Donnerstag, 21. Mai 2015

Chuquicamata, der größte Kupfertagebau der Welt - viele Superlative, Fakten und ein Gespräch mit zwei Arbeitern

Ich greife mir zwei orange leuchtende Westen und zwei rote Plastik Helme, reiche jeweils eines davon an Joshi weiter,sodass wir kurz darauf wie Baumeister aussehen und bereit für unseren Besuch der größten Tagebau Mine der Welt sind. Gestern, in den frühen Morgenstunden,  sind wir in der Arbeiterstadt Calama, nach einer für Joshi ermüdenden Nacht , angekommen. Bei einer Peruanischen Gastgeberin mieteten wir für eine Nacht ein Zimmer , und erholten uns erstmal von der nächtlichen Busfahrt, um jetzt wachsam die Reise durch die Kupfermine Chuquiquamata zu starten. Der englischsprachige Guide erhebt das Wort und die rund zwanzig köpfige Gruppe in dem kleinen Büro der Staatlichen Gesellschaft CODELCO lauscht seinen Anweisungen. Den Helm erst absetzen wenn er es erlaubt,  nur von ihm ausgewiesene Wege nehmen und bei Erdbeben Ruhe bewahren , unterweist er uns in die Regeln des Ausflugs.
 Die Gesteinsarten in den chilenischen Minen

Wir treten vor das Bürogebäude,  wo eine Platte des Endproduktes,  also reines Kupfer steht. Der Kupfergehalt beträgt 99,99 Prozent und wird in drei Schritten hergestellt,  dazu aber später mehr. Bevor wir in den Bus einsteigen lässt uns der Guide noch einmal staunen. Am Tag werden ca 1000 Tonnen Kupfer hergestellt und somit ein ungefährer Umsatz von 6 Mio. US Dollar pro Tag erwirtschaftet. Über die Fakten nachdenkend werden wir mit dem  Bus zur Kupfermine gefahren. Der 2006 umgesiedelte gleichnamige Vorort,  dient als Museum und so beginnt hier die Führung. Über die verlassene Plaza laufen wir in die frühere Apotheke der Siedlung und der Guide erklärt, dass CODELCO 70 Prozent der Umzugskosten getragen hat und bis heute Strom und Wasser den betroffenen Familien bezahlt - bei 6 mio. $ am Tag lohnt sich das wohl. Unser Guide erklärt uns die drei Schritte der Kupferherstellung : Das Gestein wird abgetragen und das Kupferhaltige aussortiert. Am Tag werden 400.000 Tonnen kupferloser Schutt abgetragen und die Mine hat mit 1,5 Prozent Kupfergehalt einen hohen Ertragswert. Zum Vergleich der in den nächsten Jahren beginnende Untertagebau hat nur um die 0,7 Prozent Kupfergehalt und trotzdem wird mit insgesamt 1000.Kilometern das längste Tunnelsystem der Welt gebaut!  Im zweiten Schritt wird das Kupferhaltige Gestein zermahlen, um dann erhitzt zu werden, wobei sich während des Schmelzvorganges das Kupfer vom Rest des Gerölls trennt. Dieses wird dann in Platten gegossen, abgekühlt und dann mithilfe des Elektrolyseverfahrens ( Kupfer wird bei einer gewissen Spannung stärker als alle anderen Stoffe vom Pluspol angezogen)  bis zu 99,99 zu reinem Kupfer verwandelt.  Dabei wurde jahrelang Süßwasser!  verwendet und das verschmutzte Wasser wird die Umwelt,  auch wenn es Wüste ist, noch lange belasten, weshalb immerhin heutzutage Salzwasser verwendet wird und erstaunliche 85 % des Schmutzwassers gereinigt und wiederverwertet wird.  Nachdem unser Guide abwechselnd auf englisch und spanisch  ( das ist auch eine Kunst )  grob den Vorgang erklärt hat, frage ich ihn was passiert wenn der Tagebau 2017 geschlossen wird. Er erklärt mir das Chile, welche ca 1/3 der weltweiten Kupfervorkommen besitzt, noch für Generationen Kupferreccourcen zur Gewinnung hat, aber trotzdem schon heute an besseren Verfahren zur Gewinnung des wertvollen Minerals gearbeitet wird. Übrigens die größten Abnehmer sind mit fast 50 % China und danach Europa mit um die  30 % . Nur ein auffallend geringer Teil des Kupfers bleibt in Chile selbst. Wie auch immer, wir setzen wieder unsere Bauarbeiter Helme auf und der Bus fährt uns ins Gelände der Mine, während Joshi fröhlich Bob der Baumeister anstimmt. Ich falle mit ein bevor wir nach einigen kuriosen Blicken der anderen Tourteilnehmer leiser werden. Nach einer kurzen staubigen Fahrt steigen wir auf über 4000 Metern Höhe aus. Unser Guide weißt nochmal auf Erdbeben hin, welche wohl nicht so selten für die Gegend sind und mahnt uns in diesem Falle ruhe zu bewahren. Wir betreten den staubigen Besucherplatz, wo uns als erstes die riesigen Trucks auffallen. Natürlich Made in Germany, wühlen die 8 Meter großen Laster mit ihren 40.000 US $ teuren, nur 8 Monate lang haltbaren Reifen,  die sandige Piste auf. 3 Liter pro Minute, verbrauchen die Ungeheuer, d.h  sie verbrauchen am Tag so viel, womit ein Pkw bei normalem Verbrauch gut zwei Jahre lang auskommt. Wahnsinn!
 14.000 Arbeiter halten die Mine 24 h am Tag 365 Tage im Jahr, mittels drei Wochen Schichten  ( drei Wochen arbeiten /drei Wochen frei) am laufen. Joshi und ich betreten die Aussichtsplattform und unter uns erstreckt sich die 5000m lange, 3000 m breite und 1000 Meter Tiefe Mine. Die wie Matchboxautos wirkenden Trucks kämpfen sich die ringsum, serpentinenartig in den Fels gesprengten "Straßen" hoch um noch mehr Schutt abzutragen. 400.000 Tonnen Schutt werden täglich abtransportiert! Staunend blicken wir auf die graue, mit Allergien und mehr auslösenden Staub, benebelte Mine. Grau, schwarz,weiß braun rotes Gestein , soweit das Auge reicht. Die Mine passt selbst von hier oben nicht auf ein Bild und selbst ein Blick kann die Größe der superlativen Mine bei weitem nicht erfassen. Nach einigen Minuten steigen wir wieder in den Bus, und verabschieden uns von der Mine,  welche die ,für die chilenische Wirtschaft und Bevölkerung so wichtige Kupfergewinnung, symbolisiert. Der Gewinn, welche die staatliche Gesellschaft CODELCO  erwirtschaftet, fließt angeblich zu hundert Prozent in einen staatlichen Fundus, von wo aus das Geld zu allgemein Zwecken verwendet wird und die Codelco , Geldbeträge für den eigenen Verbrauch, jedesmal neu beantragen müssen. Joshi und ich sind auf jeden Fall beeindruckt, was die Menschheit mit Chuquicamata erschaffen hat. Abends schlagen wir die Zeit in einem kleinen Restaurant mit Guten Churrascos und kostenlosem Tee tot, testen unsere Spanisch Kenntnisse mit zwei Arbeitern, die berichten, dass ein Arbeiter im Norden zwischen 600-800 Euro im Monat verdient. Dies ist zwar über dem Durchschnittswert in Chile  ( Santiago 500€) doch ist es, bedenkt man die ungesunde, harte Arbeit in den Minen sehr wenig. Ich als dualer Student verdiene mehr, dass erscheint mir ungerecht, doch die beiden Arbeiter machen einen sehr zufriedenen Eindruck,  beschweren sich nur lachend über die etwas zu teuren Preise,  die in vielen Bereichen zum Beispiel was Lebensmittel angeht, genauso oder sogar teurer als bei uns sind. Einzig die Restaurants, der Sprit, öffentliche Transportmittel und die Hostels  ( Grundstuckspreis kann ich nicht bewerten) ,ich gehe aber schwer davon aus sind auch günstiger als bei uns. Ein Mittagsmenü mit Vorspeise, Hauptspeise, Beilage, Getränk und Nachttisch für 5€- ich würde nicht mehr kochen. (;  Nachts um 10 spielen Joshi und ich noch solange Fußball am Busterminal bis wir es verboten bekommen. Genau in dem Moment kommt jedoch der Bus,  sodass wir gut gelaunt durch die Nacht nach San Pedro de Atacama fahren. Das wird spannend nachts um eins ein Hostel zu finden,  zumal morgen in San Pedro de Atacama Feiertag ist und ein langes Wochenende ins Haus steht.  

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