich nur lachend über die etwas zu teuren Preise,  die in vielen Bereichen zum Beispiel was Lebensmittel angeht, genauso oder sogar teurer als bei uns sind. Einzig die Restaurants, der Sprit, öffentliche Transportmittel und die Hostels  ( Grundstuckspreis kann ich nicht bewerten) ,ich gehe aber schwer davon aus sind auch günstiger als bei uns. Ein Mittagsmenü mit Vorspeise, Hauptspeise, Beilage, Getränk und Nachttisch für 5€- ich würde nicht mehr kochen. (;  Nachts um 10 spielen Joshi und ich noch solange Fußball am Busterminal bis wir es verboten bekommen. Genau in dem Moment kommt jedoch der Bus,  sodass wir gut gelaunt durch die Nacht nach San Pedro de Atacama fahren. Das wird spannend nachts um eins ein Hostel zu finden,  zumal morgen in San Pedro de Atacama Feiertag ist und ein langes Wochenende ins Haus steht.  

Caldera und Bahia Inglesa der angeblich schönste Strand Chiles

Nach einem kurzen Stop in Copiapo,  wo aufgrund der Überschwemmungen in den Minen die meisten Leute Atemschutz tragen, fährt der Bus weiter nach Caldera,  wo wir in der brütenden  Mittagssonne ankommen. Vom überschaubaren Busterminal laufen wir gut gelaunt in Richtung Plaza. Wenn man ins Zentrum kommen will ist das immer eine gute Frage. Wo ist die Plaza? Einzig die Großstädte haben mehrere, da ist die Frage dann weniger geschickt. Jedenfalls entdecken wir schon bald ein Hostel, für 8000 Pesos die Nacht,  was einladend aussieht   und uns sehr freundlich empfängt,  sodass wir für zwei Nächte einchecken. Froh, schnell eine Unterkunft gefunden zu haben, laufen wir weiter in Richtung Zentrum. Nach ein paar Metern entdecken wir die große Plaza die eine hübsche Kirche umrahmt und auf der sich die Familien mit ihren Kindern auf der Hüpfburg und dem schönen Spielplatz vergnügen. Uns sprechen die Hüpfburgen nicht so an, weshalb wir nach rechts abbiegen, wo wir direkt auf den Strand zu laufen. Cafés, Bars und kleine Restaurant , sowie die verschiedensten Läden säumen die recht verlassenen Straßen rund um den Küstenabschnitt. Der Strand selbst ist nicht allzu schön, da die Frachter direkt vor dem Badestrand vor Anker liegen, doch der Strand von Caldera selbst soll auch nicht der schönste Chiles sein, sondern der von Bahia Inglesa,  fünf Taximinuten von der Stadt entfernt. Morgen werden wir sehen,  ob dieser hält,  was er verspricht. Heute haben wir erstmal Hunger und Wifi brauchen wir auch mal wieder ( sonst bekommen wir Entzugserscheinungen),weshalb wir in ein mit Holztischen ausgestattetes,  etwas wie ein Salon wirkendes Restaurant einkehren und feststellen das gerade die Meisterfeier der chilenischen Liga auf Großleinwand übertragen wird. Cobre Sal,  das Team, aus der Region um Caldera herum, hat den Titel gewonnen und feiert ,wie wir sehen können, recht ausgelassen den Meistertitel. Die Reporter werden mit in die Kabine genommen, Mikrofone gestohlen und Bierduschen verteilt und auch die Familien mit ihren Kindern dürfen auf den Platz,  den Pokal anfassen und mit ins Fernseh. Erstaunlich wenige Fans sind jedoch im Stadion, geschätzt ist nur 1/3 der Plätze im Stadion belegt und dass obwohl es eine Meisterfeier ist. Joshi und ich bestellen uns einen Mixed Teller mit Pommes, Soßen und den verschiedenen Fleischsorten in dem, bis auf uns leeren Restaurant. Erstaunt über die wenigen Zuschauer im Stadion und hier im Restaurant frage ich die freundliche Bedienung warum das so ist. Sie erklärt mir, dass die Chilenen durchaus Fußball begeistert sind, jedoch momentan die Region mit den Folgen der Überschwemmung und den Gasen aus den Minen stark zu kämpfen hat und so Fußball in den Hintergrund rückt. Das ist verständlich und so genießen wir, als einzige Gäste, den ganz gut schmeckenden Grillteller und diskutieren schon heiß über das DFB-Pokal Halbfinale. Ehrlich gesagt an diesem Abend machen wir nichts mehr außer chillen, aber dafür sind wir hier. Zwei gechillte Strandtage. Am nächsten Morgen,  also nachdem wir ausgeschlafen haben, halten wir ein gelbes Taxi collectivo an, dass uns kurz durch die Wüste fährt,  bevor es uns an der Strandpromenade von Bahia Inglesa rauslässt.
 Umgeben von modischen Bars und Cafés überqueren wir die Straße und erblicken zum ersten Mal den Strand. Feine, weiße Sandkörner,  wärmen meine Füße, während ich auf das türkisfarbene Wasser blicke, das von glasklar bis dunkelblau,  je weiter es hinaus auf den Ozean geht, alle Farben gleichzeitig unter dem blauen Himmel präsentiert. Die Sonne bräunt unsere Haut und lässt den Pazifik glitzern. Wie magisch von der Felsen umrahmten Bucht angezogen, laufe ich sofort in das erfrischend kalte Wasser und stürze mich genißerich in die sanften Wellen. Das Wasser ist zwar mehr als erfrischend kalt, doch die kräftige Sonne macht das wieder wet, sodass ich mich an die Wassertemperatur gewöhne und mich zufrieden auf den Wellen treiben lasse. Einmal mit Blick auf den am Horizont verschwindenden Pazifik und einmal auf den weißen Sandstrand mit seinen Palmen, als schattenspendende Oasen, stelle ich wieder fest: Meer ist etwas ganz besonderes und das hier ist sogar ein Ozean! Joshi und ich legen uns in die Sonne,  nachdem wir nochmal gemeinsam den Pazifik unsicher gemacht haben. Gegen Nachmittag setzen wir uns in eines der modernen Cafés,  wo hippe Rockmusik die gesamte Terrasse beschallt und bestellen uns Empanadas fritas mit Chorizo und Käse - eine der besten Empanadas Sorten die wir bisher gegessen haben,da sind wir uns einig. Gegen Abend kehren wir gebräunt,  bzw Joshi gerötet,  denn Sonnencreme wird ja überbewertet, in unser Hostel zurück. Nachdem ich unsere Wäsche hab waschen lassen und diesmal sogar selbst zum trocknen aufhänge und danach zusammen lege, schlafe ich gut ein, während ich von dem Dortmunder Sieg träume. Joshi schläft auf dem Bauch, da der Rücken rot glüht und wir befürchten schon schlimmes,  was die morgige nächtliche Busfahrt angeht. ... Erstmal jedoch bleibt uns ein weiterer chilliger Strandtag mit einer Liveradiokonferenz des DFB-Pokal Halbfinales Bayern gegen Dortmund. Bis um ein uhr chillen wir im Hostel und ich schlafe mal wieder weitaus länger als Joshi, bevor wir unsere Sachen packen und bei dem netten Hotelbesitzer für 2000 pesos den tag über verstauen lassen.  Die Sonne scheint, wie seit Beginn unserer Reise im Norden, und verdrängt die morgendlichen Wolken vom Himmel. Gut gelaunt schlendern wir durch die Gassen in Strandnähe zu der Salon ähnlichen Bar vom ersten Abend,  wo wir fragen ob sie zufällig das Pokalspiel übertragen. Wir werden enttäuscht,  dafür entdecke ich einen kleinen Lederball für 2000 Pesos ca 3,50€ auf einem kleinen Markt, den ich auch sogleich kaufe. Mit dem neu erworbenen Ball schnappen wir uns die beiden Tore auf dem weichen Strand und kicken zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder gegeneinander. Kurz vor dem drei zu drei, trete ich jedoch plötzlich mit voller Wucht gegen das Eisentor und bleibe erstmal schmerzverzerrt liegen. Erschrocken stelle ich fest das der Zäh rot wird, jedoch sollte es bei einer Prellung bleiben und ich habe eine Ausrede warum ich zum Schluss, das Duell bis zehn, verloren habe. Nachdem wir, wie früher als Kinder, Bayern gegen Dortmund nachgespielt haben, laufen wir pünktlich zum Anpfiff des originalen Spiels zu unserer Western Bar,  die Wifi hat und wir somit Radio hören können. Nach einem Cocosmilchshake geht die Partie los und plötzlich sitzen zwei Touris mit angespannten Gesichtern vor den, gefühlt viel zu leisen Lautsprechern eines Tablets,  aus dem laute deutsche Kommentare zu hören sind. Leider gibt es hier keine Bratwurst,  so stärken wir uns in der Halbzeit mit Completos bevor das epische Zitterfinale beginnt. Ich glaube auch die Einheimischen werden die aufschreienden,  zappelnden Touristen nicht vergessen und genauso muss es ausgesehen haben, als ich dem Elfmeterschießen, schon lange nicht mehr sitzend, gelauscht habe. Ich hochzufrieden, Joshi leicht geknickt, holen wir unsere Rucksäcke und laufen zum Busbahnhof,  wo wir die Zeit mit Passstafetten, zwischen den anderen wartenden Reisenden hindurch, vertreiben. Das Ergebnis des Halbfinales vergisst Joshi dabei auch ganz schnell,  zumindest bis ich ihn wieder daran erinnerte; ) Hochzufrieden wieder einen Ball an den Füßen gehabt zu haben fahren wir Richtung Calama, durch die Nacht, auf den Weg zum größten Tagebau der Welt.  

Dienstag, 19. Mai 2015

Das Elqui-Tal: Observatorien, ein Sternenhimmel, Pisco Produzenten und ein hellgrüner Teppich aus Weinreben umgeben von rot leuchtender Wüste

Nach 5 schönen Tagen , nehmen wir etwas trauernd Abschied von Valparaiso und ich sage sogar zu Joshi,  dass diese Stadt zu den wenigen gehört, in denen ich mir es vorstellen könnte zu leben. Verewigt haben wir uns auf jedenfall und so steigen wir, gespannt auf den Norden Chiles, um 12 Uhr in den Bus. 6 Stunden Busfahrt gehen dank meines neuen Ebooks,  "die Zwerge" schnell vorüber. In La Serena angekommen wird es schon dunkel und wir haben verdammt Hunger. Lass uns erst ein Hostel suchen gehen,  versucht mein Verstand über den Magen zu siegen,  was ihm, nach dem ersten Churrasco Schild, nicht mehr gelingt. Joshi ist ebenfalls von seinem knurrenden Magen eingenommen, und so betreten wir die enge,  nach Familienbetrieb riechende Bude. An einer kleinen Theke bestellen wir bei einem freundlichen  älteren Herr,  der sogleich die Bestellung an seine in der Küche arbeitende Frau weitergibt. Er führt uns in einen ebenfalls kleinen,  jedoch freundlich eingerichteten Raum,  wo wir auf Holzstühlen Platz nehmen und auf unsere Churrasco Italianos und den Papas Fritas warten. Die Churrascos sind wirklich mit liebe gemacht und die Pommes aus frischen Kartoffeln. Sie treffen auf deren würdige Magen, während der Mann freundlich frägt woher wir kommen.
"Somos de alemania "antworten wir.
"Ah bien pais si." stellt er fest
Ja stimmt antworte ich , füge jedoch an, das mir Chile ebenfalls sehr gut gefällt.
Noch nicht ganz satt bestellen wir eine zweite Portion,  weshalb wir, für die nächsten Tage vollgefressen, ein LonelyPlanet empfohlenes Hostel suchen gehen. Es ist schon dunkel,  doch wir finden den Weg zum Hostel El Hibisco ohne Probleme,wo uns eine freundliche Deutsch-Ungarin aufmacht und erklärt,  dass wir noch etwas auf den Besitzer warten müssen,  allerdings Betten frei sein sollten. Froh die Rucksäcke absetzen zu können, lassen wir uns im geräumigen Vorhof des Hostels nieder. Mehrere Bäder,  ein Zelt im Vorhof,  freundliche Zimmer und eine Gemeinschaftsküche , sowie der Preis sprechen für das Hostel,  wo wir zufrieden erstmal ausschlafen. Gemütlich schlendern wir am nächsten Tag in die Innenstadt von La Serena. Eine hübsche Fußgängerzone führt auf eine grüne Plaza,  die von historischen Gebäuden,  wie dem Rathaus und der Judikative,  sowie der Kirche umgeben ist.


 An einem ruhigen Plätzchen setzen wr uns auf eine Bank, wo Joshi sein Bild mit den kunstvoll geschriebenen Namen, aller besuchten Orte weitermalt und ich einige Zeile meines Berichtes schreibe. Ohne etwas vorzuhaben schlendern wir weiter durch die Fußgängerzone vorbei an Artesanias-Ständen bis wir uns in ein nettes Café setzen, wo zufällig Juventus gegen Paris St. Germain läuft. Abends unterhalten wir uns noch mit der halb deutschen, die Motive von ihrem Essen, den Orten und Landschaften über eine Agentur vermarktet und dadurch ihre Reise finanziert. Ihr Abendessen sieht tatsächlich sehr lecker aus, doch ausnahmsweise kann unser Abendessen, eine in Valparaiso abgeschaute Palta-Creme mit Tacos, sogar mithalten. Nach einem Blick in den Reiseführer beschließen wir am nächsten Morgen, nach Vicuna ins Elqui -Tal zu fahren. Unser Ziel das einzige Weingut in der ansonsten nur für Pisco bekannten Anbauregion. Außerdem eine traditionelle Pisco Distellerie aus dem 19 Jh. , die noch heute Pisco auf alt bewährte Art produziert. Am späten Morgen steigen wir in den Bus und kommen Mittags am Busterminal von Vicuna an. Wir laufen einmal um die gesperrte Plaza,  zur Touristeninformation, wo wir unsere Tour zum Observatorium Mamaiiuca für die heutige Nacht reservieren. Den restlichen Tag verbringen wir mit Zeltaufbauen und in der Sonne chillen, bis es Abends um zehn losgeht. Ich stärke mich noch schnell mit einem Completo,  bevor wir zur Agentur laufen, wo wir in ein Van steigen und uns neben zwei Schweizerinnen setzen. Der volle Van fährt durch die dunkle Nacht einen wüsten Berg hinauf,  bis er nach ca. 20 Minuten vor einer großen halbrunden Kuppel anhält. Wir steigen aus und müssen erstmal ein paar Minuten warten, in denen wir uns mit den Schweizerinen unterhalten,  die Südamerika ebenfalls über einen längeren Zeitraum bereisen. Der sichelförmige Mond beleuchtet den Nachthimmel nur schwach, sodass wir schon jetzt die vielen weiß-funkelnden Sterne am Firmament deutlich erkennen, bevor uns ein sympathischer englischsprachiger Guide begrüßt. Er führt unsere etwa zwanzig Kopf große Gruppe in das Gebäude mit dem abgerundeten Dach, wo eine stufenlose Wendeltreppe an der Wand entlang in einen kreisförmige Raum führt,  indem das Teleskop auf uns wartet. Einige zucken erschrocken zusammen,  als in dem stockfinsteren Raum die Kuppel mit einem mechanischen Kreischen sich einen spaltbreit auseinanderschiebt. Das schwache Mondlicht erhellt den Raum ein wenig, doch wir erkennen vor allem deswegen mehr, da unsere Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben. Mit einem weiteren lauten Ächzen dreht sich das 30 cm lange Teleskop,  was von außen mindestens ein Meter lang wirkt, in Richtung der Himmelsspalte. Die Show kann beginnen.

 Zuerst bestaunen wir die kraterübersäte Oberfläche des Mondes, danach, nachdem wir eine halbe Ewigkeit gewartet haben, bis alle einen Blick durch das Auge des Teleskops geworfen haben, drei leuchtende Sterne,  welche mit bloßem Auge wie ein einziger wirkten. Das verdeutlicht,  dass wir viele Sterne einfach nicht wahrnehmen und es unvorstellbar viele im Universum gibt. Als drittes bestaunen wir den Jupiter und erkennen sogar die 4 Monde, welche um den Planeten kreisen, sowie den Gasring. Als letztes zoomt das Teleskop an ein Sternennebel heran und unser Guide erklärt uns, das der Sternennebel womöglich schon nicht mehr existiert,  da wir quasi in die Vergangenheit blicken.
"Womöglich sind aus dem Sternennebel bereits neue Sterne oder Planeten entstanden, wir können es nur noch nicht sehen. Falls wir irgendwann zu einem entfernten Planeten reisen ist das Problem in der heutigen Forschung die Zeit. Bis wir dort ankommen vergehen mehrere Menschenleben und wer weiß vielleicht existiert der Planet bis dahin überhaupt nicht mehr."
Es sind zu viele,  zu komplizierte Informationen für mich, aber die Vorstellung in die Vergangenheit zu blicken oder, dass uns womöglich andere Lebewesen, aus der Zukunft heraus, gerade in diesem Moment betrachten, strahlt eine ungemeine Faszination auf mich aus .  Ist das "Jetzt" bzw. die Gegenwart,  durch die Entfernung, wie eine Variable beliebig in die Zukunft oder Vergangenheit verschiebbar? Jedenfalls hänge ich an den Lippen,  des Hobby Astronomen,  der voraussagt, dass in den nächsten Jahren in jeder Tageszeitung ein Abschnitt " Der Sternenhimmel am heutigen Abend" erscheint und stolz berichtet das die größten Teleskope der Welt im Norden Chiles stehen. "Deutschland, Frankreich , die USA die halbe Welt baut in Kooperation mit den verschiedensten Ländern immer noch größere, effektivere Teleskope,  doch nur Chile hat den perfekten Standort. 40.000 Dollar die Stunde kostet ein Blick in das gerade für über eine Milliarde hergestellte neue Super Teleskop aus Europa. " Erklärt er uns warum sein Teleskop nur 30 cm groß ist.    Zum Abschluss zeigt er uns noch ein fast kostenloses Programm auf seinem PC, das den Sternenhimmel zu jedem Zeitpunkt, von jedem Ort aus anzeigt. Ob mit Blick vom Mars aus oder der Sternenhimmel im Jahre 3000 n.Chr von Berlin aus,  alles ist berechnet und lässt sich mit einer, ein Euro teuren, frei zugänglichen Software anzeigen. Wahnsinn! Bevor es wieder zurück nach Vicuna geht, betrachten wir noch den Sternenhimmel in dem ich mit etwas Fantasie mein Sternzeichen Skorpion erkenne.
" Für die meisten Sternzeichen brauche ich jedoch ein paar Bier ." lacht der Guide und entlässt uns in die Nacht.
Gegen Mitternacht kommen wir an unserem Hostel an, wo wir uns in unser Zelt verkrichen und schnell einschlafen. Die Nacht ist kalt und der geliehene Schlafsack  ( meinen habe ich in La Serena vergessen) lange nicht so wohligwarm,  wie der Daunenschlafsack von Tina. Joshi, der in der Regel früher als ich wach ist, berichtet mir sogar,  dass am nächsten Morgen, im gesamten Garten, Tau auf dem Rasen lag und dichter Nebel um unser Zelt herum schleierte.

 Jedenfalls machen wir uns nach einem netten Gespräch mit einer französischen Familie und einer jungen deutschen Studentin,  auf den Weg zum Busterminal,  von wo aus wir tiefer ins Elqui - Tal hinein fahren wollen. Auf dem Weg zum Bus kaufen wir ein paar Brötchen zum Frühstück ein, welche wir auf der Busfahrt verspeisen. Es ist jedoch keineswegs eine der vielen öden Busfahrten,  hin zum nächsten Reiseziel,  sondern eher eine Panorama Fahrt durch das grün leuchtende Elqui -Tal. Die Reben werden hier nicht seitlich bzw. schräg angepflanzt, sondern wie ein Dach ein bis zwei Meter über dem Boden auf Stelzen wachsen lassen, was dazu führt das der Blick von oben auf das hellgrün,  in der Sonne schimmernde, fruchtbare Tal einzigartig schön ist. Übrigens das Microklima des Tals lässt im Jahr über 300 wolkenlosen sonnige Tage zu und es soll mit die reinste Luft auf Erden zum atmen bieten. Kurz vor Pisco Elqui,  wo wir später übernachten wollen wirft uns der Busfahrer vor dem einzigen Weingut im gesamten "Valle" aus dem Bus. Wir treten hinaus in die warme Sonne, überqueren die wenig befahrene Straße, hinüber zum Weingut. Eine schickes Landgut, wie aus der Toskana nach Chile exportiert, wirft Schatten über die Fliesen der Veranda,  die vorbei an Tonvasen bis zu einer Terasse mit gemütlichen  Holzstühlen, zwei passenden Weinfässern und einem Holztisch führt. Auf letzterem warten vier verschiedene , perfekt temperierte Weinflaschen auf unsere laienhaften Gaumen. Nachdem sich vier Chilenen ebenfalls ein gemütliches Plätzchen gesucht haben, beginnt die kostenlose Weinprobe. Zwei Weißweine und zwei Rotweine aus den einzigartigen Trauben des Elqui-Tals dürfen wir kosten. Die Weine sind allesamt recht süß allerdings unterschiedlich trocken oder süffig. Wahrscheinlich weil wir beide noch nicht viel Wein getrunken haben schmeckt uns der süße süffige Rotwein am besten und überraschenderweise sogar so gut , dass wir eine Flasche mitnehmen. Die Chilenen wollen unbedingt noch ein Bild,  mit uns jungen Gringos machen und wir dienen doch immer wieder gerne als Motiv,  sodass wir erst ein paar Fotos von uns schießen lassen, bevor wir einen ländlichen Weg zu den Weinreben hinablaufen. Vorbei an einem blau leuchtenden See und lilanem, duftenden  Lavendel               biegen wir an einem Avocado -Baum nach rechts ab , wo wir direkt auf das Geflecht der fast gelben Weinblätter zulaufen. Die kleinen runden, roten Trauben schmecken zuckersüß und am nächsten Tag sollten wir auch erfahren warum.  Unter dem Teppich der Weinreben schielen wir auf die ab und zu durchscheinende Sonne und machen nun selbst ein paar Fotos,  bevor wir auf die einladende Terrasse,  des rustikalen Guts zurückkehren.

 Wir genießen für ein paar Momente die angenehmen Sonnenstrahlen , bis uns die Besitzerin wegen der nächsten Kostprobe rausschmeist und wir an der Straße auf den nächsten Bus warten. Dieser bringt uns nach Pisco Elqui,  wo wir unser Zelt in einem weitläufigen Gelände mitten im Tal für 5000 Pesos pro Person aufschlagen. Eigentlich bietet der Campingplatz außer freier Natur nichts und wird von einem etwas Hippie mäßigen,  braun gebrannten Einheimischen geführt. Unter einem Dach aus dichtem Schilf bauen wir unser Nachtlager auf, bevor wir uns auf die Suche nach WLAN begeben,  wollen wir heute doch mit unseren Eltern telefonieren. Jeder weiß ein anderes Café oder Hotel in dem es Wifi gibt, jedoch scheint es bei keinem zu funktionieren. Nach einer Stadtbesichtigung, dank der erfolglosen  Wifisuche, kann ich Joshi zum ersten Mal zu einem "ekligen" Completo überreden,  der selbstgemacht, mit frischer Paltacreme und Tomaten dann doch sehr mundet. Das chilenische Essen schlecht hin, ein HotDog mit Palta, Tomate und Mayonnaise bleibt zwar FastFood, ist dafür aber erstaunlich lecker. Nach einem weiteren Abend mit Krafttraining,  wir wollen für die Surfchics ja fit sein, freuen wir uns auf eine ruhige Nachtruhe mitten in der Natur. Allerdings haben wir unsere Rechnung ohne die abartigen Hunde gemacht. Nicht das Chile sowieso schon mehr Hunde als Einwohner hat, nein, in dieser Nacht bellen sie bis zum Sonnenaufgang ohne Unterlass und rauben uns trotz Ohropacks und Kopfhörer jeden Schlaaf.

die Rezeption :D
 Mit tiefen Augenringen wachen wir früh morgens auf, packen unsere Sachen, frühstücken auf der hübschen Plaza und legen uns dort erstmal auf eine Bank schlafen. Zu unsere Freude treffen wir nach einem erholsamen Nickerchen,  eine hübsche Französin,  mit der wir geminsam die traditionelle Pisco Distellerie Los Nichos suchen gehen. Wenn das jedesmal so einfach wäre. Sich kurz hinlegen und dann taucht auch eine hübsche blonde Französin auf. :D Wir sollten das öfters versuchen. Die Sprachwissenschaften studierende Französin , frägt auf fließendem Spanisch nachdem Weg und Joshi hat sogar die Chance seine letzten verbliebenen Französisch Kenntnisse auszupacken. Sie reichen nicht ganz für ein Date am nächsten Abend doch immerhin bis zehn zählen klappt. Wir unterhalten uns fröhlich, auf Englisch, während wir der Pisco Destillierie aus dem 19 Jh. näher kommen. Wir erreichen das Gelände des Familienbetriebes gerade zum Ende einer Führung,  sodass wir die Zeit bis zur nächsten Führung,  mit einem ereignislosen Spaziergang am trockenen Talrand totschlagen. Um halb drei erhebt der freundliche Gastgeber der Destillierie dann endlich das Wort. Auf Spanisch erklärt er uns den den Ablauf einer traditionellen Pisco Herstellung,  von der Traube,  dem Anbaugebiet bis zur reifen Flasche Pisco. Mein Spanisch ist besser geworden , aber die Fachbegriffe und gekonnte Beschreibung des Herstellungsverfahren sind zu ausgefallen als dass ich viel verstehe. Jedenfalls guter Pisco ist "blanca " , also glasklar und man sollte für Pisco Sour den 35 prozentigen nehmen. Bemerkenswert ist auch das aus Tausend Liter Maische letzten Endes nur um die 80 Liter Pisco übrig bleiben. Guter Pisco reift übrigens zwei bis drei Jahre und wird nur zwischen März und September angebaut. Das besondere an den Pisco Trauben des Elqui-Tals ist das Microklima, da es tagsüber über 300 Tage im Jahr Sonne hat,  die Früchte dadurch an Süße gewinnen und Nachts die Temperatur auf Minus Grade fällt und so der Zucker gespeichert wird und nur wenig der süße verloren geht. So viel zu dem was wir von der Führung verstanden haben, welche allerdings für 1000 Pesos mehr als empfehlenswert ist. Zum Abschluss dürfen wir noch drei Sorten Pisco probieren. Der 35 prozentige ist schon schlimm,  der 40 prozentige ähnelt purem Vodka und Joshi gibt mir seinen Becher nach kurzem nippen zurück. Ich bekomme ihn irgendwie hinunter aber ab jetzt werde ich bei Pisco Sour bleiben. Die französische Sprachwissenschaftlerin versteht natürlich fließend Spanisch, bestätigt uns aber, dass wir das wichtigste verstanden haben, worauf ich wirklich stolz bin.

 Zu dritt fahren wir zurück nach La Serena und schon bald übermannt,  diesmal nicht nur Joshi, die Müdigkeit, sodass wir geradeso mitbekommen wie sich die hübsche Französin verabschiedet. Ausgeschlafen kommen wir Abends an unserem Hostel an. Joshi und Ich bereiten unsere Fertigsuppe vor, welche Joshi fast eine halbe Stunde "cremig" rührt, sodass sich bis dahin eine lustige Gruppe am Tisch in dem Vorhof des Hostels versammelt hat. Ein Italiener,  der seit zwei Jahren reist, eine sympathische Schweizerin mit typischem Dialekt,  sowie eine lustige Korsikanerin. Der Abend nimmt Fahrt auf und wird zunehmends lustiger. Ich erkenne die Gunst der Stunde und köpfe den im Elqui -Tal erstandenen Wein, sodass der Abend  ( und Wein) immer schneller und fröhlicher dahinfliest. Es geht wirklich ausgesprochen gut gelaunt zu und es ist sehr schade,  dass wir alle am nächsten Morgen schon früh am Busterminal sein müssen. Joshi und ich trinken die Flasche Wein quasi zu zweit,  bevor wir uns fröhlich irgendwann Nachts schlafen legen. Um halb neun klingelt mein Wecker und ich wache mit etwas schwererem Kopf als gewöhnlich auf, sodass wir den Bus nur geradeso noch pünktlich erreichen. Der Gepäckbeauftragte schaut uns grimmig an, da er jetzt unser Gepäck,  dass bis zur Endstation fährt vor alle anderen platzieren muss, was uns aber nicht weiter stört. Wir schlafen sofort ein, während der Bus sich auf den Weg zum angeblich schönsten Strand Chiles macht.

Montag, 18. Mai 2015

Tauchen im früheren Walfangdorf Quintay - bis auf 12 Meter Tiefe hinzu einem Schiffswrack

 Viel zu schnell fährt das gelbe Taxi , durch die Kurven,  sodass wir nach einer kurzen Fahrt in dem Fischerdorf Quintay ankommen. Pünktlich, bzw. 10 Minuten vor 12, steigen wir aus dem Taxi aus und laufen auf das Schild mit der Aufschrift "Buceaquintay" zu.  Auf einer Holzveranda hängen mehrere Neoprenanzüge über drei großen Eimern voller Süßwasser in denen weitere Tauchutensilien wie Flossen oder Gasflaschen gelagert werden. Eine Boye baumelt vom Dach , während eine weitere Holztreppe auf die zweite Holzplattform führt,  wo uns Hans, der Chef und Tauchebgleiter,  begrüßt.

 Ein Mädchen steckt schon startbereit in ihrem Tauchanzug,  während wir noch eine Stunde zu warten haben,  in der wir uns das frühere Walfanggelände und heutige Museum anschauen. Schnell überfliegen wir die Bilder des grausamen Walfangs,  bevor wir hinaus auf die frühere Walrampe treten und nervös auf das tobende Meer blicken.  Der Wolkenbehangene Himmel und der leichte Wind lässt die Wellen schäumen und das Wasser tief und dunkel, geheimnisvoll vor uns rauschen. Leicht friert es uns, während wir angespannt einige Minuten das dunkle Blau betrachten.  "Da wollen wir uns wirklich heinwagen? " fragen wir uns aufgeregt und laufen zurück zur netten Tauchschule,  wo uns die 14 jährige aufgeweckt erklärt,  was wir beim anziehen der Neoprenanzüge zu beachten haben. Ich stelle mich mal wieder ungeschickt an, indem ich zu erst mein Anzug falsch herum anziehe, was mir auch schon beim Canyoning gelungen ist, um  dann eine halbe Ewigkeit mit der Taucherbrille herumhantiere, bis ich diese erfolgreich angepasst habe.  Auf jedenfall haben wir alle unseren Spaß,  bekommen sogar noch eine große Tasse Capuccino und Joshi heiße Schokolade mit Marshmellows. Locker scherzen wir mit den fortgeschritteneren Tauchern und die Nervosität verfliegt. Doch spätestens als wir in das , natürlich pinke, Holzboot  einsteigen und auf die aufgewühlte See hinaus tuckern, kommt diese doppelt so stark wieder hoch.
 Die Sauerstoffflaschen liegen bereit, die raue See brandet gegen unser Boot und wir nähern uns langsam einem braun-grauen Riff. Unser Guide befestigt die Gewichte an unserer Hüfte, zieht uns die Flossen an und setzt uns die Sauerstoffflaschen auf. Ich sitze auf der Kante des schaukelnden Bootes,  das tiefe Meer im Rücken und warte auf Anweisungen. Mein Herzschlag pocht in meinen Ohren,  während ich das Mundstück der Atemmaske ansetze und die ersten Sauerstoffreserven aufbrauche. Ich poliere die Brille,  setze sie auf und bin bereit. Zumindest äußerlich. Der Guide zeigt mir den nach oben gestreckten Daumen und ich erwidere das Zeichen nervös. Der Taucheranzug , die Brille und der Plastikschlauch im Mund dämpfen die Geräusche, sodass ich nur noch mein pochendes Herz wahrnehme. Ganz ruhig,  sage ich mir,  als plötzlich meine Füße angehoben werden und ich nach hinten falle. Wasser umgibt mich, die Welt wird kleiner und ich weiß nicht mehr, wo oben und unten  ist. Aufgeregt kehre ich an die Wasseroberfläche zurück,  wo mich mein Guide mit Handzeichen begrüßt. Bereit ? fragt er . Bin ich nicht , zeige ihm trotzdem den Daumen nach oben und wir tauchen ab. Eine andere Welt umgibt mich ,während ich versuche regelmäßig zu atmen. Der Guide packt mich am Arm, weißt auf den Druckausgleich hin und zieht mich tiefer hinab , Richtung Meeresgrund. Aus dem verengten Blickwinkel der Taucherbrille schaue ich mich um. Schwerelos , treibe ich im Wasser , betrachte das in der Ferne trüber werdende Wasser, und den klaren Bereich vor mir,während ich mich angestrengt auf eine ruhige Atmung konzentriere. Es ist ein spezielles Gefühl im Meer zu schweben und trotzdem problemlos atmen zu können.  Regelmäßig weißt mich mein Guide auf den Druckausgleich hin, der mir anfangs nicht allzu gut gelingt. Dennoch tauchen wir tiefer und nähern uns dem Meeresgrund. Mit großen Augen entdecke ich die ersten Fische,  welche teilweise so lang wie mein Arm sind, bevor die ersten Wrackteile eines Walfangbootes vor mir auftauchen. Wir schwimmen durch ein Becken voll Algen,  wo ich den Meeresboden berühren darf und mich von den feuchten Steinen wieder abstoße. Die Zeit vergeht langsamer unter Wasser ,es ist ein Gefühl von Freiheit, dass nach der ersten Nervosität eintritt, und mich alles, außer die verschieden intensiven Farben des Wassers um mich herum, vergessen lässt. Mit der Zeit gelingt mir der Druckausgleich besser und das ist gut so, da es tiefer, Richtung Wrackteile geht. Glitzernde Fische schwimmen an mir vorbei und plötzlich zeigt mein Guide auf einen Pizzateller großen ,orange leuchtenden,  im Wasser schwankenden Seestern. Er bedeutet mir ihn zu berühren und aufgeregt und vorsichtig strecke ich meine Hand aus. Zart berühre ich den weichen Körper , der fast unter meiner Hand wegschwappt,  sodass ich noch einmal etwas fester den sanften Körper streichele. Ich suche nach Lebenszeichen,  wie Augen oder etwas anderes, kann allerdings keine entdecken. Natürlich, Seesterne haben auch keine Augen! Der Guide zieht mich nochmal tiefer und ich spüre den Druck auf den Ohren, als ich das riesige, verrostete Gerüst des früheren , todbringenden Kahns entdecke. Still liegt es auf dem Meeresgrund und zeugt von dem jahrzehntelangen industriellen Walfang an der Küste des übersichtlichen Fischerdorfes. Langsam tauche ich auf das Wrack zu. Algen schwanken sanft zwischen dem Eisen und dem gelben Sand hin und her und ich schwimme die Zeit vergessend durch sie hindurch, bevor ich leicht erschrocken feststelle,  dass mein Guide schon wieder auf dem Weg nach oben ist. Es ist nicht so leicht nach oben zu schwimmen, da das Gewicht einen nach unten zieht,doch es gelingt letzten Endes ohne wirklichen Kraftaufwand. Mit kräftigen Flossenschlägen paddele ich zu meinem Guide,  der vorsichtig meine Sauerstoffanzeige kontrolliert und den Daumen nach oben zeigt.  Fröhlich mit leuchtenden Augen bestätige  ich den Gruß, da taucht Joshi vor uns auf , mit den gleichen vor Freude strahlenden Augen. Unser Guide schießt mit seiner Go Pro noch ein Bild, von uns strahlenden Tauchern, in zwölf Metern Tiefe! Nach einer halben Stunde geht es wieder an die Wasseroberfläche. Obwohl wir gefühlt viel länger unter Wasser wahren , würden wir gerne nochmal runter. Strahlend klatschen Joshi und Ich uns ab, und er berichtet, dass er sogar handgrose, tiefrote Garnelen( oder auch was anderes ) auf seiner Hand, hat halten dürfen. Begeistert tauschen wir unsere Erlebnisse ,zurück in unserem pinken Boot , aus, und schippern fröhlich zurück ans Ufer, wo wir uns noch zwei Tassen Schokomilch mit Marshmellows gönnen. Joshi hätte gerne Haie gesehen und wir lachen gemeinsam nach einem aufregenden,  tollen Tag. Wir sind ja noch jung,  warum sollten wir nicht irgendwann mit Haien tauchen? Doch für heute waren die 12 Meter Tiefe schon spannend genug.  weitere Holztreppe auf die zweite Holzplattform führt,  wo uns Hans, der freundliche Chef und Tauchbegleiter , begrüßt. Ein Mädchen steckt schon startbereit in ihrem Tauchanzug,  während wir noch eine Stunde zu warten haben,  in der wir uns das frühere Walfanggelände und heutige Museum anschauen. Schnell überfliegen wir die Bilder des grausamen Walfangs,  bevor wir hinaus auf die frühere Walrampe treten und nervös auf das tobende Meer blicken.  Der Wolkenbehangene Himmel und der leichte Wind lässt die Wellen schäumen und das Wasser tief und dunkel, geheimnisvoll vor uns rauschen. Leicht friert es uns, während wir angespannt einige Minuten das dunkle Blau betrachten.  "Da wollen wir uns wirklich hineinwagen? " fragen wir uns aufgeregt und laufen zurück zur netten Tauchschule,  wo uns die 14 jährige aufgeweckt erklärt,  was wir beim anziehen der Neoprenanzüge zu beachten haben. Ich stelle mich mal wieder ungeschickt an, indem ich zu erst mein Anzug falsch herum anziehe, was mir auch schon beim Canyoning gelungen ist, um  dann eine halbe Ewigkeit mit der Taucherbrille herumhantiere, bis ich diese erfolgreich angepasst habe.  Auf jedenfall haben wir alle unseren Spaß,  bekommen sogar noch eine große Tasse Capuccino und Joshi heiße Schokolade mit Marshmellows. Locker scherzen wir mit den fortgeschritteneren Tauchern und die Nervosität verfliegt. Doch spätestens als wir in das ,knall pinke, Holzboot  einsteigen und auf die aufgewühlte See hinaus tuckern, kommt diese doppelt so stark wieder hoch. Die Sauerstoffflaschen liegen bereit, die raue See brandet gegen unser Boot und wir nähern uns langsam einem braun-grauen Riff. Unser Guide befestigt die Gewichte an unserer Hüfte, zieht uns die Flossen an und setzt uns die Sauerstoffflaschen auf. Ich sitze auf der Kante des schaukelnden Bootes,  das tiefe Meer im Rücken und warte auf Anweisungen. Mein Herzschlag pocht in meinen Ohren,  während ich das Mundstück der Atemmaske ansetze und die ersten Sauerstoffreserven aufbrauche. Ich poliere die Brille,  setze sie auf und bin bereit. Zumindest äußerlich. Der Guide formt Zeigefinger und Daumen zu einem Kreis und ich erwidere das Zeichen für "alles ok" nervös. Der Taucheranzug , die Brille und der Plastikschlauch im Mund dämpfen die Geräusche, sodass ich nur noch mein pochendes Herz wahrnehme. Ganz ruhig,  sage ich mir,  als plötzlich meine Füße angehoben werden und ich nach hinten falle. Wasser umgibt mich, die Welt wird kleiner und ich weiß nicht mehr, wo oben und unten  ist. Aufgeregt kehre ich an die Wasseroberfläche zurück,  wo mich mein Guide mit Handzeichen begrüßt. Bereit ? fragt er . Bin ich nicht , lege trotzdem Zeigefinger auf Daumen und wir tauchen ab. Eine andere Welt umgibt mich ,während ich versuche regelmäßig zu atmen. Der Guide packt mich am Arm, weißt auf den Druckausgleich hin und zieht mich tiefer hinab , Richtung Meeresgrund. Aus dem verengten Blickwinkel der Taucherbrille schaue ich mich um. Schwerelos , treibe ich im Wasser , betrachte die in der Ferne trüber werdende Unterwasserwelt, und den klaren Bereich vor mir,während ich mich angestrengt auf eine ruhige Atmung konzentriere. Es ist ein spezielles Gefühl im Meer zu schweben und trotzdem problemlos atmen zu können.  Regelmäßig weißt mich mein Guide auf den Druckausgleich hin, der mir anfangs nicht allzu gut gelingt. Dennoch tauchen wir tiefer und nähern uns dem Meeresgrund. Mit großen Augen entdecke ich die ersten Fische,  welche teilweise so lang wie mein Arm sind, bevor die ersten Wrackteile eines Walfangbootes vor mir auftauchen. Wir schwimmen durch ein Becken voll Algen,  wo ich den Meeresboden berühren darf und mich von den feuchten Steinen wieder abstoße. Die Zeit vergeht langsamer unter Wasser ,es ist ein Gefühl von Freiheit, dass nach der ersten Nervosität eintritt, und mich alles, außer die verschieden intensiven Farben des Wassers um mich herum, vergessen lässt. Mit der Zeit gelingt mir der Druckausgleich besser und das ist gut so, da es tiefer, Richtung Wrackteile geht. Glitzernde Fische schwimmen an mir vorbei und plötzlich zeigt mein Guide auf einen Pizzateller großen ,orange leuchtenden,  im Wasser schwankenden Seestern. Er bedeutet mir ihn zu berühren und aufgeregt und vorsichtig strecke ich meine Hand aus. Zart berühre ich den weichen Körper , der fast unter meiner Hand wegschwappt,  sodass ich noch einmal etwas fester den sanften Körper streichele. Ich suche nach Lebenszeichen,  wie Augen oder etwas anderes, kann allerdings keine entdecken. Natürlich, Seesterne haben auch keine Augen! Der Guide zieht mich nochmal tiefer und ich spüre den Druck auf den Ohren, als ich das riesige, verrostete Gerüst des früheren , todbringenden Kahns entdecke. Still liegt es auf dem Meeresgrund und zeugt von dem jahrzehntelangen industriellen Walfang an der Küste des übersichtlichen Fischerdorfes. Langsam tauche ich auf das Wrack zu. Algen schwanken sanft zwischen dem Eisen und dem gelben Sand hin und her und ich schwimme, die Zeit vergessend, durch sie hindurch, bevor ich leicht erschrocken feststelle,  dass mein Guide schon wieder auf dem Weg nach oben ist. Es ist nicht so leicht nach oben zu schwimmen, da das Gewicht einen nach unten zieht,doch es gelingt letzten Endes ohne wirklichen Kraftaufwand. Mit kräftigen Flossenschlägen paddele ich zu meinem Guide,  der vorsichtig meine Sauerstoffanzeige kontrolliert und aus Daumen und Zeigefinger wieder ein Loch formt .  Fröhlich mit leuchtenden Augen bestätige  ich den Gruß, da taucht Joshi vor mir auf , mit den gleichen vor Freude strahlenden Augen. Unser Guide schießt mit seiner Go Pro noch ein Bild, von uns strahlenden Tauchern, in zwölf Metern Tiefe! ( ich versuche gerade dieses per mail nachgeliefert zu bekomen)Nach einer halben Stunde geht es wieder an die Wasseroberfläche. Obwohl wir gefühlt viel länger unter Wasser wahren , würden wir gerne nochmal runter. Strahlend klatschen Joshi und Ich uns ab, und er berichtet, dass er sogar handgrose, tiefrote Garnelen( oder auch was anderes ) auf seiner Hand, hat halten dürfen. Begeistert tauschen wir unsere Erlebnisse ,zurück in unserem pinken Boot , aus, und schippern fröhlich zurück ans Ufer, wo wir uns noch zwei Tassen Schokomilch mit Marshmellows gönnen. Joshi hätte gerne Haie gesehen und wir lachen gemeinsam nach einem aufregenden,  tollen Tag. Wir sind ja noch jung,  warum sollten wir nicht irgendwann mit Haien tauchen? Doch für heute waren die 12 Meter Tiefe schon spannend genug.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Ein Graffiti, ein Irish-Pub und Pablo Neruda, im bezaubernden Valparaiso.

Eine von ihren Künstlern,  Dichtern verzauberte Stadt, so sagt man. Ohne Stadtkarte, dafür mit gezücktem Foto schlendern wir die kunstvollen Gassen entlang, und tatsächlich überkommt uns der Drang den Moment für immer festzuhalten. Am frühen Nachmittag verlassen wir unser Hostel zwischen dem Cerro Alegre und Cerro Concepcion, welche als Künstlergegend in einer Stadt voll von "Pintadores" gilt. Während wir durch die ruhigen Straßen laufen, entdecken wir alle zwei Meter neue Wandmalereien, kunstvolle Graffiti, Mosaik bedeckte Treppen , mit Figuren geschmückte Fensterläden der stilvollen Cafés, Bars oder Gassen voller kleiner Kunstgeschäfte, in denen jede Art von Schmuck, moderne Kunst, Ölmalereien, Holzfiguren und kreative, neuartige Kunst darauf wartet, berühmt zu werden. Die bemalten Häuser, die Strasenkunst und die geduldigen Maler führen uns wie in einem Film über die Kopfsteinpflaster des wirren Straßensystems, an welchem sogar Google Maps chancenlos scheitert. Plötzlich erreichen wir das Ende einer Gasse und ein unglaublicher Blick auf die bunten, den Hügel hinaufwachsenden Häuser und dem blau glitzerndem Meer im Augenwinkel, verzaubert uns nun endgültig. Nach unserer ersten Nacht im Hostel Jacaranda, in welchem meterhohe Räume scheinbar planlos mit einem von Spiegeln verzierten Flur verbunden sind , wartet Pablo Nerudas bekanntestes Haus auf uns.



 Pablo Neruda ist vielleicht der berühmteste Chilene, neben Salvador Allende und Augusto Pinochet, und bekannt als Dichter, der es zu Reichtum gebracht hat, dem jedoch viele Chilenen nachsagen, er hätte das Meiste nur dank seines großen Freundeskreises erlangt. Wieder folgen Joshi und Ich den bunten Gassen auf den Friedhof,  der allerdings nicht erwähnenswert ist, hoch zu dem neuen Kunstzentrum der Stadt,  wo gerade die besten Studenten Chiles, Ihre modernen, architektonischen Entwürfe präsentieren. Die Pläne der unterschiedlichen Gebäude sind interessant und gut präsentiert,  jedoch finden wir die hübschen Studentinen mindestens genauso Sehenswert. Der kurze Abstecher auf dem, jugendlichen Charme versprühenden Kunstpark, hat sich also gelohnt. Nach einer kleinen Pause unter schattenspendenden Palmen,  auf einer, natürlich,  kunstvollen Plaza, erreichen wir bald, das Haus von besagtem Dichter. Gespannt betreten wir das perfekt gelegene Haus. Neruda suchte angeblich über ein Jahr nach einem passenden Platz,  bevor er mit dem, ebenfalls Jahre andauernden, Bau begann. Joshi voran betreten wir den Eingangsbereich und unsere Füße gleiten über ein Mosaik, bevor wir eine Treppe , diesmal an einem Wandmosaik vorbei,  ins erste Geschoss gelangen. Die lichtdurchfluteten Räume sind mehr als kurios eingerichtet. Die Wände, Möbel,  Böden und Decken sind voll mit ungewöhnlichen Malereien, Landkarten, exotischen Kunstgegenständen, speziellen Kleidern aus der ganzen Welt und extraordinärem Besteck. Natürlich alles in wild konzipierten Räumen. Allen voran Joshi , aber auch Ich, kann nicht nachvollziehen was an dem, mit abartiger Kunst vollgestopften Haus, schön ist und trotzdem übt esspeziellen, zumindest auf mich, eine Faszination aus. Außerdem ist das Panorama über die bunte Stadt und dem Meer wohl tatsächlich das Beste in ganz Valparaiso.  Gegen späten Mittag erreichen wir wieder die Hauptstraße, entlang der Küste,  wo wir in einer Seitengasse, gut und günstige Pizza essen und den netten Web-Designer Francisco kennen lernen. Außerdem kauft Joshi drei Spray-Dosen , denn wir haben beschlossen es zu wagen, uns heute Nacht , illegal,  in einem verborgenen Winkel der Stadt, zu verewigen. Um 11 Uhr Nachts schalten wir die Playstation aus , ziehen die Bufftücher übers Gesicht und packen die Spray-Dosen in den Rucksack , bevor wir hinaus auf die dunklen Gassen treten. Meiner Meinung nach sind zu viele Menschen in den Gassen um ungestört Sprayen zu können,  aber vielleicht bin ich auch nur nervös.
"Lass uns vorher ein Pisco Sour trinken gehen, dann läuft das Graffiti von alleine " schlage ich Joshi vor, der sofort zustimmt und hochmotiviert zu der tagsüber ausgeguckten Wand läuft,  an der wir sprühen wollen.
Zügig biegen wir in die Seitengasse ein und laufen auf den geschlossenen Ascensor zu, wo wir rechts auf eine staubige Steintreppe überwechseln. Langsam schreiten wir die schmutzigen,  nur schwach beleuchteten Treppenstufe hinab. Schon nach den ersten Stufen tauchen im Schatten einer Ecke drei Frauen auf , nur um ein paar Stufen später an einer weiteren unheimlich wirkenden Gruppe vorbeizulaufen. "Habt ihr mehr Kokain?" fragen sie uns und wir gehen schnell weiter.
"Hier wollen wir sprayen? " stelle ich das Unterfangen kritisch in Frage .
"Ja das klappt schon ! " bleibt Joshi optimistisch und das ist gut so,  den der Abend sollte noch unvergesslich werden.
Wir klappern die beleuchteten Bars der Stadt ab , finden jedoch, erst nach mehreren Abzweigungen, eine einladende und nicht überfüllte Bar, die guten Pisco Sour anbietet. Zum ersten Mal probieren wir original gemixten Pisco Sour und sind begeistert. Das werden wir in Deutschland auf jedenfall einführen und so beschließen wir eins zwei Flaschen zu importieren. Gemütlich trinken wir den Pisco , während wir immer besser gelaunt sind und mit neuem Mut, über neue Gegenden zum sprayen nachdenken. Es ist Mitternacht,  als wir in eine schmale, dunkle und verlassene Gasse nach Graffiti geeigneten Wänden Ausschau halten. Vor einer verstaubten Ruine entscheiden wir ein schlechtes Graffiti zu übersprühen. Um genau zu sein Joshi entscheidet es , da er sich mit Graffiti auskennt und ich diesmal ahnungslos bin. Deshalb laufe ich auch nervös die Straße ab, um ungebetene Besucher rechtzeitig zu erspähen. Joshi zieht sich sein Buff-Tuch über Nase und Mund , ehe er gekonnt anfängt zu sprayen. Gefühlt viel zu laut krächzen die Dosen,  während sich die Wand langsam färbt und die Buchstaben "JF" deutlicher werden. Plötzlich höre ich Schritte und warne Joshi fast zu spät,  sodass ein älteres Pärchen leicht irritiert an uns vorbei schlendert.
"Hola " begrüßt Joshi sie halblaut bevor sie wortlos weiter laufen.
Gerade hatte ich mich an den Sound der Spray-Dosen gewöhnt,  doch jetzt bin ich wieder leicht nervös, obwohl ich langsam das Gefühl bekomme, dass es hier sowieso niemand interessiert und falls die "Carabinieros" kommen, rennen wir eben. Trotzdem drehe ich mich fünf Minuten später erschrocken zu Joshi um.
"Da vorne gingen gerade die Lichter an, was wenn sich der Nachbar beschwehrt? "
Aber auch diesen, und ich bin mir sicher er hat den Sound der Dosen gehört, kümmert es überhaupt nicht.  Das Graffiti nimmt allmählich Gestalt an, während wir entspannter werden und die Nacht voranschreitet . Gerade als ich mich ebenfalls an ein grausam schlechtes Graffiti wage, werden wir etwas zu locker. Ein Pärchen ertappt uns quasi auf frischer Tat, bevor wir gespielt relaxed so tun, als schauen wir uns auf meinem Foto die Bilder an, doch alleine der Geruch verrät Ihnen, wer das neue , glänzenden Graffiti gemalt hat.
"Hola "begrüßt Joshi auch sie. Ich dagegen atme erst wieder tief durch, nachdem sie, ohne ein Wort zu sagen, an der nächsten Ecke verschwinden. In der schwarzen Nacht malt Joshi das Graffiti immer entspannter zu Ende und auch ich gebe das hin und her laufen bald auf und wir schießen lachend Selfies. Stolz auf sein Bild läuft Joshi voran,  nachts um eins zurück in unser Hostel,  wo er eine Nachricht von Francisco erhält, der gerade mit einer Peruanischen Freundin in einem Irish-Pub chillt. Wir beschließen den Abend mit ihnen ausklingen zu lassen,  sodass wir bis um 4 Uhr morgens mit ihnen internationales Bier trinken. Die Peruanerin ist sowie der Chilene sympathisch und hübsch,  sodass wir uns super verstehen und bis heute mit Francisco Kontakt halten.
 Am nächsten Morgen schlafen wir aus , bevor wir Bundesliga Radio hören, um danach um den Abstiegsbedrohten HSV zu zittern. An dieser Stelle grüße an Opa Wetzel: Mittlerweile zeigt sich mal wieder, der Dino steigt einfach nicht ab. :D Am letzten Tag setzt sich Joshi zu den vielen Künstlern und beginnt ebenfalls zu zeichnen , während ich das Meer entlang schlendere,  was allerdings durch die direkt an der Küste verlaufende Bahn Strecke nicht allzu schön ist, bis zum Hafen,  wo Gaukler vor den vielen kleinen Holzbooten und großen Frachtern, bewacht von den grauen Kriegsschiffen, die Horde Touristen bei Laune halten.
 Während ich es genieße Mal wieder alleine durch die Straßen zu schlendern, lasse ich meinen Gedanken freien Lauf und stelle fest wie schön das Leben ist und bedanke mich innerlich für die tolle Zeit. Es macht mir Spaß alle möglichen philosophischen Gedanken in die verschiedenen Richtungen zu spinnen, um vor allen Dingen festzustellen: Ich möchte in meinem Leben meinen Gedanken, meinen Ideen irgendwie Ausdruck verleihen, sowie die vielen Künstler hier auch.  Gerade in Sachen Umwelt und Toleranz in einer globalisierten Welt, sollte unsere Generation sich nicht hinter dem Schreibtisch und dem Luxus der Industrienation Deutschland verkriechen,  sondern versuchen etwas zu bewegen. Wir sollten uns verstärkt mit den Nationen und deren Situation beschäftigen,  in die wir exportieren.  Wirtschaft geht umweltfreundlich und fair da bin ich mir sicher. Jeder kann dazu etwas beitragen, auch wenn es nur die Erdbeere aus Spanien ist, auf die wir verzichten oder der albanische Hauptschüler,  dem wir mit offenem Herzen eine Chance geben. Aber gut Denken ist leicht,  handeln oftmals schwer, denn auch ich liebe die Bananen aus Ecuador. Vom Hafen aus, schlendere ich zu einem hundert Jahre alten "Ascensor" . Gespannt betrete ich die klapprige Stahlkabine und betrachte die verrosteten Zugseile. Langsam ruckelt der Kasten fast 90 Grad steil hinauf, um nach zwei drei Minuten zwischen zwei Häusern stehen zu bleiben. Direkt vor dem Nationalen Kunstmuseum trete ich auf die Straße, bezahle den Eintritt für "Extranjeros" und betrete das mit Ölmalereien gefüllte,  stille Museum. Ich habe nicht allzu viel Kunstinteresse und trotzdem ist es interessant, die verschiedenen Bilder auf mich wirken zu lassen . Mal bleibe ich beeindruckt länger stehen,  ein anderes Mal laufe ich nach einem flüchtigen Blick weiter, bis ich nach einer Stunde durch bin, und zurück zu Joshi,  der im Hostel auf mich wartet, laufe.

 Dort angekommen reservieren wir die Tauchtour für morgen.  12 Meter tief im Meer und das beim ersten Tauchversuch? !